Musik an sich


Reviews
Diverse

Where we live: Stand for what you stand on; A Benefit CD for Earthjustice


Info
Musikrichtung: PF-Rock

VÖ: 30.09.2003

(Capitol / EMI)

Internet:

www.wherewelive.org


Vor einiger Zeit habe ich bereits einmal den Begriff „Mondeo-Rock“ geprägt. Jetzt lege ich nach, und beanspruche das Copyright für den PF-Rock, im ganzen Satz „protokollfähiger Rock“. Gemeint ist die Art von Rock Musik, die man gefahrlos auf diplomatischen Empfängen spielen lassen kann, bei 65. Geburtstagen von Politikern, Vorstandsvorsitzenden, Bischöfen oder Vorsitzenden des Entenzüchtervereins in Groß Leppin.

Charakteristisch für diese Musik ist vor allem das, was sie nicht darf. Sie darf nicht störend laut sein. Sie darf keine innovativen Verunsicherungen enthalten. Sie darf nicht zwingend größere Aufmerksamkeit verlangen. Where we live ist PF-Rock – und zwar die besser Variante davon. Billigere Exemplare setzen auf 100.000 mal gehörte Edelklassiker von “Hey Jude“ über “Blowing in the Wind“ bis “Hotel California“.

Where we live geht hier einen ganzen Zacken anspruchsvoller zu Werk. Zwar sind mit “Watching the River flow“ und “What a wonderful World“ zwei Tracks am Start, die genau ins genannte Schema passen, aber schon das letztgenannte ist hier in einer – u.a. durch die Mithlife von Lou Reed - völlig veränderten Version zu hören. Ansonsten hat man sich Mühe gegeben, ein wenig in den Archiven zu kramen, um unbekanntere Acts oder bekannte Truppen mit nicht ganz so bekanten Arbeiten zu präsentieren. Herausgekommen ist eine CD, auf der wohl jeder noch etwas Neues entdecken kann.

Und auch wenn man beim PF-Rock nicht hinhören MUSS, gibt es genug Details, die das Hinhören lohnend machen. Ich erwähne nur die Trompeten beim Dylan-Track oder Ry Cooders geniale Slide-Guitar.

Anlass für diese Compilation ist kein Geburtstag oder Jubiläum, sondern der permanente Todestag der uns umgebenden Schöpfung. „Earthjustice“ ist eine Organisation, die sich für das Lebensrecht der Schöpfung als Grundlage auch für das menschliche Leben einsetzt. Allein das macht die Anschaffung schon sinnvoll – obwohl aus den Angaben in der CD offen bleibt, ob ein Teil der Erlöse direkt vom Verkauf an die Organisation weiter geleitet werden, oder ob man damit nur auf die Arbeit von „Earthjustice“ hinweisen will.

Und hier kommen wir zu einem weiteren Kritikpunkt. Die Aufmachung des Samplers ist etwa dünn. Außer knappen Angaben zur Herkunft der Tracks und der Absicht der CD gibt es keine weiteren Angaben. Daher bleibt auch unklar, nach welchen Kriterien die Stücke zusammengestellt wurden.
Aber daran muss man sich beim Hören ja nicht stören.
Solide.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Norah Jones - Peace(3:54)
2Pops Staples - I shall not be moved (with Ry Cooder)(4:06)
3Los Lobos - What's going on(4:46)
4Bob Dylan - Watching the River flow(3:38)
5Maria Muldaur - It's a Blessing (with Bonnie Raitt)(3:50)
6Rubén Blades - Estampa(4:03)
7Dan Zanes & Friends - What wonderful World (with Lou Reed)(3:39)
8Michael Franti & Spearhead - Yes I will(4:56)
9Willie Nelson - Living in the Promiseland(3:24)
10The Neville Brothers - Sister Rosa(3:29)
11Sweet Honey in the Rock - More than a Paycheck(3:57)
12Karen Savoca - Two little Feat(4:45)
13Mose Allison - Getting there(4:29)
14Tina Turner - A Change is gonna come (with Robert Cray)(6:41)
15John Hammond - I know I've been changed(2:22)
16Captain Beefheart - Happy Earthday(0:35)



Zurück zur Review-Übersicht