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Musik an sich
 
Viva Plus - Das Neun Live des Musikfernsehens
 

"Man weiß immer erst was man hat, wenn man dabei ist, alles zu verlieren." Diese Weisheit hatten schon Echt im Reportoire, bei dieser traurigen Angelegenheit ist sie leider angebracht. Einem jeden Musikfan, sofern er denn auch nur ein Fünkchen Geschmack und eine Satellitenschüssel besitzt, wurde sein heiligstes Gut weggenommen: Viva Zwei.

Viva Zwei, das stand für Musik im Bereich von psychedelischen Elektro-Pop bis sinnlos-lautem Gitarrengeschrammel, von Mach-Mal-Lauter bis Mach-Das-Weg, von unbekannt bis welterprobt. Nicht nur die Musik stimmte, auch Charlotte Roches flashige (und bei der Frau ist dieses Adjektiv -wirklich- angebracht) Anmoderationen oder Markus Meskes dummes Geschwätz waren perfekt, ebenso die vielen lustigen Abenteuer von Zwobot und seinen Freunden.

Und wofür wurde all das geopfert?
Nun, auf den ersten Blick ein weiterer Popsender, dessen einziges Ziel es ist, die Plattenverkäufe von qualitativ schlechten Bands durch massive Beschallung via TV zu steigern. Das traurige daran: Auf den zweiten Blick sieht es nicht anders aus. Das vom Geschäftsführer gepriesene "CNN des Musikfernsehens" spielt nicht nur musikalisch gesehen eher Regionalliga, die Moderatoren animieren den verwöhnten Zuschauer mit ihren verlegenen Kommentaren und ihren Schauspielkünsten, die Kindergartentheater in nichts nachstehen, zum Wegschalten, die zwei Rollbalken am unteren Bildschirmrand, die wohl ein wenig Nachrichtenkanalfeeling verbreiten sollen, kann man getrost vergessen: Hier laufen in einem kleinen, unlesbaren Band irgendwelche Tourdaten und Sendeinfos durch, in einem (viel zu) großen kann man Botschaften von Zuschauern sehen. Diese kann man per SMS oder auf der Website http://www.vivaplus.tv einsenden und mit etwas Glück werden sie gezeigt. Höchst interessant zu sehen, dass Annika aus B. an der K. Phillip aus I. liebt oder MC Mo'Preme alle seinen Homies aus Böklinghausen-City grüßt. Da in diesem Laufband nur solche Nachrichten laufen, fragt man sich doch zwangsläufig: Kommt der Sender gut an bei der primären Zielgruppe, die anscheinend 12-14jährigen sind?

Nun, bei denen schon. Aber der Rest der Welt hasst diesen Sender. Und das wird auch lautstark verkündet. So findet im Internet ständig eine Umfrage statt, welche Musikrichtung denn am meisten laufen solle. Das Ergebnis ist klar: 3/4 aller Zuschauer wollen Rock und Alternative. Dies spiegelt sich auch in den VivaPlus-internen Charts wider, die von der Audienz gewählt werden: Auf den ersten zwanzig Plätzen findet man nur "Erwachsenenmusik" von Künstlern wie Farin Urlaub, Nickelback, Revolver oder den Beastie Boys wieder.
In den Chaträumen der Website herrscht sowieso eine einhellige Meinung; man will Viva Zwei zurück.

Das scheint unmöglich, wenn man bedenkt, dass hinter VivaPlus eine menge Geld steckt und die lauten Stimmen schnell wieder verstummen werden, wenn sie merken, dass sich eh nichts tut. Die große Frage, die einen dann beschäftigen wird, ist: Wie soll ich jetzt bitte Informationen zu alternativer Musik bekommen?

Die Möglichkeiten scheinen zu schwinden und der Normalsterbliche wird sich wohl nicht dazu herablassen, eines dieser Intellektuellenblättchen wie Spex oder den MusikExpress zu lesen - zumal die ja leider auch selten Hörproben in dem Umfang mitliefern, wie Viva Zwei ihn hatte.

Der einzige Ausweg aus dieser Misere ist wohl das Internet. Nicht nur Musikansich.de und unsere Kollegen können informieren, auch Musiktauschbörsen wie das gute alte Napster oder Morpheus liefern alle erdenklichen Arten von Musik inklusive Empfehlungen und News. Hierbei muss man sich nicht einmal auf den illegalen Pfad begeben; nicht wenige Künstler stellen ihre Werke mangels Plattenvertrag oder einfach nur aus Nettigkeit kostenlos ins Netz.

Es muss ja nicht immer Metallica sein - die kann man auch auf VivaPlus sehen.

Malte Mende

 

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