Musik an sich


Editorial

Allen Leserinnen und Lesern zunächst einmal ein frohes neues Jahr!

Ich selbst habe die Feiertage für einen kleinen Urlaub an der Nordsee genutzt. Beim Besuch eines Cafes hatte ich ich eigenartiges Erlebnis: Irgend etwas war anders als sonst. Besser als sonst. Aber was? - Es war nicht die neue Einrichtung in dem Cafe. Es war nicht der Umstand, dass ich dank des Nichtrauchergesetzes die übrigen Gäste unvernebelt sehen konnte. Es war nicht das Stück Kuchen auf meinem Teller. Nach einigem Nachsinnen wurde mir klar: Es war die Stille. Still war es auf dieser autofreien Insel ohnehin, aber hier lag es nicht an den fehlenden Autos, sondern daran, dass in dem Cafe überhaupt keine Musik lief. Nicht vom Endlosband und nicht aus dem Radio. Man hörte nur die gedämpfte Unterhaltung der anderen Gäste und ab und an das Klappern des Geschirrs. Eine ganz und gar neuartige, wohltuende Erfahrung!

Nun kann man mir wirklich nicht nachsagen, dass ich etwas gegen Musik hätte. Ganz im Gegenteil. Aber auf die übliche Berieselung mit vermeintlichen Wohlfühlklängen oder gar mit Lokalnachrichten und Verkehrsfunk als bloße Geräuschkulisse kann ich gut verzichten. Da die Regierung sich ja derzeit sehr um die Volksgesundheit in Gaststätten und Restaurants bemüht, wäre es vielleicht an der Zeit, sich nach dem Nichtraucherschutz jetzt um den Schutz der Gäste vor akustischer Belästigung zu kümmern. Dann könnten wir alle zuhause, im Konzert oder bei anderer Gelegenheit dafür die Musik an sich wieder um so mehr genießen.

Anregungen für einen solch aufmerksamen Musikgenuss sollte unsere Januar-Ausgabe wieder mehr als genug bieten: Über die musikalischen Spuren, die Nirvana bei ihnen hinterlassen hat, geben MAKS AND THE MINORS im Interview Auskunft. Passend zur winterlichen Dunkelheit äußert sich der Frontman von DEKADENT im Gespräch und zudem weht geheimnisvolle Musik AUS DEM JENSEITS zu uns herüber. Wer sich mit Musik nicht allein hörend, sondern lesend auseinandersetzen möchte, findet Tipps dazu in den Buchbesprechungen (DIE STORY VON R.E.M. und REGGAE IN DEUTSCHLAND). Und auch darüber hinaus gibt es natürlich wieder viel zu entdecken.

Viel Spaß beim Lesen unseres Magazins und ein musikalisches Jahr 2008 wünscht Euch

Sven Kerkhoff