Musik an sich


Artikel
Das Mellotron – ein revolutionäres Instrument und seine Spieler




Info
Autor: Nick Awde

Titel: Mellotron - The Machine And The Musicians That Revolutionised Rock

Verlag: Desert Hearts

ISBN: 978-1-898948-02-5

Preis: € 19.95 (britische Pfund !)

592 Seiten

Internet:
http://www.deserthearts.com/

Der englische Autor und Musiker Nick Awde liefert mit seinem neuen Buch Mellotron - The Machine And The Musicians That Revolutionised Rock ein Stück Musikgeschichte und taucht tief in das sog. goldene Zeitalter des Progressive Rock ein, wenn er sich mit der Entwicklung des Mellotrons, aber auch mit der damit entstandenen Musik beschäftigt. Nun könnte man meinen, dass ein Buch über den ersten analogen ‘Sampler’ der Musikgeschichte nur etwas für Keyboarder und Instrumentenfreaks ist. Tatsächlich beschäftigen sich aber nur wenige Seiten mit der eigentlichen Funktionsweise des Mellotrons und man erfährt, weshalb man einen Ton nur maximal 8 Sekunden am Stück spielen kann (was die Musiker zu einer neuen Spielweise veranlassen musste), damit das Instrument spielbar bleibt. Stromschwankungen sind ebenso Gift für die Intonation des Mellotrons wie hohe Luftfeuchtigkeit oder Kälte-/Wärme-Unterschiede. (Wer mehr über die technischen Aspekte wissen möchte sollte sich zusätzlich ‚The Mellotron Book’ von Frank Samagaio zulegen [erschienen bei Pro Music Press / Hal Leonard]).

Dass das Instrument dennoch für viele Künstler, vor allem im Progressive Rock, aber auch in anderen Musikstilen, von großer Bedeutung war erfährt man in den anschließenden 24 Kapiteln.
Jedes Kapitel enthält ein Interview mit Musikern, die die Anwendung des Mellotrons und die Musik selbst mitgeprägt haben. Zur Einführung der Interviews wird zunächst einmal eine Definitionen des Progressive Rock von Nick Awde vorgestellt die sicherlich zum Verständnis der Auswahl der Interviewpartner, aber auch der Musikrichtung und ihrer Entwicklung mit beiträgt.
Unter den interviewten Musikern sind Größen wie Mike Pinder von den Moody Blues, Ian McDonald (King Crimson oder Foreigner), David Cross (King Crimson), Woolly Wolstenholme (Barclay James Harvest), Tony Banks (Genesis), John Wetton (King Crimson, UK, Asia), Doug Rayburn (Pavlov’s Dog), aber auch jüngere Musiker wie Andy McCluskey (Orchestral Manoeuvres in the Dark) oder Martin Orford (IQ, Jadis) und andere. In jedem dieser Interviews erhält man einen - natürlich subjektiven - Einblick in jeweilige Entwicklung als Musiker und die Begegnungen mit dem Mellotron, aber eben auch über die Musikgeschichte an sich mit vielen kleinen Anekdoten aus dem Nähkästchen. Hier erfährt man, wie die meisten der Anwender eine Hassliebe zum Instrument entwickelten, speziell wenn auf die Live-Auftritte eingegangen wir.

Dass mit wenigen Ausnahmen nur englische Künstler zu Wort kommen, wird vom Nick Awde plausibel damit begründet, dass das Mellotron vor allem ein englisches Phänomen war, weil unter anderem die Kosten für das Instrument in den U.S.A. zu hoch waren. Hier wurde eher die Mutter des Mellotrons, das Chamberlin (benannt nach dem Erfinder Harry Chamberlin) verwendet. Allerdings wurden davon noch weniger Exemplare als vom Mellotron gebaut (nur knapp 800 Stück in verschiedenen Ausführungen).

Schließlich stellt der Nick Awde noch einige weitere Überlegungen zur Entwicklung der Rockgeschichte speziell des Progressive Rock oder zu Konzept-Alben an, so dass man auch hier noch so manches Interessante erfährt, auch wenn man Manchmal anderer Meinung sein kann. Doch so hat man genügend Diskussionsstoff zur Verfügung. Im Anhang finden sich auch noch Listen mit typischen Songs und klassisches Alben, die vom Sound des Mellotron geprägt sind. Man dürfte manchmal sehr überrascht sein, welche Künstler das Mellotron verwendeten.

Alles in allem ist Nick Awdes Mellotron - The Machine And The Musicians That Revolutionised Rock ein Buch, das nicht nur jedem Mellotron Liebhaber, sondern jedem Musikliebhaber, der sich mit den Wurzeln und der Entwicklung der Rockmusik und speziell des Progressive Rock auseinandersetzt, sehr viel und sehr guten Lesestoff bietet. Empfehlung!


Ingo Andruschkewitsch



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