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Reviews
Henning Pauly

Credit where Credit is due


Info
Musikrichtung: Prog Metal

VÖ:

(ProgRock Records / Just for Kicks)

Gesamtspielzeit: 80:01

Internet:

http://www.henningpauly.com


Angeblich, so der Text im Booklet, wollte Hennig Pauly ein schnelles Low Budget-Album aufnehmen und rief deshalb seinen Freund Juan Roos in Deutschland an, ob der Lust habe den Sänger zu machen. Der hatte, hatte aber nur 14 Tage Zeit und zwar genau zwei Wochen nach dem Anruf. In zwei Wochen die komplette Musik schreiben und produzieren zu müssen, das sei eine Herausforderung gewesen, der er nicht habe verstehen können, so Pauly. Das Ergebnis ist Credit where Credit is due.

Man kann dem Album alles Mögliche vorwerfen, z.B. stilistische Uneinheitlichkeit, aber dass Unausgereiftheit oder gar ein Schnellschuss dahinter stehen könnte, dürfte wohl kaum jemand vermuten. Was ernsthafte Kritikern stören könnte, weiß Pauly genau. Daher benutzt er im Booklet ein Zitat von Frank Zappa als Einleitung zum CD-Begleittext “Does Humor belong in Music“. Und Humor braucht man wohl, um einige Spezialitäten von Credit where Credit is due zu verdauen.

Eine dieser Spezialitäten ist ein stilistisches Spektrum, das sich von Industrial-Metal a la Die Krupps bis zu melodischem, fast poppigem Hard Rock erstreckt. Eine andere ist das „musikalische Hörspiel“, das die CD – zu Recht als „hidden“ Track – abschließt, und sich intensiv mit dem Grundriff des – ebenfalls zu Recht - “Scheißlautundhartwiedreck“ benannten Stückes beschäftigt. Keine Frage, dass dieses Riff im Hörspiel intensiv breit getreten wird. Beim sechsten siebten Mal verliert das Hörspeil zwar an Witz, aber die ersten Male ist besonders seine Eingangsphase ein tolles Stück musiklaischer Humor, dass sich durchaus mit Spaßvögeln der Kategorie J.B.O. messen kann.

Bevor man das Hörspiel erreicht, muss man sich allerdings erst einmal durch einen kompletten musikalischen Zoo kämpfen. Das beginnt mit den heftig drückenden Gitarren, die den bereits erwähnten fast Krupps-artigen Sound erschaffen. Die Stimme bewegt sich daneben eher ruhig, bäumt sich gelegentlich aber auch mächtig auf. Dadurch und durch den Wechsel zwischen den ruhigen Vocalparts und den treibenden Gitarren wird ”Your Mother is a Trucker“ äußerst dynamisch. Das folgende “Cure the Breach“ bleibt dem Industrial-Sund verschreiben, allerdings mit Modern Metal-Anklängen und gerappten Einlagen. Dann wird es soft, die Stimme sehr emotional und die immer noch metallischen Riffs eher zurückhaltend. Aber das folgende “Scheißlautundhartwiedreck“ rechtfertigt seinen Namen sofort wieder mit einem mächtigen Riff, verfügt aber auch über tolle, eher neoklassische Soli. Kurz vor Ende ertönt im breitesten Hessisch die Aufforderung “Ey Headbanger, spiel das Riff noch mal!“. Eine Aufforderung, der sofort gefolgt wird. Die Stimme wird uns im Hörspiel übrigens noch ausführlich beschäftigen.

Mit dem unauffälligen “Six“ ist dann erst Mal Schluss mit Metal. “Seven“ ist von sehr gefühlvollem, soften Gesang geprägt, der streckenweise nur vom Piano begleitet wird. Es folgt ein treibender Rocker mit wiederum fast poppiger Melodieführung. Das lange “Italo“ beginnt mit einem sakralen Chor und steigert sich zu einem dramatischen Rocker mit (Pseudo)Streichern und hymnischem Refrain. Hier ist wahrlich keine Rede mehr von Modern Metal oder Industrial.

Aber die Weicheier haben sich zu früh gefreut. “©opyright Conspiracy“ hat zwar Gefühl, ist aber im wieder ein recht harter Metal Song - das letzte metallische Aufbäumen sozusagen. Denn “German Metalheads“ ist trotz seines Namens ein eher traditioneller Rocker, mit Keyboards, die an die Neue Deutsche Welle (Ideal) erinnern. Humor, you know!. Der melodiöse Rockpopper ”I like my Video Games” folgt dann nach einer gut einminütigen Pause die erneute Aufforderung “Ey Headbanger, spiel das Riff noch mal!“, und dann…

…lasst Euch überraschen, wie man mit und um ein einziges Riff herum eine knappe Viertelstunde Unterhaltung bieten kann.

Eine tolle, abwechslungsreiche Scheibe für Progrocker und Metalheads mit stilistischer Offenheit und ein wenig Sinn für Humor.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Your Mother is a Trucker 4:00
2Cure the Breach 4:33
3Three 5:33
4Scheißlautundhartwiedreck 6:10
5I don't wanna be a Rock Star 4:54
6Six 4:13
7Seven 4:18
8Radio sucks 5:33
9Italo10:45
10©opyright Conspiracy 4:52
11German Metalhead 6:55
12I like my Video Games 4:11
13 * Pause * 1:20
14Scheißlautundhartwiedreck-Riff-Hörspiel12:44

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