Musik an sich


Reviews
Fear Factory

Mechanize


Info
Musikrichtung: Industrial/Thrash Metal

VÖ: 05.02.2010

(AFM Records/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 44:50

Internet:

http://www.fearfactorymusic.com
http://www.myspace.com/fearfactory



Ja is’ denn heut schon wieder 1995?!

Lassen wir mal das seifenoperwürdige Vorgeplänkel zwischen den Parteien Ball/Cazares und Wolbers/Herrera außen vor. Die Frage vor einem neuen Fear Factory-Album ist weniger wer jetzt eigentlich den Bandnamen weiterführen darf, als ob Fear Factory heutzutage überhaupt noch relevant sind. Die Angstfabrik hat zusammen mit Machine Head und Pantera die Metalwelt der 90er und ihre Entwicklung geprägt wie wenig andere, aber nach Obsolete kamen keine wirklichen Impulse mehr aus dieser Richtung und Fear Factory wurden alsbald dies: überaltert. Die einstigen Innovatoren wurden von der jüngeren Konkurrenz überholt, die hemmungslos bei ihnen klaute und mittlerweile meist selbst das Zeitliche gesegnet hat oder in einer kreativen Sackgasse steckt.

Und hört man sich das neue Geschoss Mechanize mal an, kommt man schnell zu folgendem Schluss: Auf dieses Album hat die Musikwelt nicht wirklich gewartet, es ist auch kein absoluter Megakracher, macht aber trotzdem überwiegend Spaß! Legt man die Scheibe ein, kommt man sich fast 15 Jahre zurück versetzt vor, als Fear Factory mit Demanufacture die Szene überrollten. Denn genau auf dieser musikalischen Welle reiten Burton C. Bell und Dino Cazeras mit ihren Mitstreitern Byron Stroud (Strapping Young Lad, Zimmer’s Hole) und Drum-Oktopus Gene Hoglan (Strapping Young Lad, ex-Dark Angel) hemmungslos weiter. Die trockene und maschinell, kalte Härte ist wieder da. Die Aggressionen sprudeln massiv, was einerseits dafür sorgt, dass Fear Factory auf diesem Album angepisst wie selten zuvor klingen, aber auch, dass ein gnadenloser Song wie „Oxidizer“ fast schon zur planlosen Prügelorgie verkommt. Aber seien wir ehrlich, selbst ihre Klassiker haben Fear Factory mit der einen oder anderen Füllnummer gestreckt.

Viel besser als der genannte und der etwas unspektakuläre, dafür aber wirkungsvolle Titelsong „Mechanize“ sind dagegen „Fear campaign“, wo Gene Hoglan mit Blastbeats dafür sorgt, dass die Maschine erst so richtig zu laufen beginnt, und der quasi Hit „Powershifter“, der mit seinem klaren Refrain ganz in die Fußstapfen von „Replica“ tritt. Bei „Christploitation“ versucht die Band mit Keyboards ihren maschinengewehrartigen Angriffen etwas Beklemmendes beizufügen, was anfangs nicht so ganz gelingen will. Spannender ist dagegen das leicht sphärische und an Devin Townsend erinnernde „Designing the enemy“, sowie der tolle Abschluss und emotionale Höhepunkt „Final exit“. Hier dreht Burton den (Gesangs-)Spieß mal um und singt die melodischen Strophen klar und shoutet dafür den großen Refrain.

Überhaupt der Gesang - endlich tut Burton C. Bell wieder das was er am besten kann, und zwar sich richtig am Mikro auskotzen. Vorbei sind die nicht ganz so begeisternden Gesangseinsätze von Ascension of the Watchers und City of Fire. Und vorbei sind auch jegliche Experimente bei Fear Factory. Keine Hip Hop-Einflüsse und keine Alternative-Anflüge mehr. Der wahre Fankern kann die Fokussierung aufs Wesentliche und die Rückkehr von Dino am Ende nur begrüßen. Neue Fans gewinnt man mit Mechanize dafür wahrscheinlich keine hinzu, aber eine nette Retronummer ist das Ding schon. Kein Klassiker zwar, aber besser als erwartet und qualitativ in etwa auf einem Niveau mit Archetype, dem ersten Album der Post-Cazares-Besetzung.



Mario Karl



Trackliste
1Mechanize4:41
2 Industrial Discipline3:38
3 Fear Campaign4:54
4 Powershifter3:51
5 Christploitation4:58
6 Oxidizer3:44
7 Controlled Demolition4:24
8 Designing The Enemy4:54
9 Metallic Division1:30
10 Final Exit8:16
Besetzung

Burton C. Bell (Vocals)
Dino Cazares (Guitar)
Byron Stroud (Bass)
Gene Hoglan (Drums)


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