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Musik an sich
 
Lords Of Chaos
 

Den Satz "Satanistische Rockmusik hat keinerlei negative Auswirkungen auf Jungendliche." wird nach der Lektüre dieses Buches wohl niemand mehr mit solch naiver Absolutheit aussprechen. Zu deutlich werden die Teufelskreise, in die sich Varg Vikernes und Hendrik Möbus und andere verstrickt haben.

Für sie hörte das, was sie gehört und selber gesungen haben, irgendwann auf einfach nur schaurig-schöne Show zu sein. Mehr und mehr prägte sich ihre Weltsicht durch eine entmenschlichte und überhebliche "Religiosität", in der sich der Mensch selber zum Gott macht. Das Fehlen jeder Relativierung und Begrenzung des eigenen Wollens, ließ dieses Wollen zum einzig akzeptierten Leitsatz ihres Denkens werden. Über den Zwischenschritt des Neu-Heidentums wandten sich beide im Zuge ihrer "Studien" im Gefängnis konsequenterweise faschistischen und neo-nazistischen Ideologien zu.

Vikernes und Möbus, der Norweger und der Ost-Deutsche, sind Zentralfiguren in "Lords of Chaos". Vikernes hatte den von Bands wie Venom erfundenen Black Metal auf eine neue Ebene gehoben. Aus Show wurde Ernst. Aus Fans wurden irregeleitete Fanatiker. Sie setzen die in den Texten inszenierte Zerstörungswut und den dort propagierten Christenhass in Realität um. Etliche Kirche in Norwegen fielen ihren Brandstiftungen Anfang der 90er Jahre zum Opfer. "Lords of Chaos" zeichnet diese Entwicklung minutiös nach, sucht nach der Vorgeschichte und schildert die Auswirkungen. Dabei lässt das Buch den Protagonisten des Wahnsinns breiten Raum, in Interviews ihre Gedanken darzustellen. Deutlicher als jedes Enthüllungsbuch reißen sich Vikernes und seine Nachfolger dabei selber die Masken vom Gesicht.

Die Befürchtung der Autoren und des Verlages, man könne ihnen eine unverantwortliche Nähe zu den Gedanken der Satanisten unterstellen, erscheint mir daher unbegründet. Auch sind die Distanzierungen und Kommentare in den Fragen und den Zwischentexten deutlich genug.

Eher schon muss man befürchten, dass "Lords of Chaos" dem beliebten Vorurteil "Heavy Metal macht gewalttätig" neue Nahrung gibt. Daher sei zum Abschluss noch einmal mit aller Deutlichkeit gesagt:

"Lords of Chaos" ist keine Gesamtbetrachtung des Heavy Metals. Selbst von dem kleinen extremen Untergenre Black Metal behandelt das Buch nur eine wiederum extreme Entartung. Es gibt Tausende von Black Metal Fans, die keiner Fliege etwas zu leide tun. (genau wie nur ein kleiner Teil der Schimanski-Fans Vorgesetzte verprügelt.)

Aber "Lords of Chaos" ist ein Buch, dass Journalisten, Musiker, Plattenfirmen und Promoter nachdenklich machen sollte, ob man in Interviews, Anzeigen und Werbetexten noch einmal Öl in das Feuer gießen sollte, dass doch nur Show sein will. Ich erinnere mich noch heute gut an ein entsprechendes Negativbeispiel, als Dani von Cradle of Filth mir vor Jahren in einem Interview stolz erzählte, er wisse, dass in England bereits kriminelle Handlungen durch CoF-Texte ausgelöst worden sein.

Parallel zum Buch ist eine gleichnamige Doppel-CD erschienen.

Michael Moynihan und Didrik Soderlind - Lords of Chaos
Satanischer Metal: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund
416 Seiten
2002 Prophecy Productions
ISBN 3-936878-00-5

www.prophecy.cd

Norbert von Fransecky

 

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