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Sade

Soldier of Love


Info
Musikrichtung: Soul

VÖ: 05.02.2010

(Sony Music)

Gesamtspielzeit: 42:06

Internet:

http://www.sade.com


Wenn ich gleich zu Anfang feststelle, dass ich bei dem Namen Sade zuerst einen der ältesten Titel der nunmehr seit 25 Jahren unverändert bestehenden Gruppe im Ohr habe - nämlich "Smooth Operator", dann liegt mit diesem unglaublichen Ohrwurm die Meßlatte für jedes neue Album der Gruppe natürlich unglaublich hoch - vor allem wenn man bedenkt, dass das neue Soldier of Love das erste Album seit einer ganzen Dekade ist! Wobei... ist das derart ungewöhnlich? Bereits der Vorgänger Lovers Rock hatte acht Jahre auf sich warten lassen, und auch insgesamt gab es in jenem Vierteljahrhundert (nur) fünf Studioalben...

Aufregung bei den ersten Tönen des Openers "The Moon and the Sky": ein zarter und unaufdringlicher Latinosound legt sich über einen verhältnismäßig harten (R´n´B-) Beat, dazu der Gesang einer Liebenden, die ihrer Liebe nachtrauert. Keine Note zuviel, kein Klang zu wenig, nicht einmal die kurze Einspielung von Streichern im Mittelteil wirkt aufgesetzt - was ein phantastischer Einstieg!
Ungewöhnlich hart setzen Sade ihr Album mit dem Titeltrack "Soldier of Love", eine Mischung aus R´n´B-Beat und Marschrhythmus - dem Titel entsprechend -, dazu ähnlich harte Gitarren- und Keyboard-Klänge... ein Song, der sich mit dem "trotzdem!" der Suche nach Liebe beschäftigt, und dem Hörer zugleich wenig Hoffnung macht, ein Song, der weh tut, und doch die gelungene musikalische Umsetzung des Themas ist! Und dazu gelingt Sade der Spagat zwischen einem ernsthaften und zugleich tanzbaren (Club-) Song. Was will man mehr?! Vielleicht das krasse Gegenteil zu dieser Härte, und das wäre dann das wunderbar zarte "Morning Bird", das durch Violinen- und Pianoklänge besticht, kombiniert mit der ruhigen, sanften Stimme von Adu Sade. Ein Song zum Augenschließen und seinen Gedanken nachhängen.
Vollkommen easy klingt "Babyfather" in der ruhigen Kombination unterschiedlicher männlicher und kindlicher Stimmen, von Chorus und Sade selbst - ein hingelächeltes Liebeslied an das Lächeln eines Kindes. Und gerade in diesem Moment, als man denkt, man habe nun doch eigentlich jede Facette der Leichtigkeit gehört, da wartet "Long hard Road" wiederum mit den Latinosounds des Openers auf, noch zarter, noch ruhiger. Da ist kein Klischee, da ist einfach wunderschöne, leichte und leicht melancholische Musik, wunderbar untermalt durch diese sich schlicht gebende Stimme.

"Be that easy" läßt inmitten dieser Jubeltöne jedoch stocken: Wiederum ein zarter Rhythmus, darüber eine Melodie, die unaufdringlich an Country erinnert - doch in meiner pubertären Phase hätten wir dazu Klammerblues getanzt, und jene Leichtigkeit, die bisher das Album bestimmt hatte droht ein wenig in Belanglosigkeit umzukippen. Kein überzeugender Song, leider...
Zum Glück ändert "Bring me Home" das wieder sehr schnell: Der Beat wird wieder härter, die Melodie kehrt zu einem leichten Latinosound zurück, der sich aber sehr dezent im Hintergrund hält. Es ist wiederum Sades Stimme, über weite Strecken mit einem leisen Chorus unterlegt, die den Song trägt.
"In another Time" - ein schöner, leiser Blues mit Pianoklängen, einer schönen markanten Basslinie, kurzen und dezenten Keyboardbombastpassagen, ein wenig Sax, ein wenig Piano, ein nur aus wenigen gehaltenen Gitarren- und Violinen-Tönen bestehendes Solo, ein Song, der wie "Babyfather" die Melancholie mit einem leichten Lächeln versieht.
"Skin" spielt mit R´n´B-Klängen der frühen 90er Jahre, bleibt souverän, aber nicht herausragend, während "The safest Place" zum Abschluß das gesamte Werk abrundet. Noch einmal wird die ganze Klasse von Sade ausgespielt, wenn eine opulente Instrumentierung (Gitarren, Violinen, keys, u.v.m.) so ineinandergreift, dass jeder Klang für sich zur Geltung kommt und der Song dennoch leise bleibt...

Soldier of Love wird man im Zusammenhang als Gesamtkunstwerk hören müssen, kein Song, der ein herausstechender Gassenhauer wäre, aber viele wunderschöne Song, die nahezu alle einen Hauch von Melancholie mit sich tragen und auch nach wiederholtem Hören neue Facetten entdecken lassen. Man möchte nicht Vokabeln wie "Reife" .ä. unbedingt in den Mund nehmen, aber Soldier of Love ist ein unglaublich professionelles Werk, das gerade durch den Verzicht auf alles das überzeugt, was den eigentlichen Sound stören würde. So entsteht ein gefühlvolles, leichtes und wunderbares Album. Phantastisch!



Andreas Matena



Trackliste
1The Moon and the Sky4:28
2 Soldier of Love5:59
3 Morning Bird3:55
4 Babyfather4:40
5 Long hard Road3:09
6 Be that easy3:41
7 Bring me Home4:09
8 In another Time5:06
9 Skin4:13
10 The safest Place2:46
Besetzung

Sade Adu: vocals
Stuart Matthewman: guitar, sax
Andrew Hale: keys
Paul S. Denman: bass


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