Musik an sich


Reviews
Wölfl, J. (Filchenko)

Symphonien


Info
Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 03.03.2006

Caro Mitis / Klassik Center Kassel (SACD hybrid (AD: 2005) / Best.nr. CM 0022005)

Gesamtspielzeit: 63:20

Internet:

Pratum Integrum Orchestra

Caro Mitis (mit Hörbeispielen)



NEUES AUS RUSSLAND

Das in Moskau beheimatete Originalklangensemble Pratum Integrum Orchestra wusste schon in der Vergangenheit mit hochwertigen Interpretation wenig bekannter Werke auf SACD zu überraschen. Kein Wunder also, dass die Erwartungen mittlerweile hoch gesteckt sind.
Sie werden auch diesmal nicht enttäuscht: Die hier erstmals eingespielten Symphonien des Salzburgers Joseph Wölfl (1773-1812) bestechen durch quirlige Lebendigkeit und großen Abwechslungsreichtum. Wölfl machte sich v.a. als Klaviervirtuose einen Namen, doch wurden noch über seinen Tod hinaus auch seine Kompositionen sehr geschätzt. Sein Oeuvre besteht indes überwiegend aus kammermusikalischen Werken und solchen für Klavier solo. Lediglich zwei Symphonien liegen vollständig überliefert vor. Von ihnen lässt besonders die g-moll Symphnie aufhorchen. In ihr arbeitet Wölfl, der u.a. bei Leopold Mozart und Michael Haydn lernte, mit starken Kontrasten, kurzen Sinneinheiten und einer breiten Palette an Instrumentalfarben. Nahezu jedes Instrument darf kurzzeitig solistisch hervortreten. Die Stimmungen wechseln oft jäh und kaum wähnt man sich einmal auf der sicheren, harmlosen Seite einer gefälligen Passage im klassischen Wiener Stil, bricht auch schon bald im Fortissimo ein Akkord und ein vorwärts drängender Orchestereinsatz ein. Dieser zugespitzte dramatische Effekt nutzt sich naturgemäß mit der Zeit ab, was indes durch reizvolle andere Einfälle abgemildert wird, so etwa durch das im strengen Stil ausgeführte Menuett.

Die C-Dur-Sinfonie zeigt ähnliche Grundanlagen, kommt aber etwas harmloser und humorvoller daher.

Durch die Vielgestaltigkeit der Werke ist man stets versucht, Vergleiche anzustellen. Mal meint man, Haydn zu hören, dann wieder eher Beethoven, Vanhal oder Eberl. Aber niemals lässt Wölfls Musik sich in diesem Sinne festlegen.

Das Orchester zeigt sich dabei in bester Musizierlaune, phrasiert lebendig und lässt auch die der Musik innewohnende Ruhelosigkeit klar hervortreten. Das transparente Klangbild der SACD sorgt dafür, dass die Einzelstimmen jederzeit gut zu verfolgen sind.
Als Zugabe gibt es das 1805, also in zeitlicher Nähe zu den Symphonien entstandene Große Duett d-moll für Klavier und Violoncello, ein melodienreiches, schmeichelndes Stück. Hier erscheint leider Pavel Serbin am Cello bisweilen unsicher und zu intonationsschwach, so dass der rechte kammermusikalische Glanz sich nicht einstellen will.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Sinfonie g-moll (op. 40). Luigi Cherubini gewidmet
1 Largo. Allegro [07:21]
2 Minuetto [04:52]
3 Andante con moto [05:56]
4 Finale. Presto [04:56]


Sinfonie C-dur (op. 41). Johann Peter Salomon gewidmet
5 Allegro [07:44]
6 Andante [06:47]
7 Minuetto [03:10]
8 Finale. Allegro assai [03:34]

Großes Duett d-moll für Klavier und Violoncello (op. 31). Madame Hollander gewidmet
9 Largo [01:25]
10 Allegro molto [07:33]
11 Andante [05:00]
12 Finale. Allegro [04:38]
Besetzung

Pratum Integrum Orchestra

Pavel Serbin, Violoncello
Olga Martynova, Pianoforte

Konzertmeister: Sergei Filchenko


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