Musik an sich


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Free Dominguez (Kidney Thieves)

Nach dem letzten Online-Interview mit Bruce Somers durfte ich nun auch Free Dominguez, der (Ex-?)Fronfrau der KidneyThieves, ein paar Fragen stellen. Free hat inzwischen endlich ihr erstes Solo-Album aufgenommen und scheint damit eine musikalische Richtung eingeschlagen zu haben, die unabhängig neben den KidneyThieves zu laufen scheint. Ob dies das Ende dieser in Deutschland leider noch nicht sonderlich bekannten Band sein wird, ist noch ungewiss. Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass dem nicht so ist, denn ohne Free kann ich mir selber keine KidneyThieves vorstellen.

Wer über die KidneyThieves noch nicht viel weiß sollte sich einfach das Interview mit Bruce hier durchlesen. Eine Rezension der Platte wird hoffentlich in der nächsten MAS Ausgabe erscheinen. Freedoming - so der Name des Albums - kann schon jetzt unter www.freedominguez.com bestellt werden.

MAS:
Wann und weshalb hast du dich entschieden, dein erstes Solo-Album aufzunehmen?

Free:
Ich hatte viele Herausforderungen in meinem leben, die mich dazu brachten, mich auf dieser Platte auszudrücken. Meine Existenz wurde nur auf meine rauhe Seite reduziert. Ich fühlte, dass diese Platte, also nur für mich selbst, ein Weg war, dies zu ändern.


MAS:
Was für Musik machst du momentan neben den KidneyThieves? Wie klingt dein Album akustisch und inhaltlich?

Free:
Nebenbei mache ich, wie du ja weißt, die Musik wie auf meiner Solo-Platte. Außerdem habe ich noch mit einem Dancehall-Rapper, Child, an ein paar Songs gearbeitet; Ich liebe es, mit anderen zusammenzuarbeiten. Jack Dangers (von Meat Beat Manifesto) und ich haben schon darüber geredet, etwas zusammen zu machen, es ist alles nur noch eine Frage der Planung. Ich lerne so viel bei der Arbeit mit Anderen. Es ist wie Liebe machen, nur eben mit Musik. Ich denke übrigens darüber nach, eine kurze "Dance Electronic"-EP zu machen, einfach so zum Spaß.


MAS:
Kannst du mir etwas über die Aufnahmen zu deinem Album sagen und weshalb du es in deinem Schlafzimmer aufgenommen hast?

Free:
Ich hatte wirklich keine andere Möglichkeit, es aufzunehmen. Es gab kein Geld, kein Studio, also verließ ich mich auf Nötigste: Stimme, Mikrofon, Wave-Dateien und ein paar andere Sounds... das zwang mich einen wirklich guten Song zu schreiben, weil ich mich nicht auf eine qualitativ gute Produktion verlassen konnte.


MAS:
Es gab ein paar "Free Dominguez"-Gigs. Kannst du etwas darüber erzählen?

Free:
Ich mache das momentan noch. Ich liebe es. Die Songs rocken live etwas mehr, weil wir hinsichtlich des Sounds viel flexibler sind. Man sagte mir schon, dass die Show sehr energiegeladen ist. Und der Drummer ist einfach großartig.


MAS:
Welche musikalischen Einflüsse haben dich geprägt?

Free:
Ich habe mich da von Vielem beeinflussen lassen. Ich liebe und respektiere jede Art von Musik. Wenn ich etwas wirklich "fühle", dann eine ehrliche Stimme, die aus der reinen Seele kommt. Als ich ein Kind war, mochte ich Steve Nicks, Prince, Annie Lennox, sogar Ozzy und klassische Klaviermusik. Ich mochte die harten Klänge von Tool, den Nine Inch Nails und Marilyn Manson. Aber momentan mag ich hinsichtlich Heavy Rock Audioslave und A Perfect Circle. Wenn ich mich entspanne, höre ich so Sachen wie Massive Attack, Zero 7 oder Lisa Gerrard. Außerdem bin ich sehr stark von Sängern/Songwritern wie Patty Griffin, Damien Rice und PJ Harvey beeinflusst - es gibt so viele, das sind nur ein paar.


MAS:
Hast du vor, neben den KidneyThieves eine Solo-Karriere zu starten?

Free:
Ich habe da keine festen Pläne. Es ist mehr so, dass ich aus dem Bauch heraus das tue, was ich gerade möchte, was ich gerade ausdrücken möchte. Mein Herz und meine Seele haben in den letzten anderthalb Jahren viele grundlegende Wandlungen in einer Form durchgemacht, so dass man sich nicht aussuchen kann, wie sich die Musik äußert. Ich habe mir selbst versprochen, mich ehrlich auszudrücken. Das ist das Beste, was ich tun kann.

MAS:
Welche besonderen Zukunftspläne hast du in Hinsicht auf dein Leben und deiner musikalischen Entwicklung?

Free:
Grundsätzlich möchte ich Musik machen. Ich freue mich sehr darüber, dass es Leute gibt, die einen Bezug dazu haben. Ich möchte das auch weiterhin machen und liebe es einfach live zu spielen.


MAS:
Wie sah dein Leben vor den KidneyThieves aus?

Free:
I habe - und tue dies noch - ein ganz normales Leben geführt. Ich war für die Möglichkeiten, die sich mir eröffneten, immer dankbar. Bevor ich mit Musik Geld verdient habe, habe ich in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und meine Zeit mit Freunden verbracht. Ich hänge Freunden rum und koche gerne für sie. Ich liebe es zu kochen!!!


MAS:
Würdest du Dinge, die du bisher getan hast, in deinem Leben ändern?

Free:
Ich würde niemals IRGENDETWAS ändern, weil mich alles, was ich bisher getan habe, dorthin geführt hat, wo ich jetzt bin. Es gibt keine "Fehler", sondern nur Möglichkeiten zu lernen.


MAS:
Wenn man deine Einträge im Journal (auf freedominguez.com und kidneythieves.com) liest und deine Musik hört, merke ich als Leser/Hörer schon, dass du ein sehr philosophischer, nachdenklicher oder auch religiöser Mensch bist. Ich weiß, dass es schwer zu beschreiben ist, aber wie nimmst du das Leben, die Welt und die Gesellschaft an sich wahr?

Free:
Ich betrachte mich selbst als spirituell, aber nicht religiös. Wenn ich Musik mache, ist es mein Ziel, das "Herz" direkt zu übersetzen. Ich glaube an die Kraft der Seele. Ich betrachte mich selbst auch als intellektuelle Person. Ich habe viele Ideen, über die ich viel nachdenke und die ich mit anderen teile. Ich habe gelernt, dass die beste Möglichkeit sein Leben zu leben ist, das Innere nach außen zu bringen, um seine Umgebung positiv beeinflussen zu können. Das Leben ist wirklich zu kurz und wir sollten uns selbst daran erinnern, dass viele Dinge, über die wir uns tagtäglich Gedanken machen, am Ende sowieso nur belanglos sind. Es regt mich in der heutigen Welt nur auf Leute zu sehen, die sich gegenseitig verletzen. Ich glaube weder an Krieg noch an die Geldgier von Unternehmen. Und INSBESONDERE habe ich ein Problem mit Leuten, die die Umwelt - Mutter Natur - beschmutzen.

Niko Alexopoulos