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Reviews
Milhaud, D. (Schwarz)

Service Sacré


Info
Musikrichtung: Chor und Orchester

VÖ: 02.11.2004

Naxos / Naxos American Classics
CD DDD (AD 2000) / Best. Nr. 8.559409


Gesamtspielzeit: 64:15

Internet:

Milken Archive



JÜDISCHES ERBE AUS DER NEUEN WELT

In Kooperation mit dem Label Naxos ist soeben die erste Serie mit Aufnahmen des amerikanischen Milken Archive of American Jewish Music in der Reihe American Classics veröffentlicht worden. Es handelt sich um den Start eines höchst ambitionierten Projekts, das schließlich 50 CDs mit über 600 Werken umfassen soll. Die Auswahlkriterien für das Repertoire sind bewusst weit gefasst, um ein möglichst großes Spektrum amerikanisch-jüdischer Musikkultur präsentieren zu können – von daher ist das Ettikett American Classics vielleicht etwas irreführend. Sprache und traditionelle Melodien, Textvorlagen oder Plots, Gebrauch bzw. Funktion waren jeweils ausschlaggebend für die Aufnahme in die Reihe. Vieles, was da (oft erstmalig) zu Gehör gebracht wird, bezeugt das Fortleben von Traditionen, die in Europa durch die Nazibarbarei vernichtet wurden. Ebenso spannend sind die unterschiedlichen Formen der Inkulturation und Neudeutung dieser Traditionen. So ist die geöffnete Truhe nicht nur groß, sondern auch mit ganz unterschiedlichen Schätzen gefüllt. Originelles aus dem frühen Schaffen Leonard Bernsteins gehört z. B. ebenso dazu wie Auszüge aus dem Musical The Eternal Road von Kurt Weil oder repräsentative Sammlungen von Klezmer-Concertos and Encores. Neben den Hauptstücken haben Gebrauchsmusiken wie die eingängig-unverbindlichen Neukompositionen zum Hanukka-Fest ihren Platz gefunden. Alle Produktionen werden von bekannten Ensembles und renommierten Künstlern eingespielt und durch umfassende, aber leider nur englischsprachige Booklets dokumentiert.

Interessant ist die hier als pars pro toto vorgestellte komplette Vertonung der reformierten Sabbath-Liturgie durch Darius Milhaud (1892-1974). Als er 1940 nach dem deutschen Angriff auf Frankreich mit seiner Familie in die USA emigrierte, war er bereits einer der international bekanntesten und auch meistdiskutiertesten französischen Komponisten. Seine polytonale, für heutige Ohren gemäßigt modern klingende Musik, gewinnt bei dieser 1947 von der San Franciscoer Emanu-El-Gemeinde in Auftrag gegebenen Komposition eine verblüffend amerikanische Note. Die unpsychologische Objektivität, die seine Opern über antike Tragödienstoffe kennzeichnet, ist hier einer gefühlvollen, mitunter pathetischen und sentimentalen Sprache gewichen, was gelegentliche Assoziationen an Filmmusik miteinschließt. Als tiefgläubigem Juden war Milhaud dieses Werk hörbar eine Herzensangelegenheit.
Die detailliert ausgearbeitete Partitur mit ihren Instrumentalsätzen, Chor-, Soli- und Sprecheinlagen ist dabei für eine Konzertaufführung ebenso wie für den (liberalen) Synagogen-Gottesdienst gedacht. Angesichts der Dominanz des musikalischen Geschehens steht der liturgische Kontext einer Wirkung des Werkes vielleicht sogar eher entgegen – und umgekehrt. Nach der Uraufführung war in den begeisterten Kritiken wohl nicht umsonst von einem „ritual itself“ die Rede.
Die Aufführung ist überzeugend geraten, gerade weil der Prager Philharmonische Chor und der Bariton-Solist Yaron Windmueller nicht übermäßig artifiziell agieren, sondern mit Sensibilität und Wärme. Gleiches gilt für das unaufdringliche Spiel des Tschechischen Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Gerard Schwarz.



Georg Henkel



Besetzung

Yron Windmueller, Bariton
Rabbi Rodney Mariner, Sprecher
Prager Philharmonischer Chor
Tschechisches Philharmonisches Orchester

Ltg. Gerard Schwarz


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