Musik an sich


Reviews
Purcell, H. / Matteis, N. / Dowland, J. (Barna-Sabadus)

to touch – to kiss – to die


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 3.1.2013

(Oehms Classics / Naxos / CD / 2012 / Best. Nr. OC 870)

Gesamtspielzeit: 66:57

Internet:

Valer Barna-Sabadus



MEISTERSTÜCK

Was kommt eigentlich nach dem Meisterstück?, fragt man sich besorgt, angesichts dieser auf wunderbare Weise gelungenen neuen CD des erst 26jährigen Countertenors Valer Barna-Sabadus. Jedenfalls war es eine goldrichtige Entscheidung des Sängers, sich einmal nicht dem effekt- und koloraturreichen Repertoire zuzuwenden, dessen Beherrschung er in der Vergangenheit bereits hinlänglich unter Beweis gestellt hat, sondern nach einem intimeren Rahmen zu suchen. In den Songs von Purcell, Matteis und Dowland ist er dabei fündig geworden: Sie wirken wie direkt für Barna-Sabudus geschrieben, so perfekt fügen sich ihr Ausdruckgehalt, ihre Grundstimmung mit Stimmfarbe und Intonation des Sängers zusammen. Barna-Sabadus nimmt sich viel Zeit für die Kleinodien, ergeht sich mit langem Atem in den hohen Tönen, die bei ihm frei sind von jeder unangenehmen Klangbeimischung. Vor allem aber versteht er es, seine Opernerfahrung auf das kammermusikalische Format umzumünzen. Zurückhaltend, aber doch eindringlich lässt er die Affekte aufscheinen und überzieht die Lieder mit einer süßen Melancholie, mal schmeichelnd, mal schmerzlich. Sein Zugriff bleibt dabei indes stets von in sensibler Weise diskret, ohne in unterkühlte Noblesse abzugleiten. Damit gelingt Barna-Sabadus die bei diesen Songs notwendige Gratwanderung in herausragender Weise. Der gerundete, durchweg unangestrengte Ton und das Gespür des Sängers für eine unartifizielle, natürliche Phrasierung tun ein übriges. Die drei Instrumentalisten, die das Programm auch mit gelegentlichen solistischen Einlagen auflockern, sind ihm mehr als bloße Begleiter, sondern kundige Mitgestalter.

Falls noch eines schlagenden Beweises dafür bedurfte, dass die Jury des “International Classical Music Awards” Valer Barna-Sabadus in diesem Jahr vollauf zu Recht als „Young Artist of the Year“ in der Kategorie „Vokal“ gekürt hat: hier ist er.



Sven Kerkhoff



Trackliste
HENRY PURCELL (1659–1695)
1 If music be the food of Love 03:44
2 She loves and she confesses too 02:31
3 I attempt from love’s sickness 01:37
4 Music for a while 03:28
5 A New Ground in E Minor for harpsichord 02:13
6 Sweeter than roses 03:25
7 Oh Solitude! My sweetest choice! 06:01

ANTHONY POOLE (c. 1629–1692)
8 S. Justinas for viola da gamba solo 07:56

NICOLA (I) MATTEIS (c. 1650–1703?)
A Collection of New Songs, 1696/99
9 No, you never loved like me 01:08
10 Come, my dear 01:58
11 It is not Celia in our pow’r 01:28
12 In vain, Clorinda, you prepare 03:02
13 When I Corinna’s pity would implore 05:40
14 No, my Cloe, let us leave this place 02:12

JOHN DOWLAND (1563–1626)
15 Lachrimæ Pavan 05:37
16 Come again 02:35
17 I saw my Lady weep 05:11
18 Flow my tears 04:46
19 Say love if ever thou didst find 02:15
Besetzung

Valer Barna-Sabadus, Countertenor

Olga Watts, Cembalo
Axel Wolf, Laute
Pavel Serbin, Cello



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