Musik an sich


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Platti, G.A. (Bernardini)

Antologia (Oboenkonzert u.a.)


Info
Musikrichtung: Spätbarock/Frühklassik

VÖ: 23.10.2007

Caro Mitis / Klassik Center Kassel (SACD hybrid, DDD (AD: 2006) / Best.nr. CM 0052006)

Gesamtspielzeit: 69:39

Internet:

Caro Mitis

Orchester Pratum Integrum



QUERSCHNITT

Wenig weiß die Nachwelt über das Leben von Giovanni Benedetto Platti. Schon das Geburtsjahr ist unklar, wird teils mit 1692, teils mit 1697 angegeben. Sein Geburtsort dürfte Padua oder Venedig gewesen sein. Fest steht nur, dass Platti 1722 an den Hofe des Würzburger Fürzbischofs kam. Hier blieb er bis zu seinem Tode 1763 im Dienst der Hofkapelle. Platti erlangte als Oboenvirtuose einige Berühmtheit, war aber auch als Violinist, Cellist und Cembalist versiert. Kein Wunder also, dass sich auf dieser Antologia just ein Konzert für jedes dieser Instrumente findet. Sie stammen allesamt aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts und markieren dabei stilistisch die Zeit des Übergangs vom Barock zur Klassik. Plattis Konzerte zeichnen sich vor allem durch eine sorgfältige Verarbeitung des thematischen Materials aus, bewegen sich aber dennoch nicht alle auf gleichem musikalischen Niveau. Von einigem Reiz sind die beiden g-moll-Konzerte. Das Oboenkonzert changiert sich zwischen Schwerblütigkeit und mediterraner Leichtigkeit, das Cellokonzert wirkt ungewohnt grüblerisch. Wesentlich konventioneller sind das Cembalo- und das Violinkonzert geraten, wobei das Cembalokonzert durch den - möglicherweise aufnahmetechnisch bedingten - unangenehm metallischen, bassarmen Klang des Instruments getrübt wird.

Interessant ist die Triosonate, die mit ihrer anspruchsvollen Chromatik wohl für einen vertrauten Kreis von Musikerkollegen und Musikkennern geschaffen worden sein dürfte.
Wie ein Fremdköper auf dem Album wirkt hingegen das gut sechsminütige Stabat mater für Bass-Stimme, zwei Violen und Basso continuo, bei dem nur die ersten zehn Strophen der Sequenz vertont wurden und das vermutlich ein Fragment geblieben ist. Zwar lässt sich das Werk mit seinem düster gefärbten Gesamtklang und seinen dissonanten Reibungen spannend an, doch ist es zu kurz, um einen wirklichen Eindruck von Plattis Vokalschaffen zu erhalten und wirkt zudem "eingequetscht" zwischen den zwei unverbindlich-heiteren Dur-Konzerten.

Das angemessen klein besetzte Orchester Pratum Integrum präsentiert diesen Querschnitt durch Plattis Werk zusammen mit den Solisten in gewohnt souveräner Manier und musziziert delikat. Aus der Kategorie des Kleinmeisters wird Platti jedoch auch dadurch nicht herausgehoben.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 Concerto g-moll für Oboe und Orchester
4-6 Concerto D-Dur für Cembalo und Orchester
7 Stabat mater
8-10 Concerto A-Dur für Violine und Orchester
11-13 Concerto g-moll für Violoncello und Orchester
14-17 Triosonate B-Dur für Violine, Violoncello und Basso continuo
Besetzung

Dmitry Stepanovich, Bass

Alfredo Bernardini, Oboe
Olga Martynova, Cembalo
Sergei Filchenko / Dmitry Sinkovsky, Violine
Pavel Serbin, Cello

Pratum Integrum Orchestra

Konzertmeister: Sergei Filchenko



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