Musik an sich www.midifiles.de

Reviews


Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Impressum



Musik an sich
 
Bandaloop. - Twin
bereits erschienen (India Records)
Elektropop
 

Es ist ein Kreuz.
Auf die Gefahr hin, das Fazit dieser Rezension direkt am Anfang zu verraten, beklage ich mich direkt einmal über vielversprechende Newcomer-Bands, deren zweites Album einfach schlecht ist. Wie es sich gehört, fallen mir dazu aus dem Stegreif keine weiteren Beispiele ein. Egal.

Jedenfalls hatte ich nach dem Debutalbum, "Aromatik", von 1999 und einem mehr als ordentlichen - wenn auch unterbesuchten - Konzert eine sehr hohe Meinung von Bandaloop. und habe mich einigermaßen auf das Nachfolgealbum gefreut.

Gut, das ließ dann ein wenig länger auf sich warten, nachdem man sich zuerst von Sony/Columbia und dann auch vom Gitarristen trennte. Trotzdem - letztendlich erschien das zweite Album dann im Frühjahr diesen Jahres. Und da ich nach wie vor das Debutalbum für einen der - künstlerisch - größeren Erfolge der deutschen Populärmusik der vergangenen fünf bis zehn Jahre halte, habe ich "Twin" unbesehen gekauft. Eine Band, die "Aromatik" zustande bekommen hat, kann das Nachfolgealbum gar nicht komplett versägen.
Nun gut, komplett versägt ist "Twin" nicht. Aber so nah dran wie wohl kein anderes Album in meiner Sammlung.

"Twin" startet mit einer wohl an Garbage angelehnten Nummer namens "You suck".
Ich weiss nicht. Sarah Doering hat schonmal bessere Texte geschrieben und interessant und hörbar wird das Stück eigentlich erst ab dem Refrain. Vorher wirkt es sehr aufgesetzt und ein bisschen wie Plastik. Danach wird es leicht balladesk und zwischendurch gar zuckersüß. Meistens hält die Balance zwischen melodiös und kitschig zwar noch, bei einigen Stücken rutscht aber alles komplett ab.
"The Ladies and the Ponies" ist ein Beispiel für in diesem Fall sogar halbwegs anständiges Songwriting (das Bandaloop. auf "Aromatik" definitiv besser beherrscht haben als auf "Twin"), aber der Text ist wirklich unterirdisch. Naja, er könnte sexuell gemeint sein. Der Mann als Hengst. Dann wiederum hat Sarah Doering ja - nach "Extraordinary" vom Debutalbum - gerade mit "Sweeping Sweet" noch einmal bekundet, dass sie eher auf - um bei der furchtbaren Metaphorik zu bleiben - süße Stuten als auf harte Hengste steht. Und die Hinweise auf sexuelle Bedeutungen im Stück sind für mich bisher ziemlich versteckt geblieben. Ich habe nur versucht, den Text mit dieser Interpretation zu retten, am Ende aber doch aufgegeben.

An alte Zeiten knüpft noch "Unity" an. Schwebender Elektro-Ambient-Pop. Prima. Und das meine ich ganz ernst.
Ähnliches gilt vielleicht sogar noch mehr für "I'm the sea". Mehr als prima. Und auch das wieder ganz im Ernst.

Nur helfen diese beiden Stücke nicht, das Album zu retten. Vielmehr erinnern sie schmerzlich an die auf dem Debutalbum vorhandenen, nun mehrehitlich vermissten Qualitäten.
Alles verläuft sich zu oft in belangloser Beliebigkeit.

Was bleibt...

Eine Feststellung:
Es hätte der Platte sicherlich besser getan, hätten die beiden Bandaloops noch jemanden dabei gehabt, der bei Produktion, Komposition und Aufnahme regulierend und ergänzend hätte eingreifen können.

Ein Einfall. Nämlich, dass das zweite Album der großartigen eels auch nicht gerade ein Knaller war. Einerseits weiss ich nicht, ob ich - so großartig "Aromatik" auch war - Bandaloop. und die eels auf eine Stufe heben möchte. Andererseits war ich nach dem zweiten eels-Album aber ähnlich ernüchtert wie nach diesem Album.

Außerdem bleiben

7 von 20 Punkte

Andre Fromme

 

Inhalt | Impressum | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe