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Phil Collins

Both Sides (Deluxe Edition)


Info
Musikrichtung: Kuschel-Pop

VÖ: 29.01.2016 (1993)

(Rhino / Atlantic / Warner)

Gesamtspielzeit: 128:17


In der Februar-Ausgabe haben wir das geniale Phil Collins Debüt Face Value in der neuen Deluxe Edition besprochen. Nun folgt als zweites Album in der Serie Both Sides, das gleichzeitig mit Face Value veröffentlicht wurde. Das ist ärgerlich. Denn da in den kommenden Monaten das komplette Solo-Werk von Phil Collins nach und nach in identischer Aufmachung (Original CD plus CD mit Bonus-Titeln) veröffentlicht werden soll, wäre eine historische Abfolge natürlich nahe liegend gewesen. Aber am Ende der können wir kurz vermuten, warum das so ist.

Grundsätzlich stehe ich auf Kriegsfuß mit den Peter-Gabriel-Hardcore-Fans, die alles, was Genesis nach dem Ausstieg des legendären Sängers (und des Gitarristen Steve Hackett) als von Domina Phil Collins verbrochene Kommerzscheiße diskreditieren. Ich liebe nicht nur and then there were three und 1983 und einige Collins Solo-Alben. Ich kann auch „Both Sides of the Story“ oder „Take me with you” mit Genuß hören.

Das komplette Album Both Sides kannte ich bislang nicht. Ich kannte nur einzelne Titel. Jetzt habe ich es in seiner Gesamtheit gehört, und ich bin fast geneigt, zu der PGHC-Fraktion über zu laufen. Die Deluxe Edition verstärkt das Problem von Both Sides noch einmal. Über zwei Stunden lang wird uns ein süßlicher Ohrenkleister eingeflößt, den emotional nur völlig gleichgeschaltete Hörer in dieser Massivität ertragen können.

Dass man schon fast begeistert reagiert, wenn „We wait and we wonder“ mit dem Dudelsack die Atmosphäre etwas verändert, spricht Bände. Die Bonus-CD hilft da nichts. Im Gegenteil. Wenn am Ende nach fast zwei Stunden zum dritten Mal „Both Sides of the Story“ erklingt, wirkt das etwas kraftvollere Stück, schon fast, wie eine Metalnummer.

Am Anfang hatten wir uns die Frage gestellt, warum Phil Collins sein Lebenswerk nicht in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht. Nach Both Sides greift der Verdacht Raum, dass der Ex-Genesis-Sänger - trotz aller späteren Verkaufserfolge – genau weiß, dass er sein Pulver mit den ersten drei Solo-Alben so ziemlich verschossen hat. Und da macht es Sinn die Alben zeitlich etwas zu mixen, um auch am Ende des Veröffentlichungszyklus noch trockenes Pulver zu haben.

Das Booklet setzt der Peinlichkeit die Krone auf. Die Liner Notes sind zu 50% identisch mit denen zu Face Value und dass an dem Album neben dem heiligen Phil wohl noch andere Musiker beteiligt gewesen sind, …. kann man ja googeln.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1 Both Sides of the Story (6:43)
2 Can't turn back the Years (4:41)
3 Everyday (5:44)
4 I've forgotten everything (5:15)
5 We're Sons of our Fathers (6:24)
6 Can't find my Way (5:10)
7 Survivors (6:05)
8 We fly so close (7:33)
9 There's a Place for us (6:53)
10 We wait and we wonder (7:01)
11 Please come out tonight (5:50)

Extra Sides
1 Take me with you (5:22)
2 Both Sides of the Story (live) (8:12)
3 Can't turn back the Years (live) (6:55)
4 Survivors (live) (6:42)
5 Everyday (live) (6:04)
6 We wait and we wonder (live) (7:43)
7 Can't find my Way (Demo) (4:49)
8 I've been trying (5:01)
9 Both Sides of the Story (unplugged) (5:21)
10 Hero (Demo) (4:47)

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