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Reviews
Rinck, J.Ch.H. (Reuber)

Charfreytags-Kantate


Info
Musikrichtung: Chormusik / Romantik

VÖ: 22.12.2004

Verlag Dohr, Köln (CD, DDD (AD: 2004) / Best. Nr. DCD 022)

Gesamtspielzeit: 76:44

Internet:

capella piccola

Verlag Dohr



CHORMUSIK ZU PASSION, TOD UND VOLLENDUNG

So lautet der Untertitel dieser CD, die der Kölner Verlag Dohr herausgebracht hat. Hier sind zuvor auch schon CDs mit Einspielungen von Klavier- und Orgelmusik des 1770 in Thüringen geborenen Johann Christian Heinrich Rinck erschienen. Rinck, der vor allem in Gießen und Darmstadt wirkte, ist im wesentlichen durch seine Orgelwerke bekannt geworden. In ihrer oftmals strengen, polyphonen Form stehen sie noch in der Nachfolge Johann Sebastian Bachs, wie auch etwa das hier zu hörende Präludium f-moll op. 120 Nr. 22 deutlich macht.
Im Gegensatz zur Orgelmusik geriet Rincks vokalmusikalisches Schaffen nach seinem Tod rasch in Vergessenheit. Daran mag nicht ganz unschuldig sein, dass die Chorwerke oft einen Ton von kühler Unverbindlichkeit anschlagen. Im Stil sind sie deutlich von den Einflüssen der Frühromantik geprägt. Der zumeist kunstvolle Satz verliert sich in einer Art Weichzeichner-Effekt. Bei einigen Stücken erweist sich das als äußerst wirkungsvoll, so etwa beim "Gebet für Verstorbene", op. 71, oder der "Todten-Feier", op. 68. Flehen und Hoffen verschmelzen zu einer Einheit, wobei die Wechsel von solistischen und chorischen Passagen eher unterschiedliche Perpektiven der thematischen Betrachtung vermitteln, als dramatische Kraft entfalten.
Der aber auch in den übrigen Werken durchweg weihevolle, objektive Charakter der Musik, gelangt schnell an die Grenzen der Ausdruckmöglichkeiten. Wenn Rincks Zeitgenosse, der für den Cäcilianismus im katholischen Bereich prägende Theoretiker Thibaut forderte, in der Kirchenmusik solle alles "mäßig, ernst, würdig gehalten, durchaus veredelt und leidenschaftslos sein", so zeigt sich hier ganz praktisch, was die problematischen Folgen dieser Befreiung der Kirchenmusik von ihren kraftvollen, weltlichen Wurzeln sein können. Die Affektarmut der Charfreytags-Kantate, op. 76, ist da ein markantes Beispiel.

Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb ist die CD ein wichtiger Beitrag, um die musikgeschichtlichen Entwicklungslinien im 19. Jahrhundert aufzuzeignn. Dazu tragen nicht zuletzt die kundigen Erläuterungen im Booklet bei.
Was die Interpretation angeht, so verleiht der projektweise arbeitende Chor capella piccola der Musik einen authentischen, leicht rauhen Klang. Nicht ganz zu befriedigen vermögen die Sopranstimmen, denen es in der Höhe an Brillanz mangelt. Auch lassen sich einige Intonationsschwächen nicht verbergen.
Eindrucksvoll ist das Spiel von Jens-Michael Thies an der Dreymann-Orgel der Evangelischen Kirche in Biebesheim/Rhein, deren Konstruktion Rinck 1834 noch selbst sachverständig begleitet hat.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1Herr ich bleibe stets an Dir, op. 127 05:00
2Lobe den Herrn, op. 88 06:05
3Präludium f-moll, op. 120 Nr. 22 03:18
4Charfreytags-Kantate, op. 76 15:19
5Präludium b-moll, op. 120 Nr. 23 05:46
6Todten-Feier, op. 68 12:00
7Präludium A-Dur, op. 120 Nr. 4 02:57
8Gebet für Verstorbene, op. 71 06:49
9Präludium e-moll, op. 120 Nr. 8 04:46
10Gott sei uns gnädig, op. 109 06:02
11Befiehl dem Herrn deine Wege, op. 85 08:42
Besetzung

capella piccola

Soli:
Martina Lins, Sopran
Susanne Becker, Mezzosopran
Ulrike Nußbaum, Alt
Jochen Kleemann, Tenor
Jens Lohmann, Bass

Jens-Michael Thies, Orgel

Ltg. Thomas Reuber


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