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Martin Dahanukar

Garuda


Info
Musikrichtung: Freejazz/Musikcollagen

VÖ: 18.09.2009

(Unit Records/JaKla)

Gesamtspielzeit: 64:20

Internet:

http://www.martindahanukar.com


Manchmal verflucht man seine Arbeit als Rezensent, vor allem dann, wenn man das Album eines in Bern lebenden, aus einer deutsch-indischen Ehen entsprungenen Jazz-Musikers namensMartin Dahanukar mit dem Titel Garuda zu besprechen hat, das sich der Stimmungen des indischen Subkontinents enebso bedient wie auch dem klassischen westlichen Jazz.

Was dabei entsteht sind Klangbilder, die jeweils nicht der Einheit der Melodie verpflichtet sind, sondern eben dem Bild, das sie zu entwerfen versuchen. Für einge seiner Titel legt Martin Dahanukar jenes Bild sogar bei: "Prelude: Color of Night" etwa ist inspiriert durch einen Sonnenuntergang über einer Pagode mit einer von Goldplättchen übersäten Stupa. "Narmada Bridge" entwirft das Bild eines sich langsam und mühsam vorwärts schleppenden Zuges und seiner ermatteten Passagiere, zart, behutsam und fast liebevoll beobachtet von einem, der ebenfalls in einen Traum hinüberdämmert.
"Arundhati Dances" unterscheidet sich ein wenig von vielen anderen Stücken auf Garuda, vor allem weil es wsentlich klassischer durch einen Rhythmus strukturiert ist. An diesem Titel merkt man auch, warum gerne der Name Miles Davis fällt, wenn man versucht, die Musik Martin Dahanukars zu beschreiben. Gefährlich und unruhig hingegen geht es bei "Queen Cobra", unberechenbar und direkt wie die Schlange mit dem imposanten Nackenschild überfallen die Klänge den Hörer, und eine ruhige Passage be-ruhigt nicht etwa, sie deutet lediglich auf den nächsten Vorstoß hin. Umso dankbarer mag man Dahanukar sein, wenn bei "Gige: Lullabye of the Rains" es der vertonte Nebelschleier ist, der ein wenig - wenn auch wabernde - Ruhe bringt; doch hält jene nicht lange an: Mit "The Sunderbans" das (im ersten Teil) aggressivste Stück des Albums, das erst leiser wird als es fast kaum noch auszuhalten ist.
"Garuda" ist der Name eines Reittiers des Gottes Vishnu, halb Mensch, halb Adler, und ähnlich chimärenhaft kommt der gleichnamige Titel daher, wenn sich ein entspanntes und beruhigendes Trompetenspiel über einen unruhigen Rhythmus und Baslauf legt.
"Alang", eine indische Küstenstadt und Zentrum einer Schiffsverschrottungsindustrie, ist das Thema des folgenden Stückes: geisterhaft, beunruhigend hallend - dann wieder tauchen hektische Gestalten, vielleicht auch nur Schatten zwischen den toten Schiffen auf, verschwinden wieder, kehren zurück... um schließlich einem geregelten Rhythmus und einer entspannten, chilligen Atmosphäre den Platz zu überlassen ("Bandra West").

Man hätte sich sicherlich gewünscht, Martin Dahanukar hätte Garuda so entspannt ausklingen lassen. Er tut dem Hörer mit "Zaraband: Miles from Bharat" den Gefallen nicht ganz, zu mystisch ist die Stimmung, auch wenn man wiederum Zitate klassischen Jazz erkennen möchte: Dahanukar unterbricht sie, dehnt ihre Töne bis in die Unendlichkeit seiner übergroßen Klangwelt - und beendet sie mit einem solchen Ton, den man niemals für den letzten eines solchen Albums gehalten hätte, das überzeugende, dicht gewobene Klangcollagen bietet, Stimmungsbilder, die ihre Wikrung nicht verfehlen. Das sagt wohl alles über die Qualität eines solchen Albums...



Andreas Matena



Trackliste
1Prelude: Color of Night6:24
2 Narmada Bridge6:30
3 Arundhati Dances3:55
4 Queen Cobra8:04
5 Gige: Lullabye of the Rains7:40
6 The Sunderbans7:31
7 Garuda5:11
8 Alang8:06
9 Bandra West6:12
10 Zaraband: Miles from Bharat4:47
Besetzung

Martin Dahanukar: trumpet
Vinz Vonlathen: guitar
Samuel Joss: bass
Peter Horisberger: drums


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