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Reviews
Jimmy Buffett

License to chill


Info
Musikrichtung: New Country

VÖ: 06.09.2004

(Mailboat)


Wem der Name Jimmy Buffett schon einmal begegnet ist, weiß, dass die dem englischen Geheimdienst entnommene "License to kill" hier schlagartig einer "Lizenz zum Abhängen" weichen muss. Zum einen sind zwischenzeitlich Amerikanismen wie das so genannte Chillen allgegenwärtig, und zum anderen ist Buffett für seine lockeren Lebensphilosophien bekannt, die er mit Vorliebe in einem Ort namens Margaritaville auslebt. Und schon sind wir den üblichen Klischees der Countrymusik entkommen und werden in eine ungewöhnliche Welt mit Sonne, Strand und Meer gelockt.

Im Einzelnen:

Nach Jahren der Chartabstinenz kam Jimmy Buffett in diesem Jahr durch sein Duett mit Alan Jackson "It´s five o´clock somewhere" wieder in die Charts und das Gedächtnis der Musikfreunde zurück. Was liegt also näher als den wieder erworbenen Bekanntheitsgrad auszunutzen und ein Album auf den Markt zu bringen. Und da ihn die Erfahrung mit Alan Jackson beeindruckt hatte, nahm er auch bei diesem Album so einige Gäste mit ins Boot. Beim ersten Song, dem allseits bekannten "Hey good looking" sind es Clint Black, Kenny Chesney, Alan Jackson, Toby Keith und George Strait, die das lockere Karibik-Feeling des Songs aufnehmen dürfen. Bei "Boats to build" steht lediglich Alan Jackson dieses Recht zu. Auch hier ist die Lockerheit des Songs das Markante, denn es hat den Anschein, man hätte sich bei Sonnenuntergang am Strand getroffen und zusammen ein bisschen Musik gemacht. Auch die Steeldrums - in der Countrymusik wohl eher als deplaziert anzusehen - unterstützen dies Ambiente, wobei sich inzwischen die Frage stellt, ob es sich hierbei eigentlich noch um Countrymusik handeln kann. Vielleicht nennen wir es einfach Florida-Country, denn auch die in diesem Bundesstaat beheimateten Bellamy-Brothers sind ja bekanntlich Freunde der lockeren Arrangements.

Der Titeltrack erhält Unterstützung von Kenny Chesney, der sich in seinen Videos auch gerne am Strand aufhält. Dieser Titel kommt schon ein wenig rockiger daher und ist nun in der Tat als Countrysong zu erkennen. Swingend rockende Drums und zerrende Gitarren lassen den Rhythmus direkt in die Beine gehen und bescheren dem Song durchaus Hitpotenzial. Gute Laune wird hier fröhlich-flott umgesetzt, bevor bei "Coast of Carolina" Buffett endlich einmal allein performen darf und dabei ein relativ ruhiges Lied präsentiert, das mit Flügel-Background im Gegensatz zu den bisherigen Songs einen gewissen Dresscode aufweist. Wenn man sich Toby Keith als Duettpartner aussucht, geht es meistens handfest zur Sache. "Piece of work" wird geprägt durch Drums und Gitarren, unterstützt von Piano und Orgel, die herrlich lebendig daherkommen und den Eindruck erwecken, in einem Track aufgenommen worden zu sein. Der Eindruck einer Jamsession drängt sich bei vielen Songs auf und unterstützt den fröhlichen Grundton der CD.

"Trip around the sun" als Duett mit Martina McBride hat sich bereits als Singleauskopplung in die Top20 der Billboard-Charts geschoben und ist durchaus als "Schmankerl" anzusehen, denn die Stimmen der beiden passen nahezu perfekt zusammen und der Song ist sehr gefühlvoll arrangiert. Ganz im Gegensatz dazu steht "Simply complicated" als Minimalproduktion im Sinne englischer Comedy-Sprechgesänge (Lily the pink, Always look at the bright side of life, etc.), wobei sich die Frage stellt, wer dieses Lied unbedingt auf dem Album haben wollte. Man darf bezweifeln, dass es jemand vermisst hätte. "Coastal Confessions" führt wieder zum gewohnten easy way der CD zurück, wobei schon mal das Gefühl aufkommt, man hätte den Song bereits gehört. Bei "Sea of heartbreak" sicherte man sich die Mitarbeit von George Strait und verarbeitete stilsicher eine Pedalsteel, um das Countryflair nicht zu kurz kommen zu lassen, das durch die Stimme von George Strait eine zusätzliche Aufwertung erfuhr. Wiederum ein schönes harmoniegetragenes Duett, bei dem die Steeldrums zum wiederholten Male aufhorchen lassen.

Eine kleine Portion Blues wird bei "Conky tonkin´" verabreicht, wo Clint Black seine überaus markante Stimme beisteuern darf, bevor "Playin´the loser again" durch den in der Countrymusik nicht gerade beheimateten Bill Withers eine Aufwertung erfährt, der den Bluesfaden des vorherigen Stückes wieder aufnimmt und in ruhigerem Fahrwasser weiterspinnt. Bei "Window on the world" ist wieder Mitswingen angesagt, denn ein straighter Midtempo-Song mit unaufdringlicher Instrumentierung, eingängiger Melodie und überschaubarer Anzahl von Akkorden bringt den Hörer wieder auf den sandigen und wellenpolierten Boden der CD zurück. Wenn eine Countrylady mit von der Partie ist, wird Jimmy Buffett filigraner und anspruchsvoller. Das zeigt sich auch bei dem von Nanci Griffith unterstützen "Someone I used to love", das jedoch leider hinter dem Einsatz von Martina McBride zurückbleibt. Salsa-Klänge mit offen ausgespielten Karibik-Sounds sind das Kernstück von "Scarlet Begonias", das knackig-groovend und lebensfroh daherkommt und den Musikern anscheinend Luft für Improvisationen und Spielfreude gelassen und so den Partyfaktor dieses Songs recht hochgeschraubt hat. Bei Schlusssong "Back to the island" kommt auch musikalisch Abschiedsstimmung auf, die das Album gekonnt abrundet und den Chillfaktor nach fast einer Stunde Sonne, Strand und Meer mit gelegentlichen Countryambitionen herunterfährt.

Fazit:

Woran mag es liegen, dass License to chill sich nicht nur die Top-Position der Country-Charts setzte, sondern auch in den Pop-Charts die Spitze erreichte? Vielleicht steht man in Amerika auf Easy-listening, auf Chillen, Entspannung und Seele-baumeln-lassen, das bei diesem Album durchaus möglich ist. Sehr angenehm ist auch die lockere Art der musikalischen Umsetzung. Niemals klingt es verkrampft und steif, denn man wähnt sich unter Freunden, die sich am Strand verabredet haben, um zusammen ein wenig Musik zu machen. Passend dazu kommen gelegentlich Gastsänger(innen) vorbei, die sich an einigen Songs beteiligen. Musik mit einer leichten Meeresbrise.

Das angenehme Gefühl darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Melodien oft nicht sehr anspruchsvoll sind, und ein gelegentliches deja-vu lässt sich auch nicht immer verbergen, denn einige Songs weisen doch eine gewisse Ähnlichkeit auf. Dafür erhält man rund 57 Minuten lang Phantasien rund um die Florida-Keys frei Haus geliefert, und das ist doch auch was, oder? Inwieweit dieser Longplayer dem Countrygenre zugerechnet werden darf, ist eine Frage, die jeder mit der eigenen Toleranz beantworten darf.



Lothar Heising



Trackliste
1. Hey good lookin`
2. Boats to build
3. License to chill
4. Coast of Carolina
5. Piece of work
6. Anything anytime anywhere
7. Trip around the sun
8. Simply complicated
9. Coastal confessions
10. Sea of heartbreak
11. Conky tonkin`
12. Playin´ the loser again
13. Window of the world
14. Someone I used to love
15. Scarlet Begonias
16. Back to the island

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