Musik an sich


Reviews
Schubert, F. (Gilchrist - Tilbrook)

Die schöne Müllerin


Info
Musikrichtung: Romantik Lied

VÖ: 18.01.2010

(Orchid Classics / Naxos CD / 2009 / Best. Nr. ORC 100006)

Gesamtspielzeit: 65:32



TROCKEN

Auf gewisse Weise verlangt Schubert von seinen Interpreten die Fähigkeit, sich gehen zu lassen, ohne dabei die Singkunst zu vergessen. Diese neue Einspielung von Franz Schuberts spätem Liederzyklus Die schöne Müllerin hinterlässt diesbezüglich einen ziemlich gemischten Eindruck.
Der Tenor James Gilchrist, der vor allem als Barock- und insbesondere als Bach-Interpret bekannt ist, deutet das Werk retrospektiv aus dem Geist des Sturm und Drang. Die Vehemenz, mit der er z. B. Der Jäger und das anschließende Eifersucht und Stolz angeht, wirkt trotz der deutlichen Diktion eher affekthaft mechanisch denn wirklich erregt oder leidenschaftlich. Umgekehrt irritieren Vibratoakzente in Augenblicken, wo der Ausdruck eher Zurücknahme erwarten ließe. Da auch die Höhe nicht immer frei und substanzreich wirkt, handelt es sich offenbar um Grenzen bei der Tonbildung. Verglichen mit dem Einfühlungsvermögen, mit dem etwa Christoph Prégardien und Andreas Staier sich auf den Zyklus eingelassen haben, wirkt Gilchrists und Ana Tilbrooks Version starrer und weniger differenziert. Zumal Tilbrook den Klavierpart zwar klar, aber auch wenig nuanciert, manchmal geradezu hölzern darstellt. Wie blühend mutet dagegen der warme, atmende Ton an, den Staier seinem Hammerklavier entlockt!



Georg Henkel



Besetzung

James Gilchrist: Tenor
Ana Tilbrook: Klavier


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