Musik an sich


Reviews
Zeitkratzer

Kore - Zeitkratzer peformes Reinhold Friedl


Info
Musikrichtung: Contemporary Music

VÖ: 26.02.2016

(Zeitkratzer Production / Karlrecords)

Gesamtspielzeit: 49:02

Internet:

http://www.zeitkratzer.de


Die Geschichte:

Das neue Zeitkratzer-Album basiert auf einer Komposition des Masterminds der Band, Reinhold Friedl. Die Stücke “Kore 1 & 2“ sind neue Interpretationen der Komposition Xenakis, welche Friedl als Hommage an den französich-griechischen Komponisten und Musiker Annis Xenaris im Jahr 2007 schrieb und interpretierte. Dieses Stück war noch sehr stark von der Technik der „amplified instruments“, also elektronisch verstärkter und verzerrter Instrumente, angelehnt an Künstler wie Merzbow oder Karkowski angelehnt. Die Technik führt nicht nur zu einer höheren Lautstärke, sondern bietet einen anderen „Blick“ auf die Sounds, welche die Instrumente machen. Um es in einfachen Worten auszudrücken: es entstehen völlig neue Sounds und Klänge.

Das Album:

Nun, gut neun Jahre später, interpretiert Friedl dieses Werk mit seinem inzwischen als Flaggschiff der "Contemporary Music" zu bezeichnenden Band Zeitkratzer . Live performt im Klub Katarakt in Hamburg 2013 wurden die entstandenen Aufnahmen nun auf CD und Vinyl gepresst.

Die entstandene Musik, oder besser die Sounds, sind wieder ein Stück weit weniger melodisch und (scheinbar) strukturiert als das fast zeitgleich erscheinende Aus den sieben Tagen. Bei Kore geht es wieder um Sound, Sound, Sound. So sägen im ersten Stück minutenlang verzerrte Saiteninstrumente über einer bedrohlichen Perkussion, vereinzelten Glocken und Klavierklängen sowie dem elektronischen Dröhnen in den Gehörgängen. Bei genauem Hinhören passiert natürlich auch hier wieder jede Menge im Untergrund: Glocken, Perkussion, Sounds, man muss sich den Weg eben freikratzen.

Der Übergang in “Part 2“ ist lückenlos, aber am Wegfallen der sägenden Saiteninstrumente zu erkennen. Nun entwickelt sich das Stück mehr zu einem dunklen Drone über krachender Perkussion, zu der ein unverfremdetes Klavier eine chaotische Melodie spielt. Die Saiteninstrumente tauchen jedoch auch wieder auf, und so wälzt sich das geordnete (?) Chaos seinem Ende entgegen.

Kore ist typisch Zeitkratzer, und eben auch nicht. Dies liegt an der elektronischeren Ausrichtung, dem stärker an Drones angelehntem Klang. Das bindet das tosende Chaos tatsächlich zu einer 45-minütigen Einheit. Schwere Kost, wie man sie von Zeitkratzer gewohnt ist, in hoher Präzision. Im Vergleich zu Aus den sieben Tagen fällt es etwas ab, aber eigentlich verbietet sich der Vergleich.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Kore part 123:42
2 Kore part 225:20
Besetzung

Leitung, Piano: Reinhold Friedl
Klarinetten, Saxophone: Frank Gratkowski
Frenchhorn: Hild Sofie Tafjord
Posaune: Hilary Jefferey
Sampler: Marcus Weiser
Perkussion: Maurice de Martin
Violine: Burkhard Schlothauer
Cello: Anton Lukoszevieze
Kontrabass: Ulrich Philipp
Ton; Martin Wurmnest
Licht: Andreas Harder


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>