Musik an sich


Artikel
HUBI MEISEL - München als das Dach der Welt?




Info
Gesprächspartner: Hubi Meisel

Interview: E-Mail

Stil: Progressive Metal

Internet:
http://www.hubimeisel.com

Der Münchner Sänger, Lyriker und Produzent Hubi Meisel, der bei u.a. Dreamscape, Book of Reflections und Misheria mitwirkte, veröffentlicht mit „Kailash“ sein drittes Soloalbum. Im Grunde ist es wohl im melodischen Prog mit Metalainflüssen anzusiedeln, doch birgt das Album doch einige Eigenarten, die es abheben. Da ist einerseits die sehr ausführlich entworfene Geschichte des Hauptdarstellers, der auf seiner Reise durch das Himalaja auf die Mythen und Mysterien dieser Regionen stößt und zu einem gut gehüteten Geheimnis geführt wird. (Mehr dazu in einer ebenso ausführlichen wie schön gestaltetem Beschreibung unter www.HubiMeisel.com) Diese wird natürlich auch musikalisch durch Einflüsse dieser Regionen umgesetzt. Andererseits ist es die doch sehr ungewöhnliche Entstehungsgeschichte des Albums, was die Grundidee an sich aber auch die Umsetzung was Aufnahme und Produktion der Musik betrifft. So ist Hubi zwar der Urheber der Geschichte und Texte, und er entwirft auch die Gesangsmelodien, die Hauptkompositionen gehen jedoch auch das Konto vom französischen Keyboarder Vivien Lalu. Dieser hat die Musik strikt nach den konzeptionellen Vorgaben Hubis geschrieben. Weiterhin rekrutiert sich Band aus Musikern, die quer über den Erdball verteilt leben. Wie diese fast unglaublich klingende Arbeitsweise doch in ein sehr interessantes Album wie Kailash münden kann, hat uns Hubi im folgenden ausführlichen Interview erläutert.

MAS:
Hallo Hubi, erst einmal Gratulation zum Album und Dank dafür, dass Du uns etwas mehr über Kailash erzählen möchtest. Erzähle doch einmal ein wenig, wie Du zu dem Thema von Kailash, der buddhistischen / hinduistischen Kultur gekommen bist.

Hubi Meisel:
Die Entstehungsgeschichte des Albums verlief ähnlich wie beim Vorgänger „EmOcean“. Ich hatte anfangs keine Ahnung, in welche thematische Richtung das neue Album gehen sollte, und entschied mich das Ganze wieder meiner Intuition zu überlassen. Einige Tage später sah ich dann eines Nachts kurz vor dem Aufwachen eine mächtige verschneite Bergkette, die von einem beeindruckenden, rot-goldenen Himmel gesäumt war. Am nächsten Morgen war mir klar, dass das nächste Album ein Konzeptalbum über den Himalaja und Tibet werden würde, und es kristallisierte sich bald auch immer mehr heraus, dass der heilige Berg „KAILASH“ im Zentrum dieses Albums stehen würde. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt eher wenig über diese Thematik wusste, begann ich in den folgenden Wochen verschiedenste Schriften und Bücher über die Kultur und Geschichte des „Daches der Welt“ sowie Reden seiner Heiligkeit des Dalai Lama zu lesen. Die grobe Rahmengeschichte meines „KAILASH“ Konzeptes kam mir recht spontan in den Sinn, doch durch die Recherchen konnte ich die Geschichte dann noch etwas ausschmücken und mit Hintergrundinfos versehen.

MAS:
Und gib uns doch bitte noch ein paar Informationen zu den Inhalten an sich.


Hubi Meisel:
Das bebilderte Konzept hat eine Gesamtlänge von ca. 12 Din-A4 Seiten, und jeder Versuch, es in ein paar knappen Sätzen zu beschreiben, würde gewiss scheitern… Deswegen empfehle ich allen interessierten Lesern, sich die Geschichte einfach auf meiner Seite. www.HubiMeisel.com kostenlos runterzuladen!

MAS:
Ich finde es ungewöhnlich, dass die Thematik und Grundidee von Dir kommt, die Komposition größtenteils jedoch von Vivien Lalu. Wie darf man sich Eure Zusammenarbeit an dem Album vorstellen?

Hubi Meisel:
Für gewöhnlich suche ich das Ungewöhnliche mit meiner Arbeit auszudrücken…haha! Die Zusammenarbeit mit dem französischen Keyboarder Vivien Lalu hatte bereits auf „EmOcean“ so prima funktioniert, dass wir uns beide kurzerhand für einer erneute Zusammenarbeit entschieden haben. Wie auch schon beim letzten Mal, bekam Vivien mein Konzept zusammen mit musikalischen Direktiven zugeschickt. Er hat mir dann per MP3 seine ersten Ideen geschickt, und wir haben dann jeden Song so lange diskutiert und gemeinsam arrangiert, bis er meiner Vision von „KAILASH“ entsprach. Erst im Anschluss habe ich dann meine Gesangsmelodien komponiert und die Texte geschrieben. Da wir beide bereits gut aufeinander eingespielt waren, lief es bei „KAILASH“ sogar noch eine Ecke besser… und natürlich darf auch die Leistung der anderen Musiker nicht übersehen werden, von denen jeder seine eigene Kreativität selbstverständlich noch mit einbringen durfte!



MAS:
Woher kennst Du Vivien und wie kann es zur Zusammenarbeit?

Hubi Meisel:
2001 schrieb Vivien mir eine E-mail und erzählte mir, dass ihm mein Gesang auf dem „very“ Album meiner früheren Band Dreamscape so gut gefalle. Wir kamen ins Gespräch, und da ich just zu diesem Zeitpunkt gerade auf der Suche nach einem guten Keyboarder war, und mich seine Fähigkeiten enorm beeindruckt haben, entschlossen wir uns bald darauf zu einer musikalischen Kooperation… ich würde es als eine Fügung des Schicksals bezeichnen, denn wir stellten beide bald fest, dass unsere Zusammenarbeit außergewöhnlich gut funktionierte!

MAS:
Wie hast Du die teilnehmenden Musiker neben Vivien zusammengestellt?

Hubi Meisel:
Über die Jahre habe ich eine Menge erstklassiger internationaler Musiker kennengelernt, und für „EmOcean“ und „KAILASH“ konnte ich glücklicherweise mit meinem jeweiligen Dream-Team arbeiten. Der holländische Saitenzauberer Marcel Coenen (Sun Caged), der auf „KAILASH“ die Hälfte der Songs einspielte, hatte bereits auf meinem ersten Solo-Album „CUT“ und „EmOcean“ die 6- und 7-Saiter bedient, und da ich sein Können sehr bewundere, war es für mich klar, ihn erneut einzuladen. Der spanische Guitar-Hero Jorge Salán (Mago de Oz), der die andere Hälfte der Songs übernahm, ist ein guter Freund von mir. Wir wollten schon seit einigen Jahren mal etwas zusammen machen, und ich bin überglücklich, dass er sich trotz seines vollen Terminkalenders die Zeit genommen hat, auf „KAILASH“ mitzuwirken! Das Drumming hat einmal mehr mein schwedischer Freund Daniel Flores (Mind’s Eye) übernommen, und er harmoniert einfach brillant mit seinem Landsmann Johan Niemann, dem Bassisten von Therion. Gitarrenvirtuose Joop Wolters aus Holland spielte wie auch schon auf EmOcean die beiden Bonus Tracks ein.

MAS:
Wurde das Album als Gruppe im Studio eingespielt? Oder haben die Musiker Ihre Parts eingespielt und hinterher bei der Produktion zusammengebracht?

Hubi Meisel:
Abgesehen vom Schlagzeug wäre es sehr wohl möglich gewesen, alle Instrumente in meinem Studio aufzunehmen. Alle Instrumentalaufnahmen wurden jedoch im Heimatland der beteiligten Musiker in ihren eigenen Studios bzw. in Studios in ihrer Nähe durchgeführt, was den Vorteil hatte, dass sich jeder Musiker in seiner vertrauten musikalischen Umgebung aufnehmen konnte. Anschließend erhielt ich die einzelnen Spuren und habe sie dann in meinem Studio bearbeitet, wo ich dann auch den Mixdown durchgeführt habe.

MAS:
Werden die Grundstrukturen der Songs durchkomponiert, oder gibt es auch Teile, die durch Improvisieren im Studio entstanden sind?

Hubi Meisel:
Vivien und ich erstellen jeweils eine grobe Vorproduktion, die dann alle beteiligten Musiker erhalten um sich mit dem Material vertraut zu machen und um ihre Parts einzustudieren. Anschließend nehmen die Gitarristen probehalber ihre Parts und Solos auf, die ich dann mit ihnen nochmals vor den endgültigen Aufnahmen abspreche. Da alle beteiligten Musiker Meister ihres Faches sind, läuft dieser Prozess immer äußerst schnell und reibungslos ab. Selbstverständlich genießen alle Musiker noch genügend Freiraum, sich auf ihrem Instrument kreativ ausdrücken und noch eigene Ideen mit einzubringen, und gerade bei den Solo-Passagen gibt es selbstverständlich keinerlei Vorgaben!

MAS:
Wie entstanden die dem Thema entsprechenden, also den Kulturkreisen entstammenden Parts? Ich denke, sie sind zum größten Teil elektronisch erzeugt, oder täusche ich mich da?

Hubi Meisel:
Nun, ich habe etliche Original-Audio-Samples aus Tibet und Nepal benützt, aber natürlich wurden einige der exotische Klänge auch mit Hilfe von Synthesizern gespielt, deren Klänge jedoch wiederum von Original-Instrumenten gesampelt waren.



MAS:
Insgesamt muss ich sagen, dass mir Kailash als gut produziertes Melodic /Progressive Metal Album gut gefällt, jedoch die thematischen Elemente zu weit in den Hintergrund gedrückt werden. An einigen Stellen hätte ich mir da mehr von erwartet. Ist dies beabsichtigt gewesen? Oder hat sich das Verhältnis während der Produktion mehr in die Rockrichtung verschoben?

Hubi Meisel:
Es war weder meine Absicht, ein typisches Melodic/Progressive Metal Album zu produzieren, noch wollte ich auf Biegen und Brechen besonders viele ethnolastige ProgRock-Elemente einbauen, sondern ich habe mich einfach bemüht, meine Vision mit Hilfe erstklassiger Musiker so genau wie möglich umzusetzen, und das Endergebnis von „KAILASH“ klingt exakt so, wie ich es mir erträumt hatte. Das Album beinhaltet viele verschiedene Stilrichtungen, und passt in keine eindeutige Schublade... und wie ich in den letzten Wochen sehen konnte, scheint genau das den Zuhörern und der internationalen Presse besonders gut gefallen zu haben!

MAS:
Wie lange habt Ihr an dem Album gearbeitet?

Hubi Meisel:
Der gesamte Produktionsprozess hat knapp 2 1/2 Jahre in Anspruch genommen.

MAS:
Werdet Ihr mit dem Album auf Tournee gehen, und wenn, wie werdet Ihr es Live umsetzen?

Hubi Meisel:
Momentan werde ich immer mehr dazu gedrängt, endlich mit den Alben auf Tour zu gehen, jedoch denke ich, dass das mit KAILASH noch verfrüht wäre. Das Line-up stammt aus 5 verschiedenen Ländern, und momentan ist mir das finanzielle Risiko eines solchen Vorhabens einfach noch zu groß. Da man das Material aber durchaus auf die Bühne bringen könnte, und ich sehr gerne live spiele, bin ich recht optimistisch, dass sich das eines Tages realisieren lässt!

MAS:
Abschließend möchte ich mich noch mal für Deine Zeit bedanken und Euch viel Erfolg mit dem Album wünschen.

Hubi Meisel:
Ich möchte mich herzlich bei Euch & Euren Lesern für Euer Interesse an „KAILASH“ bedanken! Ich lade alle Leser ein, mich mal auf meiner Seite www.HubiMeisel.com zu besuchen und dort in KAILASH und die kostenlose Online-Single „POTALA PALACE“ reinzuhören!


Das sei allen Lesern empfohlen. Die Geschichte ist wirklich interessant und kann einem helfen, die Gedanken und Träume hinter dem Album besser zu verstehen. Man darf auch auf die weiteren Projekte von Hubi gespannt sein, und eine Liveumsetzung wäre wirklich mal eine interessante Geschichte. Also, wünschen wir Hubi viel Erfolg, damit er uns bald von der Bühne herab in seine Gedankenwelt schicken kann.


Wolfgang Kabsch



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