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Musik an sich
 
G. F. Händel: Dettinger Te Deum
(hänssler, DDD, 2001)
Barock
Dettinger Te Deum
 

Collegium Vocale des Bach-Chores Siegen, Hannoversche Hofkapelle, Trompeten-Consort "Friedrich Immermann", U. Stötzel

"Ein Schuft, wer Schlechtes dabei denkt"...Deutschland kämpft wieder an allen Fronten mit und alsbald wird Händels 1743 für den Sieg auf dem (Dettinger) Schlachtfeld komponiertes Te Deum hierzulande kurz hintereinander gleich in mehreren Neueinspielungen präsentiert, nachdem dieses reizvolle Stück lange Zeit im Katalog unterrepräsentiert war.

Die jüngste Produktion verbietet allerdings tatsächlich, Schlechtes zu denken oder zu schreiben.

Ulrich Stötzel hat schon in der Vergangenheit bei hänssler einige überaus beachtliche Einspielungen barocker Vokalmusik aufgenommen und er setzt diese Reihe angemessen fort.

Seine Interpretation des Te Deums, das in der Wahl der Mittel und Affekte äußerst vielgestaltig ist, zeichnet sich durch Klarheit und Schärfe aus, aber noch mehr durch ein sensibles Herantasten an die empfindsamen Passagen, in welchen der prachtvolle Siegestaumel für Augenblicke der Trauer über die Gefallenen und der verhaltenen Friedenshoffnung Platz macht. Dabei steht Stötzel ein Chor zur Verfügung, der sich trotz relativ starker Besetzung durchaus einmal zurückzunehmen versteht. Auch das Solistenensemble vermag zu überzeugen: Dies gilt insbesondere für die Sopranistin Dorothee Fries, aber auch für den Altus Matthias Rexroth, der die Einleitung des Schlußteils "Oh Lord, in Thee have I trusted" mit großer Innigkeit und (fast zu großer) stimmlicher Zurückhaltung darbietet - ein zaghaftes, beinahe verzagtes Gottvertrauen, das erst durch den Choreinsatz seine Wendung zur Zuversicht nimmt.

Überhaupt: Derartige Stellen kommen deutlich mehr zur Geltung, als die vordergründige Prachtentfaltung, denn die kraftvollen, "explosiven" Choreinsätze betont Stötzel nicht gleichermaßen stark, wie etwa Simon Preston in seiner Referenzaufnahme aus den 80er Jahren. Das kann man mit Blick auf die Kontrastwirkung bedauern, den Gesamteindruck trübt es jedoch nicht nachhaltig.

Positiv hervorzuheben ist die Glanzleistung des Trompeten-Consorts: Dessen Strahlkraft und Intonationssicherheit machen ganz wesentlich den Reiz der Einspielung aus.

Auch das in der historischen Aufführungspraxis versierte Orchester trägt seinen Teil dazu bei.

Die Aufnahme ist technisch weitgehend gelungen, allerdings tritt der Chor im Vergleich zum Orchester zeitweise zu sehr in den Hintergrund.

Davon aber abgesehen und den peinlichen Umstand ignorierend, daß hier ein High-Price-Produkt mit einer Spielzeit von nur 38 Minuten angeboten wird, ist die CD unbedingt eine Empfehlung wert.

Repertoire: 4 Punkte
Klang: 4 Punkte
Interpretation: 4 Punkte
Edition: 4 Punkte

Gesamt: 16 Punkte

Sven Kerkhoff

 

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