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Chess

Chess


Info
Musikrichtung: Pop Musical

VÖ: 21.11.2014 (1984)

(Polydor / Universal)

Gesamtspielzeit: 103:43


1981 trafen sich drei recht unterschiedliche Musik VIPs zum ersten Mal. Da waren auf der einen Seite Benny Andersson und Björn Ulvaeus, die sich mit Abba unsterblich gemacht haben; auf der anderen Seite Tim Rice, der eine Dekade zuvor gemeinsam mit Andrew Lloyd Webber eine der überzeugendsten Rock-Opern aller Zeiten geschaffen hatte: Jesus Christ Superstar.

Drei Jahre später wurde das Musical Chess veröffentlicht und aufgeführt. Musikalisch eindeutig von dem Abba-Gespann geprägt, hat es ein echtes Opern-Libretto, das den Gesang auf die die Handlung bestimmenden Rollen verteilt. Das dürfe Tim Rice zu verdanken sein – ebenso wie Murray Head, der den „Amerikaner“ singt. Er hatte bereits als Judas die dominierende Rolle in Jesus Christ Superstar.

Mit dem dramatischen „One Night in Bangkog” und der sehr nach Abba klingenden Ballade „I know him so well“ warf das Doppelalbum auch gleich zwei Hitsingles ab.

Bei den Versuchen von Rock- und Pop-Musikern sich den Musical-Markt zu erschließen sind in den letzten Jahr(zehnt)en etliche eklig klebrige Werke entstanden – auch die Broadway Version von Jesus Christ Superstar gehört im Gegensatz zu der Originalaufnahme und dem Film Soundtrack in diese Kategorie.

Chess findet sich ziemlich deutlich am anderen Ende des Spektrums wieder. Ulvaeus und Andersson gelingt es in der Regel fantastisch Elemente von Rock, Pop, Klassik und Show-Elementen miteinander zu verbinden, und Rice schreibt seinen Sängern echte Dialoge, ohne die Notwendigkeit von eingängigen und packenden Refrains und Melodien zu ignorieren.

Die stark vom Synthesizer bestimmte Soundästhetik der 80er Jahre ist für das Album durchaus prägend. Aber gerade hier hilft die Aufnahme der Musical-Elemente, dass das Ergebnis nie steril wirkt oder so cheesy wird, dass man es mit dem großen zeitlichen Abstand kaum noch zu hören vermag. Das Chess-Tape ist in den letzten 30 Jahren praktisch durchgehend immer wieder einmal Gast in meinem Recorder gewesen und auch heute noch mit gutem Genuss zu hören.

Die remasterte Deluxe Edition kommt mit einer DVD, die fünf Musikvideos und eine Dokumentation auf Schwedisch mit diversen Untertiteln enthält. Das beigefügte Booklet enthält ausführliche Liner Notes, das komplette Libretteo und eine Zeitleiste zur Geschichte des Musicals und seiner diversen Publikationsformen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 Merano (6:51)
2 The Russian and Molokov / Where I want to be (6:12)
3 The Opening Ceremony (2:27)
4 Quartet (A Model of Decorcion and Tranquility (8:43)
5 The American and Florence / Nobody's Side (5:20)
6 Chess (5:31)
7 Mountain Duet (4:27)
8 Florence quits (2:43)
9 Embassy Lament (1:24)
10 Anthem (2:43)

CD 2
1 Bangkog / One Night in Bangkog (5:02)
2 Heaven help my Heart (3:32)
3 Argument (1:53)
4 I know him so well (4:16)
5 The Deal (no Deal) (3:54)
6 Pity the Child (5:32)
7 Endgame (10:52)
8 Epilogue: You and I / The Story of Chess (10:37)
9 Press Conference (Bonus Track) (4:36)
10 Intro Mountain Duet (Der kleine Franz) (Bonus Track) (1:55)
11 Anthem (Instrumental Version) (2:55)

DVD
1 Magasinet Special: Chess 1984 (Dokumentation) (49:43)
2 Promotion Videos (21:57)
2.1 One Night in Bangkog (3:54)
2.2 Nobody's Side (3:53)
2.3 I know him so well (4:17)
2.4 The Arbiter (4:10)
2.5 Pity the Child (5:23)
2.6 Credits (0:17)
Besetzung

Vocals:
Elaine Page (Florence)
Tommy Körberg (Der Russe)
Barbara Dickson (Svetlana)
Murray Head (Der Amerikaner)
Denis Quilley (Molokov)
Björn Skifs (Der Schiedsrichter)

Per Lindvall (Git)
Lasse Wellander (Git)
Rutger Gunnarson (B)
Benny Anderson (Keys)
Anders Eljas (Keys)

Björn Jason Lindh (Flöte <2.1a>)
Anders Glenmark (Back Voc, Refrain <2.1b>)
Karin Glenmark (Back Voc)
Liza Öhman (Ad. Back Voc)
Alan Byers (Voc <1.9>)
Vernon Midgley (Voc <1.9>)
Peter Bambo (Voc <1.9>)
Leslie Fyson (Voc <1.9>)

The Ambrosian Singers (Chor)
The London Symphony Orchestra



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