Musik an sich


Artikel
Wenn Kaya Träume deutet, dann nicht mit New Age Music voller Luftblasen




Info
Gesprächspartner: Kaya

Zeit: Januar 2013

Interview: E-Mail

Stil: Songwriter / Rock

Internet:
http://www.kayadreams.com

In der letzten Ausgabe hatte Norbert von Fransecky das aktuelle Album von Kaya besprochen. Im Interview erfährt er unter anderen, dass es kein Debüt ist, sondern ein Comebackalbum eines durchaus erfolgreichen Künstlers, der allerdings 15 Jahre lang nicht ein einziges Lied gesungen hat.
Das aber ist nicht das einzige Besondere an dem Sänger. In den Texten und Erklärungen im Booklet der CD ist die Rede von Spiritualität, von Engeln und Traumdeutung. Details seiner Biographie, die Kaya dabei offen legt, zeigen ihn als eine Art spirituellen Coach. Das hat unseren Theologen natürlich neugierig gemacht und so dauert es etwas, bis er zum eigentlichen Thema der MAS, der Musik, kommt. Erst einmal fragt er nach, ob Kaya bereit sei, etwas Genaueres über seine Beratungstätigkeit und die Organisation, für die er dabei tätig ist, zu sagen.


Kaya: Während der letzten 10 Jahre bin ich zum spirituellen Coach und zum Lehrer für Meditation und Yoga geworden. Ich habe gemeinsam mit meiner Frau Christiane Muller die Non-Profit Organisation UCM gegründet. Wir publizieren Bücher und Meditation-CDs zum traditionellen Studium von Engeln und der Interpretation von Träumen, Zeichen und Symbolen. Dieser Lebenswechsel begann für mich vor 17 Jahren, als ich heftige Träume und Albträume bekam. Ich kam mit meiner Frau zusammen, die mir von ihren Forschungen zu der Beziehung zwischen der Metapher eines Engels und des Träumers erzählen wollte.
Am Anfang war ich der Meinung, dass Engel etwas für Kleinkinder seien. Aber sobald ich begann ihre Namen als Mantras zu benutzen, wurden meine Träume noch lebendiger und kraftvoller. Ganz außerordentlich war, dass alle Träume, die ich hatte, ausnahmslos etwas mit dem Engel zu tun hatten, mit dem ich meditierte. Das war fantastisch und half mir sehr, die Vorstellung von Engeln in meinem Herzen und in meiner Seele zu verändern.

Auch nach 17 Jahren rufe ich bei meinen Meditationsübungen immer noch Engel an und ich erhalte dadurch sehr präzise Träume. Ich glaube diese großartige innere Arbeit - die sehr leicht zu praktizieren ist - verschafft uns wirkliche spirituelle Autonomie, denn es gibt niemanden, der uns sagt, was wir zu tun haben. Wir selber steuern unsere eigenen Träume, unsere eigenen Antworten.

MAS: Neben den esoterisch klingenden Texten erscheinen im Booklet spirituelle Symbol aus einer ganzen Reihe von Religionen - Christentum, Hinduismus, Maya. Wo sehen Sie sich selbst - innerhalb einer der etablierten Religionen, oder auf einem eigenen religiösen Weg?

Kaya: Ich bin mit keiner Religion verbunden. Ich bin der Meinung, sie alle haben dem Menschen Großartiges zu geben, wenn sie ohne Extremismus praktiziert werden, mit dem einzigen Ziel, Qualitäten zu entwickeln, ein besserer Mensch zu werden. Gewalt und Negativität passen nicht zu der Suche nach Liebe und Weisheit. Als Spezialist für symbolische Sprache habe ich viele Religionen studiert, um sie zu verstehen. Ich wollte ihrer Grundaussagen kennen lernen und ich kann mich keiner von ihnen vollständig anschließen.

MAS: Welche Rolle spielt die UCM dabei?

Kaya: Es ist im Wesentlichen eine Publikationsmöglichkeit, eine Non-Profit Organisation, die ich 2001 mitgegründet habe, um Bücher zu vertreiben. Wir werden gesponsert und wir erhalten finanzielle staatliche Unterstützung der Provinz Quebec (Kanada). Inzwischen ist UCM eine bekannte etablierte Organisation, die vielen Menschen hilft, sich so zu verändern, wie ich es vor vielen Jahren getan habe. Heute bin ich Geschäftsführer und Herausgeber der UCM. Ich helfe Schriftstellern, Malern und Musikern, ihre Arbeit in der ganzen Welt bekannt zu machen.


MAS: Ihr Leben war nicht geradlinig. Das machen Sie im Booklet deutlich. Sie sprechen von Zeiten der Orientierungslosigkeit, einer Studienzeit, einer Zeit, in der Sie in materieller Hinsicht sehr erfolgreich waren und einer weiteren, in der sie sich fast klösterlich zurückgezogen haben.
Was für eine Art von Studium und materiellem Erfolg war das?


Kaya: Mein Leben begann sich zu verändern, als ich 10 bis 50 Träume und Albträume pro Nacht hatte. Das war so heftig, dass durchaus die Möglichkeit bestand, mich selbst zu verlieren, oder mein Leben in einer Psychiatrie zu beenden. Aber ohne Medikamente zu nehmen, habe ich mein Leben der Meditation übergeben. Am Anfang stand das Studium meiner eigenen Träume und von Symbolen. Danach kam die Arbeit mit Engeln, die mir halfen, meine Studien zu Traumanalysen zu präzisieren und zu all den multidimensionalen Reisen, die ich Nacht für Nacht machte. Heute haben Träume keine Geheimnisse mehr für mich.
Es war ein wenig so, wie bei diesen jungen Leuten, die ständig an ihrem Computer herumspielen, bis sie das Programm geknackt haben. Es war heftig. Ich empfehle niemandem meinen Weg zu gehen. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang sehr extrem war.
Ich bin glücklich, heute Menschen zu helfen, die die Grenze überschritten haben, die zu ihrem Unterbewusstsein führen. Ich bin glücklich, wenn ich ihnen mein Wissen und meine Erfahrungen weiter gebe, so dass sie ihr Leben nicht so durcheinander bringen müssen, wie ich es vor langer Zeit getan habe.


Der entscheidende Moment für den wirklichen Beginn meiner Suche ist die Geschichte hinter dem Song „Finally Free”. Die Begegnung mit dieser jungen Frau, die Krebs hatte und zwei Wochen nach unserem Treffen starb, suchte mich in dieser Nacht heim, um mir den Lichttunnel zu zeigen, den wir sehen, wenn wir sterben. Das hat mich stark beeinflusst und es hat mich zu dieser existentiellen Suche gebracht.

MAS: Bevor ich endlich zur Musik komme, wüsste ich gerne etwas über die Bedeutung des Namens Kaya.

Kaya: Zuerst kannte ich die Bedeutung selber nicht. Er kam mir, als ich zu Beginn meiner Suche einen neuen Titel schrieb. Ich saß am Klavier und sang eine Textzeile „Kaya co sete la son”. Ich erhielt diese Information während meiner Meditation. Kaya war ein Name, der mir ganz natürlich vorkam. Ich begann davon zu träumen und die Menschen nannten mich Kaya. Ich entschloss mich, ihn als Künstlernamen zu benutzen und schrieb mein erstes Buch unter ihm.
Später studierte ich mit dem Dalai Lama und einer seiner Lamas klärte mich über seine Bedeutung auf: Gestalt annehmen. Und er erzählte mir, das wichtigste Ziel des Tibetischen Buddhismus sei Darmah Taking, Gestalt annehmen im spirituellen Leben.

MAS: Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Kaya: Um ehrlich zu sein... Ich habe mich nie wirklich als Musiker gefühlt - selbst als ich zwanzig Jahre lang klassische Musik studiert habe nicht und auch nicht, als ich Musik gelehrt habe. Für mich ist Musik immer ein Weg des Ausdrucks gewesen, ein Weg innere Gefühle zu kommunizieren, innere Bewusstseinszustände. Es hat lange gedauert bis ich mich selbst verstanden habe, bis ich eine musikalische Form gefunden habe, die zum Ausdruck bringt, wer ich wirklich bin.
Zu Beginn war das, was ich schrieb zu simpel, … zu sehr Mode, … und ich war am Ende nie richtig glücklich mit den Resultaten. Es war als wäre mein Geist blockiert. Ich war nicht in der Lage Besseres zu schreiben, als ich es mit 16, 17 oder 18 Jahren getan habe. Ich war wie ein Computer der ständig dabei ist zu überprüfen, nachzudenken, zu versuchen zu verbessern.

Heute ist Musik für mich eine Sprache aus Schwingungen Seit ich die Symbolsprache entdeckt habe, bedeutet sie mir viel mehr. Ein Orchester ist eine Ansammlung von Kräften, positiven und negativen. Sie sprechen laut heraus. Sie schaffen Spannungen und Entspannung, hohe und tiefe Frequenzen, die unser Gehirn aktivieren, unsere Seele.
Menschen hören tatsächlich deshalb gerne Musik, weil sie mit dem Wesen ihrer Seele über die Erinnerungen kommunizieren, die sie mit der Zeit angesammelt haben. Musik bewirkt tatsächlich, dass sich unsere Seele öffnet, unser Bewusstsein und uns in die Multidimensionalität dessen reisen lässt, was wir wissen und was wir noch nicht wissen. Sie ist wahrhaft eine universelle und metaphysische Erfahrung des persönlichen und kollektiven Bewusstseins und kann uns helfen zu lernen, wie wir uns selbst verbessern können - insbesondere, wenn das Kunstwerk eine Botschaft positiver Evolution ist. Nichtsdestotrotz kann sie Destruktives hervorrufen, Traurigkeit, Angst oder Erinnerungen an Gewalt und Aggressivität nähren, die einen Menschen eines Tages zu negativen Handlungen treiben, wenn er nicht wach genug ist. Musik übt einen gewaltigen Einfluss aus. Aber in beiden Fällen, positiv oder negativ, setzt sie Potenziale frei, aktiviert und formt unsere Persönlichkeit.

MAS: Obwohl die intensiven Kommentare zu den Texten ihrer CD mannigfaltige Hinweise auf ihre Biographie enthalten, wird ihre musikalische Vergangenheit mit keinem Wort erwähnt. Wie kommt das? Die Presseinformationen erwähnen zumindest größere Erfolge in Kanada.

Kaya: Ich begann mit Musik in der Kirche als ich sechs Jahre alt war. Ein Chorleiter hatte mich entdeckt, als er mit Freunden spazieren ging und vor unserm Haus vorbei kam. Er hörte eine Stimme und war so berührt, dass er glaubte, die Stimme eines Engels zu hören. (Meine Stimme war sehr hoch, als ich klein war.) Er dachte, es wäre eine Frau, die da sänge, und klopfte an die Tür. Mein Mutter antwortete und sagte, sie wäre es nicht, sondern ihr kleiner Sohn, der im Badezimmer sänge. Zwei Wochen später war ich der jüngste Solist der Kirche und die Leute kamen Kilometer weit angefahren.

Dann begann ich bei Festivals und Wettbewerben zu aufzutreten mit meinem Vater als meinem ersten Manager. Mit zehn Jahren habe ich drei Jahre lang unter den berühmten französischen Komponisten Michel Berger and Luc Plamondon in einer französischen Rockoper namens Starmania gesungen. Ich habe die Rolle des Außerirdischen gehabt, der Moral der Geschichte, der erklärte, dass die Menschen Kinder sind, die mit Bomben und Technologie spielen … ständig bemüht berühmt zu werden usw.
Das alles führte dazu, dass ich im Alter von zehn und elf Jahren meine ersten drei Alben aufnahm. Der Stimmbruch brachte mich dann zurück in die Schule. Danach habe ich mit 18 Jahren einen multinationalen Vertrag bei CBS unterschrieben mit Vito Luprano, dem Produzenten von Celine Dion. Bei CBS, die dann zu Sony / BMG wurden (bzw. von Sony / BMG aufgekauft wurden; NvF) veröffentlichte ich drei Alben, die ebenfalls sehr erfolgreich waren. Mit 26, als ich mein erstes englisches Album aufnahm, war ich auf dem besten Weg das männliche Pendant zu Celine Dion zu werden. I hatte dasselbe Management usw.
Aber ich entschloss mich dem Ruhm und Glanz den Rücken zu kehren und lebte einige Jahre als Eremit. Acht Titel des Albums sind vor 15 Jahren entstanden. Vier weitere schrieb ich 2011 für das Album.

MAS: Ihre Texte handeln von Engeln, Träumen, Harmonie, Spiritualität. Gewöhnlich rechnet man damit, dass derartige Themen von Wellness Klänge, Electronica oder Ähnlichem begleitet werden. Es ist nun nicht gerade Hard Rock, was man auf dem Album hört, aber zumindest ein kraftvoller Songwriter Sound, der an Leute wie Tom Kimmel oder die ruhigere Seite von Bryan Adams erinnert. Wie passt das mit Ihren Texten zusammen?

Kaya: Mein spiritueller Weg hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass Geistige und das Leibliche zu vermählen. Ich glaube ganz fest, dass alle Menschen auch Engel sind. Aber sie nutzen nicht ihr volles geistiges Potenzial. 10 Prozent, wie Einstein sagt. Und ich glaube, er hatte wirklich Recht. Wir alle haben ein unendliches Potenzial in uns. Ich persönlich mag keine New Age Music voller Luftblasen. Sie ist mir zu vage, nicht real genug.

Ich mag Musik, die das echte Leben verkörpert, wirkliche Gefühle. Spirituell Menschen haben oft einen Sandalenkomplex. Sie beten und meditieren, haben aber Probleme mit dem konkreten Alltagsleben, insbesondere damit ein gutes Familienleben zu führen, zu arbeiten und sich einen gewissen Wohlstand zu schaffen. Es ist als erzeuge das spirituelle Dasein Schwierigkeiten und Misserfolge oder Trauer, Einsamkeit, oder Diskrepanzen zwischen sozialem und privatem Leben. Mir ging das genauso. Heute bedeutet das Engelleben für mich Geist und Leib zusammenzubringen, ein echtes und wunderbares Leben zu gestalten mit Qualität, Tugend, positiver Kraft und guten Taten.

MAS: Welchen Stellenwert haben Ihre musikalischen Aktivitäten neben (oder vor) Ihrer Tätigkeit als spiritueller Coach?

Kaya: Für mich ist das Abhalten einer Unterrichtsstunde und ein Konzert dasselbe. Ich bin glücklich, mit Menschen zusammen zu sein und sie zu inspirieren in Kontakt mit ihrem wahren Potenzial zu treten. Dieses musikalische Comeback ist dennoch etwas Besonderes für mich, denn ich hatte mit dem Singen für 15 Jahre komplett aufgehört - nicht einen einzigen Song. Ich bin glücklich wieder da zu sein, um mein Leben durch diese neue CD zu teilen. Diese Entscheidung habe ich mit Hilfe eines Traumes gefällt, den ich hatte.


Norbert von Fransecky



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