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Tok Tok Tok





Exklusiv-Interview mit Tokunbo Akinro und Morten Klein, Gründer der bekannten Jazz-Formation Tok Tok Tok anlässlich ihres bevorstehenden Auftrittes am 03.05 im „domicil“ Dortmund

MAS: Wie hieß Eure erste LP/CD?

Tok Tok Tok: Tokunbo konnte sich an den Namen nicht genau erinnern, es war eine Single einer türkischen Band. [Nach ausgiebiger Recherche stellte sich heraus, dass es sich um "Im'Nin Alu" von Ofra Haza handelt. - Anm. d. Red.]
Bei Morten waren es die 20 größten Glenn Miller Hits

MAS: Schaut ihr in Plattenläden nach eigenen LP’s/CD’s?

Beide: Zu Beginn unserer Karriere war es tatsächlich so, dass wir nach unseren eigenen Veröffentlichungen sahen. Das hat sich aber gelegt. Als es später einmal Probleme mit dem Vertrieb gab, mussten wir wieder nachsehen. Doch nur um dem Vertrieb Hilfestellung zu geben.

MAS: Wie fühlt Ihr Euch, wenn Ihr 1/3 des Jahres auf Tour seid?

Beide: Wir hatten jetzt eine längere Ruhephase und fühlen uns momentan super. Natürlich ist es so, dass man nach einer längeren Tournee gestresst ist und sich dann auf den Urlaub freut.


MAS: Seht Ihr von den vielen Städten mehr als Hotel und Veranstaltungsort?

Beide: Das muss man differenzieren. Sind wir nur für eine Vorstellung am Ort bleibt, keine Zeit, um die Stadt näher kennen zu lernen. Ganz anders ist das dann, wenn wir für mehrere Tage am Ort sind. Und wenn wir den Veranstalter überzeugen konnten, dass ein Tag zu wenig ist. Das ist bei unseren Auftritten in der Ukraine der Fall gewesen, wo alleine An- und Abreise jeweils einen ganzen Tag dauerten. Oder wie z.B. die kommenden drei Tage in Paris. Da bleibt dann genug Zeit um sich umzusehen.
Was wir beide erfahren durften ist die unvoreingenommene Gastfreundschaft der Menschen im Ostblock. Das hat sehr viele Vorurteile abgebaut.

MAS: Habt Ihr noch Lampenfieber?

Beide: Vielleicht ganz am Anfang unserer Karriere. Heute definitiv nicht mehr. Das hervorragende Klima innerhalb der Band lässt keinen Stress aufkommen.
Morten: Letztes Jahr spielten wir zusammen mit dem NDR-Orchestra im Rahmen des Gershwin - Abends in Hannover. Vor dem Auftritt hatte ich Lampenfieber. Tokunbo: Ja, so war es auch bei mir.

MAS: Wie fühlt man sich als „Star“?

Tokunbo: Ich bin ein geerdeter Mensch und Starallüren sind mir fremd.
Morten: Auch ich habe keine Starallüren, das ist mir fremd. Zugegebenermaßen muss ich aber sagen, dass wir heute viel respektvoller behandelt werden als früher.


MAS: Tokunbo, viele Deiner Texte strahlen viel Liebe / Glücklichsein aus, fühlst Du Dich so?

Tokunbo: Ja, ich fühle mich so. Ich laufe mit offenen Augen durchs Leben und werde so ständig neu inspiriert. Das ist eine ständig sprudelnde Quelle.
Beide: Hinzu kommen dann noch die alltäglichen Einflüsse. Warum bringen sich Menschen gegenseitig um, oder warum verhungern so viele Menschen. Da gibt es eine ganze Menge an Denkanstößen, die wir dann zusammen versuchen in Text und Musik zu fassen.

MAS: Apropos gesellschaftskritische Texte; wie engagiert Ihr Euch?

Beide: Durch den hohen Aufwand, den das Herausbringen einer CD mit sich bringt, bleibt uns wenig Zeit für aktives Engagement. Wir versuchen sehr viel über unsere Musik anzustoßen. Wir sehen sie als Botschaft. Und wir werden häufig nach unseren Konzerten positiv darauf angesprochen.
Tokunbo: Das geht eigentlich nur im kleinen Kreis, in Gesprächen mit Freunden. Kleine Dinge zählen viel. So sind Morten und ich Pateneltern und auch bei Greenpeace. Wegen der vielen Arbeit kann ich leider nicht bei Greenpeace schreiben.

MAS: Tokunbo, suchst Du noch nach Deinen Wurzeln, wie Du es in einigen Liedern formulierst?

Tokunbo: Nein. Das war ganz am Anfang so. Aber ist es nicht so, dass jeder Mensch auf der Suche nach sich selbst ist? Man wird geboren, wächst auf und trifft Entscheidungen.

MAS: In bestimmten Kreisen herrscht Rassismus, welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Tokunbo: Ich habe Rassismus sehr offen und aggressiv erlebt. Ich war am Anfang sehr deprimiert deshalb. Das ist auch der Grund weshalb ich nach Freiburg gezogen bin. Die Menschen hier sind total offen für alle Nationalitäten. Man muss keine Angst haben.
Morten: Ich glaube, dass man die allgemeinen Rahmenbedingungen ändern muss, um so dem Rassismus die Grundlage zu entziehen. Im Übrigen ist Rassismus weltweit ein Phänomen. Selbst in Europa. Und da wird Rassismus viel viel stärker und offener an den Tag gelegt.

MAS: Tokunbo und Morten, ich danke Euch für das Interview. Viel Spaß und Erfolg in Paris.
Und natürlich freue ich mich, Euch am 03.05.08 im „domicil“ zu sehen und zu hören!


Thomas-Roon Brennecke



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