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Reviews
Gesualdo da Venosa, C. (La Venexiana)

Quinto Libro dei Madrigali (1611)


Info
Musikrichtung: Madrigal

VÖ: 01.02.2005

Glossa / Note 1
CD DDD (AD 2003/04) / Best. Nr. GCD 920935


Gesamtspielzeit: 64:10



EROS UND THANATOS

Der Hörer der späten Madrigale von Carlo Gesualdo begibt sich nicht nur musikalisch auf schwankenden Boden. Da ist zum einen die minuziöse Ausdeutung der Worte und Affekte, die rasch wechselnde Texturen ergibt. Zum anderen pflegt der Komponist eine hochchromatische Schreibweise, wie man sie eigentlich erst wieder aus der Spätromantik kennt. Völlig unbeeindruckt von den Regeln der Satzkunst geht Gesualdo über die Konventionen hinweg: Extreme Modulationen verbinden entlegene Tonarten, drastische Dissonanzen schärfen den Ausdruck, plötzliche Pausen und Trugschlüsse halten den Satz in steter Spannung. All dies dient einer geradezu psychologischen Ausdeutung des Textes.
So tun sich hinter den wohlgesetzten Versen musikalische Abgründe von Leidenschaft, Begehren, Obsession, Schmerz und Todessehnsucht auf. Die Liebe gibt es bei Gesualdo fast nie ungebrochen, das Glück erweist sich als trügerisch, der Eros glüht in dunklen Farben, Erlösung verheißen nur Tod – oder die sexuelle Erfüllung, der „kleine Tod“ im Orgasmus.
Angesichts der in harsche Harmonien gesetzten schmachtenden Seufzer und lustvollen (Liebes)Qualen ist es kein Wunder, dass sich der Musikschriftsteller Charles Burney im 18. Jahrhundert mit Schaudern abwandte. Die zärtelnde Empfindsamkeit des galanten Zeitalters wollte von Gesualdos jähen und erregten Modulation nichts wissen.

Die Sänger/innen von La Venexiana hingegen wollen! Und wie! Die ersten Takte von O dolorosa gioia, vom Altus Claudio Cavina mit maximaler androgyner Sinnlichkeit intoniert, sagen da alles. Man darf sich fragen, wie es diesem Ensemble gelingt, in so kurzer Folge eine vorzügliche und maßstäbliche Interpretation nach der anderen vorzulegen. Gerade ist das Ensemble noch mit der Fortsetzung seiner Monteverdi-Edition beschäftigt, da erscheint in preiswürdiger Aufmachung der erste Teil der Gesualdo-Edition, die den späten Madrigalen Gesualdos gewidmet ist. (Glossa war übrigens das erste Klassiklabel, dass die Plastikhüllen durch klappbare Digipacks aus Pappe ersetzt hat. Seit einiger Zeit arbeitet man mit den Designern von Oficina Treminutos zusammen: Das sieht häufig nicht nur spektakulär gut aus, das fühlt sich auch gut an – wer da noch ans Brennen denkt, ist selbst Schuld!)
Wie zu erwarten war, lässt die Interpretation auch hier an Intensität des Ausdrucks und exzellenter Gesangskultur nichts zu wünschen übrig. Selbst da, wo der Komponist die Stimmen durch entlegendste Regionen führt und expressive Siedepunkte ansteuert, bleibt die Tongebung des Ensembles wunderbar entspannt. Wie einzelne Stimmen aus dem dichten Geflecht immer wieder nuanciert hervortreten und wie durch eine feingestufte Dynamik und Artikulation auf kleinstem Raum Spannung aufgebaut wird, zeugt von großer Kunst.

Wer wissen will, wie Eros und Thanatos klingen, der kommt um die Musik Gesualdos in der eindrucksvollen, bewegenden Interpretation von La Venexiana einfach nicht herum!



Georg Henkel



Trackliste
1Gioite voi col canto03:11
2S’io non miro non moro03:08
3Itene, o miei sospiri03:15
4Dolcissima mia vita02:54
5O dolorosa gioia03:55
6Qual fora, donna02:05
7Felicissimo sonno03:14
8Se vi duol il mio duolo03:30
9Occhi del mio cor vita02:53
10Languisce al fin04:16
11Mercè grido piangendo04:16
12O voi, troppo felici02:03
13Correte, amanti, a prova02:56
14Asciugate i begli occhi04:06
15Tu m’uccidi o crudele03:48
16Deh, coprite il bel seno02:18
17Poichè l’avida sete05:19
18O tenebroso giorno02:23
19Se tu fuggi, io non resto02:01
20T’amo, mia vita02:39
Besetzung

Rossana Bertini – Valentina Coladonato, Sopran
Claudio Cavina, Altus & Ltg.
Giuseppe Maletto – Sandro Naglia, Tenor
Daniele Carnovich, Bass


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