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Joe Jackson

Live at Rockpalast (DVD)


Info
Musikrichtung: Rock / Wave / Soul

VÖ: 30.03.2012 (1980/83)

(WDR / MiG / Intergroove)

Gesamtspielzeit: 266:00


1982/83 war DAS Jahr für Joe Jackson. Mit der Single „Steppin‘ out“ aus seinem fünften Album Night and Day ging er durch die Decke. Nach dem Auftritt in der WDR Rocknacht im April 1983 war er zur festen Institution in der europäischen Rock-Szene geworden. Anders als bei vielen Rocknacht-Gästen, die davor (zumindest in Europa) No Names waren, die bislang nur einem Insider-Kreis ein Begriff waren, und nun urplötzlich auf der musikalischen Landkarte erscheinen, sattelte Jackson seinen Auftritt auf eine bereits gut geölte Karriere auf.

Eins war schon damals klar – und bis heute hat sich das bis in Extreme gesteigert – Stillstand gibt es bei Joe Jackson nicht. Waren seine ersten beiden Alben zwar bereits recht vielfältig, aber klar innerhalb der Grenzen von Punk, Wave, Ska angesiedelt, experimentierte er in der Folgezeit mit Jazz, Swing, Soul und einigen anderen Stilen, die für den typischen Punk von Nebenan in die ferne Welt der Eltern oder Großeltern gehörten.

Und so brodelte auf der Bühne der Grugahalle im April 1983 ein facettenreiches Gebräu, das von aggressivem Punk, treibendem Swing, schweißtreibendem Soul bis hin zu völlig unpeinlich gefühlvollen Balladen hin und her schwappte.
Jackson konnte sich bei seinem Auftritt auf eine fantastische Mann- und Frauschaft verlassen. Graham Maby, Sidekick seit alters her, spielte seine Rolle zwischen Clown, Flummy, Co-sänger und vor allem Bassisten mit spitzbübischer Freude. Sue Hadjopoulos verdrosch ihre Congas mit einer derartig gefühlvollen Hingabe und Feuer, dass sie immer wieder vom hinteren Bühnenrand her zur Frontfrau wurde.
Da vergisst man dann irgendwann, dass bei einer Rockband doch der Gitarrist im Mittelpunkt stehen soll. Bei Joe Jackson tut er das nicht. Und er nimmt das noch nicht mal übel, weil es ihn nämlich gar nicht gibt. Aber das fällt bei der Gesamtleistung so wenig auf, dass ich es erst bemerkt habe, als ich die Besetzungsliste abgetippt habe.

Eine fantastische Truppe, die die Grugahalle in Essen in null komma nix um den Finger wickelte. Wahnsinn!
Rockpalast typische Extras, wie das Interview, das mit den Bands in der Regel in den Umbaupausen geführt wurden, gibt es hier nicht. Ob man die relativ kurze Diashow als Bonus zu einer DVD wirklich braucht, lassen wir mal dahin gestellt.

Auf der zweiten DVD findet sich zu einem ein Konzert aus Hamburg – nur wenige Wochen vor dem großen Auftritt – in gleicher Besetzung, praktisch gleichem Programm und vergleichbarer Stimmung. Ist alles in allem, trotz der drei zusätzlichen Stücke, die in Essen nicht gespielt wurden, nicht so der große Zugewinn.
Vielleicht ist eins noch etwas deutlicher, als in Essen. Jackson freute immer wieder ein Loch in den Bauch – noch stärker, als in Essen schien es, als könne er kaum glauben, was da im Saal abging. Und really, dieser schlaksige magere Milchbubi mit Halbglatze und schlabrigen Gewändern, sah nun wahrlich nicht wie ein Rockstar aus – und dennoch ging von ihm ein Charisma aus, das ihn klar zum Mittelpunkt der Show machte. Das gilt für alle drei Konzerte

Ein größerer Gewinn als Bonus zur ersten DVD ist allerdings das Kölner Konzert von 1980. Hier steht der Punk Jackson auf der Bühne, der in seiner Präsenz gelegentlich an Johnny Rotten erinnert. Die Rauheit und Direktheit der ersten beiden Alben ist hier live eingefangen. Ein wirklich tolle Ergänzung zum gereiften Jackson von 1983.



Norbert von Fransecky



Trackliste
DVD 1
Grugahalle Essen, 16./17. April 1983
1 On your Radio 4:59
2 Another World 5:11
3 Sunday Papers 5:33
4 Look sharp! 4:23
5 Breaking us in two 5:12
6 Is she really going out with him 4:20
7 Target 2:43
8 TV Age 5:09
9 Tuxedo Junction 5:57
10 Steppin’ out 4:45
11 Beat crazy 4:10
12 One more Time 3:08
13 A slow Song 8:37
14 Uptight 1:36
15 The Tears of a Clown 1:54
16 I’m gonna make you love me 2:58
17 How sweet it is to be loved 2:25
18 Heatwave 3:07
19 Uptight 1:31
20 I’m the Man 5:21

Extra: Sildeshow


DVD 2
WDR-Studio, Köln, 14. März 1980
1 On your Radio 4:22
2 Friday 4:49
3 Mad at you 4:11
4 Kinda kute 3:25
5 Out of Style 3:04
6 The harder they come 4:05
7 Sunday Papers 5:45
8 One more Time 4:03
9 Fools in Love 4:38
10 Is she really going out with him 6:14
11 Don’t wanna be like that 3:54
12 I’m the Man 5:08


Markthalle Hamburg, 21. Februar 1983
1 On your Radio 5:00
2 Another World 5:04
3 Sunday Papers 5:30
4 Look sharp! 5:19
5 Breaking us in two 5:56
6 Cancer 8:07
9 Real Men 6:00
8 Is she really going out with him 5:28
9 Cosmopolitan 5:38
10 Target 2:16
11 TV Age 6:01
12 Tuxedo Junction 5:56
13 Steppin’ out 4:38
14 Beat crazy 4:17
15 One more Time 4:02
16 A slow Song 8:20
17 Motown Medley 14:58
17.1 Uptight
17.2 The Tears of a Clown
17.3 I’m gonna make you love me
17.4 How sweet it is to be loved by you
17.5 Heatwave
17.6 Uptight
18 I’m the Man 4:57
Besetzung

1983
Joe Jackson (Voc, Piano, Sax)
Graham Maby (B, Voc)
Joy Askew (Keys, Voc)
Ed Rynesdal (Keys, Voc)
Sue Hadjopoulos (Perc, Voc)
Larry Tolfree (Dr, Voc)

1980
Joe Jackson (Voc, Mundharmonika)
Graham Maby (B, Voc)
Gary Sanford (Git, Voc)
Dave Houghton (Dr, Voc)



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