Musik an sich


Reviews
Dave Liebman

Ceremony


Info
Musikrichtung: Jazz

VÖ: 14.11.2014

(Chesky Records)

Gesamtspielzeit: 47:49

Internet:

http://www.daveliebman.com/
http://www.in-akustik.com/
http://www.chesky.com/


Der Saxofonist (Tenor-und Sopran) wurde am 4.September 1946 in New York City geboren.
Nach anfänglichem Klavierunterricht als Kind wechselte er kurze Zeit später zum Saxofon. So soll er mehrere Male Konzerte von John Coltrane besucht haben. Dieses mag dazu geführt haben, das Liebman zu einem der führenden Musiker im Stile seines Vorbildes wurde.

Ab 1970 spielte er professionell und war zunächst im Crossover-Pop-Rock-Bereich aktiv, als Mitglied der Fusion-Band Ten Wheel Drive. Weitere wichtige Stationen im Entwicklungsprozess waren die Band um den Schlagzeuger Elvin Jones und den Trompeter Miles Davis zu dessen stark elektrischer Phase.

1973 erschien auf ECM Records das leider noch immer nicht auf CD veröffentlichte Album Lookout Farm. Nach etlichen weiteren Platten und verschiedenen Projekten und Zusammenarbeiten mit anderen Musikern erschien nun diese neue, stark durch Perkussionsinstrumente bestimmte CD, auf Chesky Records, in deren “Binaural + Series“, also aufgenommen mit dem Mikrofon-Dummy, Einigen vielleicht noch von früher als Kunstkopfstereophonie in ähnlicher Aufnahmetechnik bekannt. Hier wurde in “High-resolution 192-kHz/24-bit“-Technik aufgenommen.

So entstand auch bei diesen Aufnahmen wieder ein ganz transparenter Klang, für Hörer das Gefühl vermittelnd, mitten im Geschehen zu sein zwischen den Musikern.
Und so ist das Drum Thing genau das, was der Titel verspricht, viele von der Flöte begleitete Trommeln, die eine Atmosphäre von Ursprünglichkeit und Urwald vermitteln, wunderbar exotisch.

Tunji von Coltrane ist nun gar kein Jazz mehr, so wie ich es vom Original kenne. Denn circa zwei Minuten lang regieren erneut die Trommeln, bis sich dann sanft der E-Bass erhebt und Liebman darüber einen gänsehautmäßig verhaltenen Einsatz auf dem Tenorsaxofon vollzieht. Jetzt riecht es ganz stark nach Afrika, herrlich sind dieser laszive Ausdruck und die an- und abschwellende Stimmung unterschiedlicher Couleur. Ja, die achteinhalb Minuten Spielzeit sind bestens ausgefüllt, denn Liebman strahlt unglaublich viel Emotion aus, da schillert der Geist John Coltrane’s, ohne das dessen Spielweise kopiert worden wäre.

Kulu Sé Mama, das ist der Titel einer von Coltrane 1965 aufgenommenen Platte. Auch dieser hatte in seiner fast neunzehn Minuten langen Version Perkussion eingesetzt, also ist der Schritt hierher nicht allzu weit. Auch hier wieder sind es magische Momente, die bezaubern und verzücken.
Kernpunkt dieser Produktion ist eine dreiteilige Suite von Liebman, mit den Kapiteln Morning, Afternoon und Evening erleben wir einen Morgen voller vibrierender Ruhe, einen etwas lebhafteren Nachmittag und einen fröhlich perkussiven Abend.

Tardes de Lindóia ist mit sanft wiegendem Rhythmus lateinamerikanisch geprägt und der Schlusssong fordert noch einmal dazu auf, die Tanzbeine schwingen zu lassen, oder zumindest den Körper rhythmisch zu wiegen, und wie es begann, so endet es, mit Flötentönen.
Eine wunderbare Platte von verzauberndem und mystischem Charakter, die vollends gelungen ist.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 The Drum Thing [Coltrane] (2:53)
2 Tunji [Coltrane] (8:27)
3 Kulu Sé Mama (Juno Sé Mama) [Lewis] (7:41)
4 Ceremony: Morning [Liebman] (5:08)
5 Ceremony: Afternoon [Liebman] (7:10)
6 Ceremony: Evening [Liebman] (6:57)
7 Tardes de Lindóia [de Abreu] (4:04)
8 Danza Del Pájaro [Liebman, O. Stagnaro, P. Stagnaro] (5:29)
Besetzung

Dave Liebman (tenor saxophone, soprano saxophone, wooden flute)
Willy Rodriguez (drum set, percussion)
Paulo Stagnaro (congas, batas, cajon, percussion, iyá - #1)
Gabo Lugo (congas, percussion, itótele - #1)
Marcos Lopez (timbales, percussion, okónkolo - #1)
Oscar Stagnaro (electric bass)



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