Musik an sich


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Heino

Mit freundlichen Grüßen


Info
Musikrichtung: Pop / Volksmusik

VÖ: 01.02.2013

(Starwatch Entertainment / Sony music)

Internet:

http://www.heino.de


Als ich das Bemusterungsangebot zu dieser CD bekam und das Album anfragte, fand ich dieses Thema ja eigentlich noch richtig interessant: wer hätte denn schon gedacht, dass ich tatsächlich noch mal in den Genuss komme, eine Scheibe von Heino zu besprechen? Und dann noch so etwas wie eine schwarzbraune Version von Songs der Ärzte, von Rammstein, Westernhagen, Peter Fox oder Nena - das ist doch eigentlich echt mal was anderes! Nun ja, ein unerschrockener und ambitionierter Online-Redakteur schreckt wohl vor gar nichts zurück...

Einen Tag später und damit noch ein paar Tage bevor Mit freundlichen Grüßen dann tatsächlich bei mir im Briefkasten landete, war die Vorfreude schon etwas verflogen, denn mittlerweile war das Album in jeder Tageszeitung platziert – aber eben nicht aufgrund der Musik, sondern wegen des juristischen Glatteises, auf dem sich der mittlerweile 74-jährige Blondschopf mit dieser Veröffentlichung bewegt. Keiner der Bands, denen hier von Heino unfreiwillig eine Hommage zuteil wird, soll gefragt worden sein, und alle Welt diskutiert jetzt darüber, ob es sich bei den Coverversionen auch wirklich nur um reine Kopien der Originale ohne einen eigenständigen schöpferischen Anteil handelt. Nun ja, viel mehr Werbung kann man dieser Scheibe wohl nicht angedeihen lassen, wenn im Boulevardteil fast jeder Zeitung das Thema größeren Raum einnimmt als die Neuigkeiten aus dem Dschungelcamp... Aber anscheinend hat man es auch bewusst darauf angelegt, schließlich prangert auf dem Cover auch der Untertitel Das verbotene Album...

Aber die rechtliche Geschichte um Heinos jüngsten Streich ist leider tatsächlich interessanter als der musikalische Inhalt. Rechtlich geht die Veröffentlichung wohl tatsächlich in Ordnung, denn den eigenständigen schöpferischen Anteil, der Mit freundlichen Grüßen juristisch angreifbar machen würde, ist kaum zu finden. GEMA-gemäß wurden die Stücke nicht bearbeitet, sondern wirklich nur 1:1 neu aufgenommen – die einzigen schöpferischen Merkmale, die einen Unterschied zu den Originalen machen, sind die typisch tiefe und zackige Heino-Stimme und die penetranten Blasinstrumente (die Ärzte-Textzeile des ersten Stücks "Und ständig dieser Lärm" schoss mir beim Hören des Albums seltsamerweise ständig durch den Kopf...). Vielleicht hätte Heino doch mal einige der von ihm gecoverten Künstler fragen sollen, ob er ihre Songs auf einem Album neu vertonen darf – einige hätte bestimmt sogar zugesagt und das Ergebnis wäre dank der dann erlaubten Variationen unterhaltsamer und anspruchsvoller ausgefallen. Auf diese hier präsentierte Art hätte aber man sich die Sache aber sparen können – wesentlich interessanter wäre es vielleicht gewesen, wenn Heino seine seine eigenen Stücke in ein Ärzte- oder Rammstein-Kostüm gesteckt hätte...

Fazit: Das Ganze ist weder originell und auch nicht ganz so cool, wie es das fast peinliche Cover der CD weismachen will, sondern tendenziell eher einfallslos - man fragt sich dabei, wozu das eigentlich gut sein soll und wer denn nun eigentlich zur ernsthaften Zielgruppe dieser Scheibe gehört. Heinos Sonnenbrille schützt vor zu viel Sonne, bei diesem Album ist aber vielleicht eher eine dunkle Ohrenbrille angesagt...



Jürgen Weber



Trackliste
1Junge
2 Haus am See
3 Ein Kompliment
4 Augen auf
5 Sonne
6 Gewinner
7 Liebes Lied
8 Leuchtturm
9 Vogel der Nacht
10 MfG
11 Kling Klang
12 Willenlos
Besetzung

Heino – Leadgesang
Manuel Lopez – Gitarre
Richard Hellenthal – Posaunen
Rüdiger Baldauf – Trompeten
Marcel Brell, Christian Geller – Keyboards
Billy King, Leslie Moryson - Chor


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