Musik an sich


Reviews
Electric Orange

Krautrock from Hell


Info
Musikrichtung: Orangen Psychedelik

VÖ: 5.02.2010

(Sulatron / Cargo)

Gesamtspielzeit: 78:57

Internet:

http://www.myspace.com/abgelaufen


Endlich! Die Soundhexer aus Aachen sind mit einer neuen Platte am Start. Krautrock From Hell ist das 7. offizielle Album der seit 1992 aktiven Band, nebenher gab es noch jede Menge so genannte private Releases in Kleinstauflagen.
Electric Orange gehören zu den Bands, von denen man einen gewissen Sound erwartet. Natürlich soll nicht alles gleich klingen, aber wenn von den Aachenern auf einmal fluffig leichte Popstückchen kämen, wäre man bös enttäuscht.
Doch wie der Titel Krautrock from Hell bereits andeutet, ist damit natürlich nicht zu rechnen.
Bandwurm zieht einen sogleich mit seinem tiefen, wummernden Bass und den verspielten Elektronics in das Album hinein. Mit knapp sechs Minuten ist es recht kurz, jedoch Electric Orange in Reinkultur. “Sundos“ hält das Tempo bei, kommt jedoch mit der Gitarre wesentlich rockiger daher.
“ Chorg (Cpt. Gyrok´s)” bietet dann ein feines Gitarrensolo in bester Spacerockmanier im Mittelteil gefolgt von einem ausufernden, ebenso schwebenden Keyboardsolo. Das die Rhythmusmaschine aus Bass und Schlagzeug den psychedelisch und spacigen Song stetig voran treibt ist selbstredend. Mit knapp 11 Minuten erreicht man hier dann auch erstmals eine annähernd normale Länge.
“Hers“ beginnt mit dunkeler Elektronik und entfernt klingenden leicht dissonanten Gitarrensounds. Darüber legen sich Sounds und manchmal auch Sprachsampel. Dieser Teilist mit 2:4 vielleicht etwas lang geraten, dann setzen Schlagzeug und Gitarre sowie die spacigen Keyboards ein. Plötzlich entsteht einer der poppigsten Songs. Dafür sorgt neben der Gitarre vor allen der Gesang.
Das wiederum recht kurze “ Kunstkopf“ ist die Reinform der Band, schwebende Keyboards, knarzende Elektronik, verhallende Gitarre, Stimmen und natürlich der treibende, dumpfe Bass und das ebensolche Schlagzeug.
De Worte, die das Werk “Neuronicum“ einleiten lauten: “Da Sie nun die erste Seite gehört haben, wollen wir etwas konkreter werden“, was einerseits auf die Verbundenheit der Band zur alten Schallplatte verweist und andererseits mit dem einsetzenden, ca. eine Minute langen Gitarrengeplänkel (spanischer Stil) konterkariert wird. Dann setzen jedoch zum Glück der wohl bekannte Bss ein, der Schlagzeuger grooved sich richtig schön ein und die Gitarre wird psychedlisch – damit ist der mit über 25 Minuten längste Song eröffnet. Die Gitarre bleibt tatsächlich etwas konkreter, die schwebende Elektronik erinnert an die Frühwerke Pink Floyds. Nach ca. fünf Minuten wird dann alles auf ein auf Klavier gepeiltes Piano reduziert, sobald dieses verhallt ist setzt die Gitarre wieder neben der Rhythmussektion ein um das Werk weiter voran zu treiben. Im Grunde könnte ich nun noch seitenweise weiter schreiben, was aber völlig sinnlos wäre, weil man diese Musik einfach hören muss. Man kann sie nicht wirklich beschreiben. Der dunkel psychedelische Ritt schraubt sich auf 25 Minuten hoch und erfüllt so das psychedelisch und Krautrockig veranlagte Ohr mit höchsten Genüssen.

Selbes gelingt Electric Orange auch mit dem 15 Minuten langen Absacker “Wurmloch“ und somit haben sich drei Jahre Warten auf neues Material mehr als gelohnt, denn man wir mit fast 80 Minuten feinster Ware belohnt.
Zur vollen Reife kommen Electric Orange nach wie vor jedoch nur im Liveformat.
Trotzdem: Für Genrefans unverzichtbare Scheibe.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Bandwurm5:43
2 Sundos5:00
3 Chorg (Cpt. Gyrok´s)10:50
4 Hers9:37
5 Kunstkopf6:28
6 Neuronomicon25:41
7 Wurmloch15:38
Besetzung

Dirk-Jan Müller: Orgel, Synthesizer
Dirk Bittner: Gitarre, Stimmen, Perkussion
Georg Monheim: Schlagzeug
Tom Rückwald: Bass
Josef Ahns: Gitarre


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