Musik an sich


Reviews
Greg Lake

Live on the King Biscuit Flower Hour


Info
Musikrichtung: Progressive / Hard Rock

VÖ: 21.06.2010 (1981)

(Lemon / Cherry Red / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 58:21


Was erwartet man von Solo-Live-Alben, die Mitglieder von (verstorbenen) Mega-Bands auf den Markt werfen? In der Regel im besten Fall einen fernen Nachhall des Ruhmes ihrer ehemaligen Brötchengeber. So waren meine Erwartungen an dieses Album begrenzt, auch wenn das aufgezeichnete Konzert aus der legendären King Biscuit Flower Hour stammt.

Dass Greg Lake mit diesem 81er Live-Mitschnitt eine hochkarätige Trumpfkarte ausspielen kann, verdankt er nicht zuletzt seinem Gitarristen Gary Moore, der damals direkt vor dem Solo-Durchbruch mit seinem Heavy Metal-Album Corridors of Power von 1982 stand. Offenbar weiß Lake das, und so stehen zwei Gary Moore-Songs mit auf der Tracklist.

Aber erst einmal liefert Lake das, was man von ihm erwartet – einen der populärsten Songs von Emerson Lake and Palmer. Wer sich fragt, wie die „Fanfare for the common Man“ ohne Keith Emerson funktionieren kann, bekommt die Antwort von … Gary Moore. Ohne Tommy Eyres Arbeit gering schätzen zu wollen, es ist der Gitarrenarbeit zu verdanken, dass der der Song wesentlich basischer funktioniert.

„Karn evil 9” wird kurz zitiert, um eine der berühmtesten Konzertansagen der Musikgeschichte im Programm zu haben. Danach folgen mit dem ersten Gary Moore Song „Nuclear Attack“ knapp fünf Minuten Hard Rock par excellence. Einem knackigen Rocker aus dem Lake Solo-Fundus folgt die zweite ELP-Legende „Lucky Man“. Danach darf Gary Moore wieder ran und liefert mit der von Phil Lynott mitverfassten Gänsehaut-Ballade „Parisienne Walkways“ einen der emotionalen Höhepunkte des Albums.
Vielleicht sich die direkte Nachbarschaft zu einer der schönsten Hard Rock Balladen aller Zeiten daran mit, dass das Smokey Robinson-Cover „You really got a Hold on me“ zum schwächsten Punkt des Konzertes wird. Aber es ist auch nicht zu leugnen, dass die Stimme den Song einfach nicht trägt. Der Rock ist da; der Soul nicht.
Das von Lake zusammen mit Bob Dylan(!) geschriebene „Love you too much“ zieht den Karren raus, schon bevor er wirklich im Dreck gelandet ist – ein geiler Rocker mit treibenden Drums, peitschenden Gitarren und dieses Mal gut tragenden Vocals.

In der letzten Viertelstunde lässt Greg Lake seine Vergangenheit bei der Progressive Legende King Crimson aufleben. „21st Century schizoid Man“, das mit neun Minuten längste Stück des Konzertes, gibt den an ELP erinnernden Keyboards genauso viel Platz zum Austoben wie der Gitarre, auch wenn sie nicht ganz so platzgreifend aufheulen, wie sie es wohl täten, säße ein Keith Emerson an den Tasten.
Der eher ruhige Abschluss „In the Court of the crimson King” lässt Lakes Stimme in den erzählenden Parts noch einmal ganz nach vorne an die Rampe treten.

Ein MUSS für Prog-Fans!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Fanfare for the common Man 6:10
2 Karn evil 9 1:01
3 Nuclear Attack 4:44
4 The Lie 4:34
5 Retribution Drive 5:41
6 Lucky Man 4:50
7 Parisienne Walkways 6:04
8 You really got a Hold on me 5:25
9 Love you too much 5:03
10 21st Century schizoid Man 9:07
11 In the Court of the crimson King 5:40
Besetzung

Greg Lake (Git?, Voc)
Gary Moore (Git)
Tristram Margetts (B)
Tad McKenna (Dr)
Tommy Eyre (Keys)


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