Musik an sich


Reviews
Bach, J. S. (Smith)

Motetten BWV 225-230


Info
Musikrichtung: Barock Ensemble

VÖ: 01.11.2010

(Signum / Note 1 / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. SIGCD213)

Gesamtspielzeit: 58:31



GESCHWINDE

“Fürchte dich nicht” – dieser Titel einer Motette von J. S. Bach scheint das Coverdesign dieser Aufnahme nachhaltig inspiriert zu haben. Die sechs SängerInnen von Voces8 schreiten einher wie Darsteller aus einer Vampirserie oder der Smoking-Version von Dawn of the Dead. Die Dame fürs fahle Make-up wird ebenso wie der Modeausstatter auf der Rückseite des Booklets erwähnt.

Kann man nicht einfach mal dazu stehen, dass Klassik höchst uncool ist, dass ihre Uncoolness kein Mangel, sondern ein Qualitätsmerkmal ist? Denn wer nun Bach mit Saxofonen und Drums erwartet, der wird auch enttäuscht. Streng historisch informiert gibt sich die Interpretation: Acht Stimmen und mitlaufende solistische Barockinstrumente singen bzw. musizieren Bachs zeitlos schöne, mordsmäßig schwierige Musik vibratoarm und rein. Gotteslob und Menschennot, geistliche Freude und himmlische Klänge – darum geht es. Glaube, Hoffnung und Liebe.
Wer, bitte sehr, soll mit dieser Präsentation zum Kauf animiert werden?
Voces8 zeigen beste britische Ensemblekunst, so leichtgängig und virtuos wird der Tonsatz präsentiert. Vor allem in den kontrapunktisch dichten Momenten von Singet dem Herrn ein neues Lied entsteht ein herrliches himmlisches Getümmel. Doch das Gotteslob kommt auch sehr geschwind daher. Deutlich unter eine Stunde benötigen die Musiker für die sechs Motetten. Da wirkt dann Manches trotz der präzise und ausdrucksvoll durchgeformten Details etwas flüchtig. Die Seele des Hörers möchte sich einschwingen und kommt kaum nach. Bachs polyphone Konstruktionen geraten zu bewunderungswürdigen Uhrwerken. Ach ja, die Coolness …



Georg Henkel



Besetzung

Voces8
The Senesino Players

Barnaby Smith: Leitung


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