Musik an sich Die Packung Zigaretten - 0.99 EURO!

Reviews


Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Links
Impressum



Musik an sich
 
Indolenz - Kataklysmen irdischer Erinnerung
(Eigenproduktion)
Black/Death Metal
 

Indolenz ist die seit gut zwei Jahren bestehende Band von Daniel Leberenz und Patrick Sternagel, die uns dieser Tage mit ihrer in Eigenregie produzierten CD erfreuen.

Die auf eben dieser enthaltene Musik bewegt sich durchweg im Spannungsfeld von Black und Death Metal mit deutlicherer Gewichtung zugunsten des schwarzmetallischen Anteils besonders in Hinblick auf das zumeist schrill kreischende Organ des Herrn Leberenz. Begonnen wird der Reigen von einer sehnsuchtsvollen Keyboardmelodie, die das atmosphärische „Seaside Suicide“ durchweg prägt, jedoch keinen Ausweg zu weisen vermag. Hoffnungslos die Aussichten auch „Für die Seelen der Morgenröte“, die im Anschluss die Frage nach ihrem allergrößten Wunsch zu beantworten wissen: "Nicht zu sein, nichts zu sein." Ein wahnsinniges Stück und gleichzeitig das für mich packendste des Albums.

"Dreamdismemberment" darf mit seinem aus der Neuverfilmung des Stephen King- Klassikers "Shining" entliehenen Sample, der kurzen Spielzeit und fast unmenschlich tief verstellten Death Metal- Stimme sicher als Hommage an Mortician verstanden werden, deren T-Shirt der gute Patrick im übrigens erkennbar hingebungsvoll gestalteten Booklet mit Stolz trägt. Weitere Sympathiepunkte sammeln Indolenz mit der Vertonung eines Edgar Allen Poe- Textes im nachfolgenden "Das Geisterschloß", welches die Atmosphäre von Poes Versen überaus gelungen widerspiegelt, woraufhin dann "Jesus kaut mich Fragezeichen" mit kongenialen Zeilen wie "Dein Jesus tanzt mit Satansmaske im Treibhaus der Kinderwiegen/Zersplittert seine Innenstirn in Bücher, die einst Drogen schrieben", für die allein ich ihnen am liebsten die Höchstnote verleihen möchte, den lyrischen Vogel endgültig abschießt. Das 52- Sekunden- Geholze "The tormenting chaos of life" und das völlig aus dem Rahmen fallende, scheinbar keinen Zweck erfüllen de Instrumental "Minentstellt" verstehen es allerdings bestens, den Rezensenten wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, bevor abschließend erneut jubiliert werden darf, werden doch mit „Der Engel mit den gebrochenen Flügeln“ und der erneut den guten Geschmack der Band beweisenden Baudelaire- Umsetzung "Ein Stück Aas" zwei hochklassige Nummern zum Abschluss geboten, wobei erstere die Frage aufwirft, ob den beiden Musikern "Die Vernichtung des Gabriel" von Samsas Traum ein Begriff ist, an das nicht nur die interessante – manch einer mag das Wort "unpassend" bevorzugen - Programmierung des Drumcomputers gemahnt.

Jenes Maschinchen kann durchweg kaum überzeugen und ist neben dem Casio- Keyboard aus dem örtlichen Supermarkt insgesamt größter Schwachpunkt dieser Scheibe, deren Songmaterial überwiegend bereits erstaunlich ausgereift anmutet. Drei oder vier der vorliegenden Tracks hätte man sich zwar auch sparen können, doch abgesehen von dem Rat, sich einen Schlagzeuger aus Fleisch und Blut ins Boot zu holen und der Hoffnung, das nächste Mal die Lieder in einem ihnen angemessenen und ihre Wirkung unterstützenden Klanggewand dargeboten zu bekommen, bleibt mir nur, Indolenz zu bescheinigen, dass sie auf dem richtigen Weg sind und dem aufgeschlossenen Metaller zu empfehlen, ein Auge auf das Duo zu haben, das mit merklichem Herzblut bei der Sache ist. Ein Anfang ist gemacht.

Thorbjörn Spieß

13 von 20 Punkte

Kontakt: Patrick Sternagel
Leuchtturmstr. 7
26388 Wilhelmshaven
Preis der CD: 5 Euro

 

Inhalt | Impressum | Links | News | Reviews | Konzerte | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe