Musik an sich


Reviews
Danielle de Picciotto

Tacoma


Info
Musikrichtung: Psychedelia / Artpop / Avantgarde-Pop

VÖ: 07.04.2015

(Moabit Musik)

Internet:

http://www.danielledepicciotto.com
http://www.moabitmusik.de


Danielle de Picciotto hat eine außergewöhnlich interessante Vita. Als Tochter eine US-Soldaten kam sie in den 80er-Jahren nach West-Berlin. Seit 1986 arbeitet sie als Interdisciplinary Artist mit Ausstellungen und Performances für viele große Kunsthäuser. Musikalisch hat sie sich mit Zusammenarbeiten mit Gudrun Gut, Alexander Hacke und Crime and the City Solution sowie anderen einen Namen gemacht. Und nicht zuletzt war sie die Co-Organisatorin der Berliner Loveparade.

Mit Tacoma bringt sie nun ihr erstes Soloalbum heraus. Produziert wurde das Album von Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten. Auf diesem Album bietet Danielle de Picciotto neun sehr sphärische, melancholische, psychedelische Stücke erzeugt mit Elektronik, aber auch Instrumenten wie Harmonium, Violine, Gitarre und Drehleier.

Mit dem Titelstück geht es sehr sphärisch in das Album, wehmütig ziehen Streicher, Elektronik und andere Instrumente den Hörer in den Bann. Diese Stimmung wird auch über die folgenden zwei Stücke variiert. Der betörende und irgendwie auch prägnante, helle Gesang und Sprechgesang sowie die eingearbeiteten Geräusche erfüllen den Raum mit bittersüßer Psychedelik die zum Träumen einlädt. Etwas beschwingter geht es auf dem sehr rhythmisch und perkussiven “Kein Zurück“ weiter. Auch ohne die typischen Instrumente (betörend schöne Streicherklänge sind weit im Hintergrund) wird mit der manischen aber nicht omnipräsenten Perkussion eine offenere und trotzdem mystische psychedelische Soundwelt aufgebaut.

“In Transit“ ist irgendwo zwischen Postrock, Alternative, Experimental und Psychedelik vernordet. Rauschender Wind, akustische Gitarre, Streicher und Chorgesang werden von einer pochenden Perkussion angetrieben. Es werden so etwas wie Verkehrsnachrichten und Wetterberichte eingespielt und im Sprechgesang über das Reisen und die Notwendigkeit der Vorsicht beim Reiten refferiert. Klingt geschrieben belanglos, wirkt in dem Stück, welches schlussendlich von wunderbaren Trompetenklängen veredelt wird, aber grandios und bedeutungsschwer. Melancholische Bläserklänge und ebensolche Gitarren verhallen zu Gewitterklängen im nächsten Stück “Per Aspera ad astra“. Erstmals dürfen sich dunkle Rockgitarren einmengen, die die Dramatik noch höher treibt. Ein Soundtrack zu einem Italowestern im Tarantino-Style.

Ähnlich stark sind auch die restlichen drei Stücke und an und für sich könnte ich mir das ganze Beschreiben auch schenken, denn diese vor Ideen nur so strotzende und doch so atmosphärische Musik kann man nicht in Worte fassen.

Ein einmaliges Album das alternative, psychedelische Musik neu definiert und neue Klänge zu Tage fördert, ohne anstrengend zu werden. Ganz im Gegenteil lädt das Album zum Dahinträumen, aber auch zum ständigen Entdecken neuer Seiten ein.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Tacoma
2 I have love
3 Luminous
4 Es gibt kein zurück
5 InTransit
6 Per Aspera ad astra
7 Home sweet home
8 Horchata
9 The Veil

 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>