Distances

Venice


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 24.02.2017

(GLM)

Gesamtspielzeit: 78:45

Internet:

https://www.glm.de/
http://www.uk-promotion.de/home/
https://www.facebook.com/distancesquartet


Das Quartett Distances wurde im Jahre 2014 gegründet. Vier Nationen vereinten sich hierbei, stammen die Musiker doch aus Italien, Lettland, Bulgarien und Deutschland.

Ich vernehme nicht nur Jazz beim Hören, nein, auch in kammermusikalische Bereiche der E-Musik stößt die Musik offensichtlich vor. Möglicherweise ist das auch der Einfluss des venezianischen Pianisten Marco Ponchiroli.
Ich höre Musik voller Leichtigkeit, voller poetischer Stimmung, scheinbar wirklich ein gewisses italienisches Flair, doch diesen schönen und eleganten Klänge, stehen auch explosive Energie und viel Dynamik entgegen. Manche Passagen bringen mich gedanklich auch hin zu Dave Brubeck und Paul Desmond und überhaupt zu Bands der frühen sechziger Jahre. Aber dieser schnelle Schein trügt, denn die Musik transportiert auch ganz andere Stimmungen, gleich im Eröffnungssong geht die Reise ein Jahrzehnt weiter, mitten in die Hoch-Ära des Jazz-Rocks. Da erinnere ich mich an Chick Corea und Kollegen jener Tage.

Stimmungen und Tempi können innerhalb einzelner Stücke wechseln und tragen zur stilistischen Vielfalt bei. Eine ganz besondere Rolle spielt dabei sicherlich die zusätzliche Ausgestaltung der Musik durch die Verwendung von Mandoline, Cello, und ganz besonders durch Synthesizer und Soundscapes. Starre Grenzen werden also überschritten.

Dem Cover und der Innengestaltung und dem Titel der Platte unschwer zu entnehmen, ist die Musik offensichtlich als Widmung an die Lagunenstadt Venedig zu verstehen. Nun, angesichts des Ausdrucks der Musik ließe sich das hineininterpretieren, doch vermutete ich es nicht, könnte der Blick auch woanders hin gerichtet sein. Sicher sind es poetisch anmutende Klangmalereien wie auf “Noblesse Oblige“, die mit ihrer gewissen Romantik an eine Gondelfahrt denken lassen könnten, doch das macht letztlich auch die Musik aus, dass sie vielseitige individuelle Deutungen zulässt, wenn man sich entspannt treiben lässt. Die Dichte des Ensembles ist hierbei beeindruckend, Schönheit, Energie, professionelle Kreativität und ein hoher Grad an Emotion, das fällt auf bei der Gestaltung der Arrangements und der jeweiligen Soloparts.

Einige Songtitel sind Programm, “A Moment Of Beauty“ strahlt genau das aus, dieser Moment hätte gern länger als die knapp drei Minuten sein dürfen, “Venice“ führt uns zwangsläufig nun doch noch genau dort hin, und schlussendlich ist es “Dreams To Dance“, das uns tänzelnd zum Träumen verführt.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Dangerzone (6:11)
2 Noblesse Oblige (6:05)
3 Hercules (7:38)
4 Quiet Place (7:30)
5 The Continuous Now (6:03)
6 And Never Again (3:10)
7 To Think Again (7:21)
8 Frezant (6:19)
9 A Moment of Beauty (2:49)
10 Elena (8:45)
11 Toast To Strangers (6:28)
12 Venice (4:25)
13 Dream to Dance (4:54)
Besetzung

Jan Grinbert (alto & soprano saxophone)
Marco Ponchiroli (piano)
Georg Kolb (bass, mandolin, synth, soundscapes)
Nevyan Lenkov (drums)
Eugen Bazijan (cello)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>