Musik an sich


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Der Status Quo war für einen Abend wieder hergestellt




Info
Künstler: Status Quo

Zeit: 19.03.2014

Ort: O2 World, Berlin

Besucher: 5.000

Veranstalter: Konzertbüro Zahlmann

Fotograf: Norbert von Fransecky

Internet:
http://www.statusquo.co.uk

Exakt um 21.15 ging in der O2 World das Licht aus, hinter dem Bühnenvorhang begann der Bass zu pumpen und es ertönte eine der wohl berühmtesten Bühnenansagen aller Zeiten: „Is there anybody out there who wants to rock?“ Und das Publikum wusste, wie es zu antworten hatte. Und es ging weiter: „Is there anybody out there who wants to roll?“ Bei den letzten Tönen des abschließenden „We have the Number One Rock’n’Roll Band in the Land. Will you welcome .... STATUS ..... QUO fiel der mit der Bandsilhouette (bekannt vom Cover des Albums Hello) bedruckte Bühnenvorhang in sich zusammen, und Alan Lancaster feuerte aus einem wahren Lichtermeer heraus die unsterblichen ersten Riffs – selbstverständlich von „Junior’s Wailing“ in die Menge, die bis zum Mischpult dicht gedrängt vor der Bühne stand.

Nach dem dritten Song stellte Bandkopf Mike Francis Rossi (B, Voc) zwei(!) der Musiker vor, den auf dem linken Flügel agierenden Gitarristen und Sänger Alan Lancaster, sowie Drummer John Coghlan. Der Grund dafür ist einfach. Ihre Anwesenheit war das Besondere dieses Abends.
Wenn Status Quo heute auf Tour sind, dann sind von der klassischen Besetzung seit vielen Jahren nur noch Gitarrist und Sänger Rick Parfitt, sowie Rossi selber dabei. Dieses Mal aber stand die Besetzung, die unter anderem 1976 das legendäre Live-Album eingespielt hat, auf dem auch die oben zitierte Begrüßung zu hören ist, auf der Bühne
Die Wiedervereinigung unter der Überschrift „The frantic Four“ war 2013 eigentlich als einmalige Sache gedacht gewesen. Aber nach dem überwältigenden Erfolg der Auftritte in England entschied sich die Band für einen Nachschlag und setzte drei Konzerte in Deutschland aufs Programm. Berlin war der Auftakt.

Ja, man merkte, dass die Band 40 Jahre älter geworden war. Viele im Publikum waren das ebenso und wahrscheinlich ganz froh, dass der größere Teil (nummerierte!) Karten für die Sitzplätze auf den Tribünen hatte, mit denen man den Innenraum nicht betreten durfte.

Spätestens bei „4500 Times“ platzte der Knoten aber endgültig – und auch wenn es nicht mehr das wilde Stage Acting der 70er Jahre gab, sprang die Energie zwischen Publikum und Band hin und her. Man war gekommen, um die eigene Vergangenheit zu feiern. Und das gelang mustergültig. Wahrscheinlich hat man das Programm auch in der guten alten Zeit nie so genießen können, wie 2014. Denn die technischen Voraussetzungen zu einer derart perfekten und gleichzeitig lebendigen Umsetzung hatte es damals nicht gegeben. Der Sound stand von der ersten Sekunde an, wie eine Eins, und der Mixer geriet auch nie in die Versuchung den Lautstärkeregler zu weit nach oben zu drehen.

Vor diesem Hintergrund konnte sich die Band völlig auf das Entscheidende konzentrieren: die Musik. Außer einer effektiven Ausleuchtung ohne sonderliche Effekte waren auf der Bühne lediglich 10 Marshall-Türme zu sehen; je fünf rechts und links vom Schlagzeug. Alle heute scheinbar notwendigen Gimmicks, wie Pyroshows, Videoscreens oder über die Bühne stolpernde Monster, haben die vier Musik-Handarbeiter nicht nötig. Lediglich ein Mundharmonikaspieler kam bei Blues-Nummern, wie „Railroad“ oder „Roadhouse Blues“ mit auf die Bühne.

Das Programm war dem Setting angemessen. Titel, die nach 1976 entstanden sind, wurden konsequent gemieden. So war fast alles, was man sich an Klassikern nur wünschen konnte, am Start. Das Live Album war vollständig vertreten – bis auf „Roll over lay down“. Warum man nun gerade diese Stimmungskanons gestrichen hat, ist mir ein Rätsel. Vielleicht waren es Zeitgründe. Denn als die „frantic Four“ nach der Zugabe die Bühne verließen, schlug die Uhr exakt 22.45 Uhr. Hätte die Show eine Stunde früher stattgefunden, hätte man sie live direkt, ohne irgendwas zu schneiden, in den Spielfilm-Slot eines Fernsehsenders einpassen können.

Status Quo mit Mundharmonika

Setlist:
Junior's Wailing
Backwater
Just Take Me
Is There a Better Way
In My Chair
Blue Eyed Lady
Little Lady
Most of the Time
Rain
(April) Spring, Summer & Wednesdays
Railroad
Oh Baby
Forty-Five Hundred Times / Gotta Go Home
Big Fat Mama
Down Down
Roadhouse Blues
Zugaben:
Caroline
Bye Bye Johnny

Zum Auftakt gab es Old Time Music. In den sehr selbstbewussten Ansagen von Carl Carlton, der sich präsentierte, als ginge er davon aus, alle seien vor allem wegen ihm gekommen, wiederholten sich permanent die Worte Woodstock, Bob und Blues. Das beschreibt ganz gut das Programm, das stilistisch einen weiten Bereich zwischen ruhigen Dylan-Nummern und Ten Years after abdeckte.
Carlton und seine beiden Sidekicks machte ihre Sache so gut, dass sie die Aufmerksamkeit und den Beifall des größeren Teils des Publikums erhielten, und der Beifall in der wohl gut zur Hälfte gefüllten O2 World locker das Mischpult erreichte (Dahinter stand kaum noch jemand.) und selbst die in der Gegenkurve Sitzenden mitriss.


Norbert von Fransecky



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