Musik an sich


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Postyr

Paper Tiger


Info
Musikrichtung: A Capella/Pop

VÖ: 26.02.2016

(Iceberg Records)

Gesamtspielzeit: 38:11

Internet:

http://postyrproject.com/
http://www.musicmatters.de/
http://www.icebergmusicgroup.com/


Definition „Papiertiger“ (laut Wikipedia):
„Unter einem Papiertiger versteht man einen sich machtvoll bzw. einflussreich gebenden Menschen, eine Organisation oder Schriftstücke, die bei genauer Betrachtung in Wahrheit keine Bedeutung oder Macht haben bzw. sich selbst handlungsunfähig machen, was jedoch teils erst nach einer längeren Zeit der Beobachtung erkannt werden kann.“
Aha, davon soll also diese, ihre dritte, Platte der dänischen A Cappella-Formation handeln?
Die Presse-Info stellt es so dar:
„Die Idee für den Albumtitel kam während einer Tour durch Taiwan, als sie zum ersten Mal von der Geschichte des asiatischen Tigers erfuhren. Einer alten chinesischen Legende zufolge gab es mal einen furchterregenden Tiger, der sich bei näherem Hinsehen aber als harmlos herausstellte, weil er nur aus Papier und daher so leicht und zerbrechlich war, dass der Wind ihn wegpusten konnte.“
Insofern bleibt es bei der erstgenannten Definition.
Diese Platte, nun für den deutschen Markt zur Verfügung gestellt, erschien in Dänemark bereits im September 2015.

A Capella, wirklich?
Weil, „Stimmen pur“ ist nicht korrekt, denn ein Computer ist bei einigen Songs mit im Spiel, laut Besetzungsliste ist es der dort aufgeführte Laptop! Gemeinsam erzeugt man dann melodische Popmusik, eigentlich nicht mehr und nicht weniger.
“Up For Air“ ist die erste Single-Auskopplung der Platte, ein Liebeslied, inspiriert durch eine Kurzgeschichte der Autorin Karen Blixen.
Es treffen nun zwei Faktoren aufeinander, einerseits der reine unbegleitete Gesang und andererseits die „elektronische Band“. Insofern kann ich diese Band nicht als A Capella-Band betrachten, denn Formationen, die letztlich nur von vom Computer erzeugten Klängen begleitet werden, waren und sind doch recht häufig. So will ich mich ganz auf die stimmliche Interpretation, die Aussage der Songs und letztlich das, was dabei entstanden ist in seiner Summe, konzentrieren.
Schön sind sie die Stimmen, einzeln und im Zusammenwirken, und auch hier – nicht mehr und nicht weniger. Etwas, das wirklich herausragend ist, kann ich nicht vernehmen, doch gibt es auch keinen Anlass zur Kritik dergestalt, dass das Ergebnis nicht gelungen sei.

Ein wenig „Papiertiger“ ist es für mich dann also doch geworden, denn die Tatsache, in dem Maße die Band hoch aufgehängt und angepriesen wurde, besteht meines Erachtens nicht auf diesem hohem Level, und es sollte somit etwas heruntergefahren werden mit dem Enthusiasmus und dem Lob.
Gesangsgruppen, die über beeindruckenden Satzgesang verfügen, gibt es einige, etliche Bands aus dem Bereich Bluegrass packen das zum Beispiel besser.
Gelungen halte ich allerdings den Titelsong, der in der Tat unbegleitet sehr angenehm und harmonisch-melodisch seine Runden zieht. Weiterhin sind gewisse Passagen einzelner Songs, die atmosphärisch eine leicht geheimnisvolle Stimmung erzeugen, auch zu den Höhepunkten dieser Platte zu zählen, man lausche einmal zum Beispiel dem Song “Strive To Fly (Little Wing)“. Davon mehr, und ich hielte die Musik für rundum gelungen.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 We Don’t Wanna Breathe
2 Up For Air
3 Paper Tiger
4 Interlude
5 Travel The World
6 Dance With Me Now
7 Strive To Fly (Little Wing)
8 Home
9 Through The Rain
10 Talk
11 Constance
Besetzung

Tine Fris (soprano)
Line Groth (alto)
Anders Hornshøj Laugesen (tenor)
Kristoffer Fynbo Thorning (bass and laptop)



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