Musik an sich


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Mozart, W. A. (Güra)

Lieder und Klavierstücke


Info
Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 18.02.2008

harmonia mundi / helikon harmonia mundi (CD, DDD (AD: 2007) / Best.nr. HMC 901979)

Gesamtspielzeit: 63:39

Internet:

harmonia mundi (mit Hörproben)



DIE GANZ ANDERE

Nunmehr macht sich auch harmonia mundi daran, Mozarts Liedschaffen zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Es ist bemerkenswert, dass diese Veröffentlichung so kurz nach der Gesamteinspielung bei Cypres erfolgt (siehe Rezension). Ein Vergleich zwischen den beiden Alben drängt sich da geradezu auf.
Allerdings haben sich der Tenor Werner Güra und sein Klavierpartner Christoph Berner auf eine klug gewählte Auswahl von Liedern beschränkt und diese zu kleineren Gruppen zusammengefasst, die in angenehmster Weise von kurzen Klavierstücken unterbrochen werden. Die dadurch entstehenden Verschnaufpausen sind nicht zuletzt deshalb so willkommen, weil man in ihnen Berners Kunst am Pianoforte - einem Instrument aus der Werkstatt Streicher - bewundern kann. Der Klangcharakter dieses Instruments und Berners fein- und oft auch hintersinniges Spiel bilden zugleich bei den Liedern einen Pluspunkt gegenüber der angesprochenen Vergleichseinspielung.

Beim Gesangspart hingegen fällt der Vergleich zumindest uneinheitlich aus. Güras Vortragsstil verhehlt nicht die Schulung des Sängers am Liedschaffen von Schubert, Schumann und Brahms. Er singt die Lieder mit einem vollen, großen und klangsatten Ton. Dieser schmeichelt zwar dem Ohr, will aber nicht zu jedem Mozart-Lied passen. Sowohl die drei Stücke aus der Gruppe der Frühlingslieder (KV 596, 597, 476), als auch "Das Traumbild" (KV 530), "Dans un bois solitaire" (KV 308) und "Die Zufriedenheit" (KV 473) werden unnötig bedeutungsschwer aufgeladen. Man bekommt den Eindruck, als solle unbedingt gezeigt werden, wie nahe die Lieder bereits dem Kunstlied der Romantik stehen. Das trifft aber bei diesen Stücken, denen auch eine heitere, verschmitzte Seite eigen ist, nicht unbedingt zu. Hier wäre ein bißchen mehr Mut zum Humor und damit zur Lebendigkeit angebracht gewesen. Dass Güra dies an sich nicht fremd ist, zeigt seine augenzwinkernde Interpretation von "Die Verschweigung" (KV 518) und "Die betrogene Welt" (KV 474).

Sein im Übrigen aber fast durchweg ernster, lyrischer Ansatz ist indes gänzlich überzeugend für "Das Lieder der Trennung" (KV 519), "An Chloe" (KV 524) oder die "Abendempfindung an Laura" (KV 523). Ihnen verhilft Güras Interpretation mit der notwendigen gestalterischen Präzision zu angemessenem künstlerischen Tiefgang.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1 Die Verschweigung, K.518 2'32
2 Das Lied der Trennung, K.519 4'31
3 Wie unglücklich bin ich nit, K.147 1'15
4 Sei du mein Trost, K.391 2'24
5 Fantasie d-moll, K.397 5'55
6 Lied zur Gesellenreise, K.468 2'52
7 Die betrogene Welt, K.474 3'09
8 Eine kleine Gigue G-dur, K.574 1'23
9 Sehnsucht nach dem Frühlinge, K.596 2'09
10 Der Frühling, K.597 2'46
11 Das Veilchen, K.476 2'31
12 Rondo F-dur, K.494
Fa majeur / F major 6'07
13 Das Traumbild, K.530 3'49
14 Dans un bois solitaire, K.308 3'21
15 Variationen G-dur über "Mio caro Adone", K.180 8'17
16 An Chloe, K.524 2'32
17 Die Zufriedenheit, K.473 3'07
18 Abendempfindung an Laura, K.523 4'53
Besetzung

Werner Güra, Tenor
Christoph Berner, Pianoforte (Streicher)



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