Musik an sich


Reviews
Couperin, F. (Pandolfo)

Pièces de violes


Info
Musikrichtung: Barock Gambe

VÖ: 01.03.2013

(Glossa / Note 1 / CD / 2012 / Best. Nr. GCD 920414)

Gesamtspielzeit: 59:48



ZAUBERWELT

François Couperin gilt gemeinhin als Meister des Cembalos. Dass er auch für andere Instrumente nicht minder fantasievoll und klangsinnlich zu komponieren wusste, zeigt diese Produktion mit Stücken für Viola da Gambak, jenes exemplarische französische Kammerinstrument, dem Couperin vor allem in späteren Jahren viel Aufmerksamkeit widmete. Auch wenn er kein genuiner Gambist war und eher von der musikalischen Linie aus dachte, frappiert wie bei seinen Kompositionen für das Cembalo die Fähigkeit, die Musik ganz organisch aus dem Klang des Instruments entstehen zu lassen. Vor allem die späten Werke zeichnen sich durch eine ergreifende Konzentration der Mittel aus, da ist keine Note zu viel; jede Geste ist von essentieller Ausdruckskraft und atmosphärischer Stimmigkeit. Vieles wird nur angedeutet, ist aber dennoch von unmittelbarer Wirkung. Virtuosität verbindet Couperin mit Eleganz, malerische Effekte mit satztechnischer Raffinesse. Stets bestimmt ein intimer Ausdruck, der von den „Geheimnissen des Herzens“ spricht, die Musik.

Paolo Pandolfo und sein Team entführen in Couperins Zauberwelt für Gambe mit wahrlich überzeugender Interpretationskunst. Der herbe, ungemein modulationsfähige Ton der Gambe verleiht der Musik unabhängig von der Tonart eine herbstlich-melancholisch Note, was Pandolfo und sein gelegentliche Duopartnerin Amélie Chemin aber nicht davon abhält, auch die tänzerischen und rustikalen Momente auszuspielen. Pandolfo nutzt in seiner Interpretation alle Möglichkeiten der musikalischen Gestaltung, geht beim improvisierten akkordischen Spiel – eine Gambenspezialität - auch mal bewusst über den Notentext hinaus, trifft aber stets den Geist der Musik. Dabei unterstützt ihn das beredte, manchmal funkelnde Continuo aus Theorbe und Barockgitarre (Thomas Boysen) und Cembalo (Markus Hünninger). Perlen der Introspektion sind die langsamen Sätze, hier vor allem die Sarabande grave aus der Première Suite oder der Pompe funèbre aus der Duexième Suite. Beschlossen wir das Programm von einer betörenden, fast schon traumwandlerischen Plainte für zwei Viola da Gamba.



Georg Henkel



Trackliste
01-07 Première Suite pour viole de gambe et continuo (Pièces de violes avec la basse chiffrée, 1728)
08-11 Douzième Concert (à deux violes) (Les Goûts réunis, 1724)
12-15 Deuxième Suite pour viole de gambe et continuo (Pièces de violes avec la basse chiffrée, 1728)
16-19 Treizième Concert (à deux violes) (Les Goûts réunis, 1724)
20 Plainte pour les violes (Les Goûts réunis, 1724)
Besetzung

Paolo Pandolfo & Amélie Chemin: Viola da Gamba
Thomas Boysen: Theorbe und Barockgitarre
Markus Hünninger: Cembalo


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