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Bonfire live am 06.Dezember 2003 im Colos-Saal Aschaffenburg

Bonfire live am 06.Dezember.2003 im Colos-Saal Aschaffenburg

Als wir so gemütlich über den schnuckeligen Aschaffenburger Weihnachtsmarkt schlenderten, der genau zwischen dem Parkplatz unseres Gefährtes und dem Veranstaltungsort des heutigen Konzertes plaziert war, schoss mir passend zu entsprechender Stimmung der Gedanke durch den Kopf, das es Bonfire wirklich alle Jahre wieder schaffen, dass ich mich ganz unbewusst aufraffe und Zeuge eines ihrer Konzerte werde. Wirklich erstaunlich. Da der Kalender heute zudem noch den sechsten Dezember anzeigte, der wohl besser als Nikolaustag bekannt sein dürfte, konnte man wirklich gespannt sein was Claus Lessmann und Co. für ihre Fans so in den großen virtuellen Gabensack gepackt haben um sie ein wenig zu erfreuen.

Als erstes Präsent konnte man wohl den heutigen Special Guest namens CHAINDOGS titulieren. An was denkt man wohl als erstes wenn man sich den Namen dieser Band in Verbindung mit dem heutigen Headliner so zu Gemüte führt ? Richtig ! An krachenden Hardrock der glorreiche Tage ehrlicher Musik für ein paar Minuten wieder auferstehen lässt und somit den idealen Nährboden für eine angenehme Betriebstemperatur bei den ersten Klängen des Hauptacts bietet.Tja, erstens kommt es bekanntlich anders und zweitens als man denkt, denn mit diesem Klischee hatte die Truppe aus Süddeutschland wirklich gar nichts am Hut. Eher im Gegenteil, da beim Liedgut der relativ jungen Musiker grösstenteils brachiale Gitarren, sehr elektrolastige Keyboardteppiche, gepaart mit mächtigen Refrains regierten. Klingt sehr nach neuen Paradise Lost ? Stimmt ! Wenn nicht gerade gerappt(!) wurde bzw. die Songs teilweise in eine Poprock-Nummer abdrifteten. Eine musikalische Querbeetvollbedienung sozusagen, die zwar fast ausnahmslos höchste Qualitätsanforderungen erfüllte, keiner wirklich schlecht finden konnte, jedoch bei soviel Vielseitigkeit eine gewisse Unentschlossenheit in den eingeschlagen stilistischen Pfaden der Band darlegte. Das Treiben auf der Bühne erinnerte mich zeitweise sogar an den Auftritt einer Coverband, die irgendwelche Lieder perfekt nachspielte, deren Ursprung ich jedoch leider nicht zuordnen konnte. Naja, ich denke einmal ihr versteht was ich meine. Optisch wirkte das teils schwarz, teils weiss gekleidete Sixpack, dank gegen Null tendierenden Langhaardackelanteil bzw. Schmuddelfaktor, eher wie eine gereifte Boygroup, die verhältnismässig recht positive Publikumsresonanzen einheimsen konnte und es bei einer punkigen Coverversion des Klassikers "Stand By Me" sogar fertigbrachte eine nicht geringe Anzahl des anwesenden Volkes zum mitsingen zu bewegen. Durchaus möglich das wir mit etwas Glück von den Chaindogs in Zukunft noch einiges mehr hören könnten, aber mit Bonfire hatten die Jungs ungefähr soviel gemeinsam wie meine Wenigkeit mit Nemo dem Clownfisch. Da stellt sich natürlich die Frage ob die talentierte Gruppe wegen der gemeinsamen Plattenfirma oder der neuerdings etwas moderneren muikalischen Ausrichtung des Hauptacts für diesen Supportslot gesetzt worden sind. Naja, im Prinzip auch egal. Hauptsache des zahlende Volk wurde unterhalten.

Nun wurde es aber Zeit für die Bescherung und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach dem Intro, das aus den Klängen des Christmasklassikers "Fröhliche Weihnacht überall" bestand, enterten BONFIRE, allesamt mit einer Nikolausmütze als zeitgemäße Kopfbedeckung bekleidet, die Bühne des Aschaffenburger Colos-Saals. Da die bayerische Hardrockinstitution es vorzog, das Konzert mit zwei Songs des aktuellen, sehr umstrittenen Albums "Free" zu beginnen, legte sich der anfängliche Stimmungsorkan auch bald und so blieb Zeit, in aller Ruhe ein paar Veränderungen auf den Brettern, die die Musikerwelt bedeuten zu registrieren. Da sich Claus Lessmann und Co. vor kurzen von ihrem etatmäßigen Rhythmusgitarristen trennte, übernahm der Cheffe diese Aufgabe nun selbst und machte bei seiner neuerlichen Doppelbeschäftigung gar keine schlechte Figur. Doch nicht nur Abgänge, sondern auch eine bandinterne Verstärkung gab es zu vermelden, denn um die neuen Songs originalgetreu umsetzen zu können (oder das es auf der Bühne nicht so leer aussieht, wie böse Zungen behaupten), gehört nun auch ein Keyboarder zum Line-Up der Süddeutschen. Weitere Zeit für Beobachtungen blieb dem Schreiberling eures Vertrauens leider keine mehr, denn spätestens als die Band mit "Hot To Rock" einen Titel etwas älteren Baujahres zelebrierten, gab es im Publikum kein Halten mehr und die Hardrockparty konnte beginnen. Der Fünfer war bestens aufgelegt, was nicht nur daran lag das der Frontmann der Truppe Namenstag hatte bzw. gerade ein Konzert in seiner Heimatstadt geben durfte und feuerte ein Best-Of-Programm sondersgleichen in die prächtig gefüllte Location. "S.D.I.", "Sweet Obsession", "Under Blue Skies" usw. rocken, trotz nicht gerade idealer Soundverhältnisse an diesen Abend, einfach wie die Hölle und stellten die dargebotenen Tracks des neuen Albums namens "Free" meilenweit in den Schatten. Sicherlich hat aktuelles Bonfire-Futter wie "What About Love", "Preachers & Whores", "Free" und Co. auch seine Reize, knallt live entschieden mehr als in digitalisierter Form und ist bei weitem nicht so schlecht wie es von einigen Kritikern gemacht wird, dennoch steht die Marke Bonfire immernoch für kompromislosen Hardock und es fällt schwer sich teilweise an Nickelbacksounds, Brit-Pop-Melodien und Elektrometalriffs zu gewöhnen. Den Fans in Spanien scheint die neue Marschrichtung der deutschen Hardrock-Veteranen, laut Aussage des Frontmanns, richtig gut zu gefallen, in Nordbayern fielen an diesem Abend die Reaktionen darauf jedoch eher verhalten aus. Um hingegen den Stimmungshöhepunkt dieses Konzertes vorherzusagen musste, man nicht die Fähigkeiten eines Nostradamus besitzen, denn auch dieses Mal setzte sich das flotte "Sweet Home Alabama", inklusive jeder Menge Publikumsinteraktion, in der Zuschauergunst durch, meine Wenigkeit hingegen konnte sich noch nie so dermassen für diesen Song begeistern, genausowenig wie für ein zwar technisch sauber gespieltes, aber doch etwas zu langatmiges Schlagzeugsolo. Kommen wir nun aber zu etwas richtig Feinem, nämlich den berüchtigten Balladen der fünf Recken und von diesen beschaulichen Musikstücken waren natürlich auch ein paar in der BF-Setlist des 6.Dezembers 2003 vertreten. "You Make Me Feel" war zum Beispiel einer dieser Kanditaten, bei dem die Fans die erste Strophe komplett allein singen durften, was zwar nicht den Lautstärkerekord des letzten Jahres einstellen konnte, aber dennoch für eine amtliche Gänsehaut zu Genüge ausreichte. Mit "Give It A Try" war dann noch eine Nummer im offiziellen Programm, die sich hervorragend zum Kuscheln bzw. Schmusen eignet und wem das an beschaulichen Liedgut zu wenig war, der ahnte noch nicht was Lessmann, Ziller und Co. im Zugabenblock für ihre Anhänger vorbereitet hatten. Dort kamen nämlich die bereits erwähnten Nikolausutensilien wieder zum Einsatz und passend zum "Tag des Mannes mit dem grossen Sack" versetzten unsere Freunde mit den Zipfelmützen das komplette Colos-Saal durch rockige Versionen von "Rudolph, The Rednosed Rendeer", "White Christmas" und "Feliz Navidad" in Vorweihnachtsstimmung. Sicherlich Geschmackssache das Ganze, jedoch eine nette Idee und das anwesende Volk wusste dies durch stimmkräftige Unterstützung durchaus zu würdigen. So ungewöhnlich konnte natürlich kein Bonfire-Konzert enden und damit die Besucher nicht mit einem Kulturschock nach Hause mussten, fungierte das altbewährte "Until The Last Goodbye" als gewohnter Rausschmeißer. Insgesamt hat es sich also wiedereinmal gelohnt, dem Gig der fünf Herren beizuwohnen und ich würde wetten, dass ihr nächstes Jahr um die selbe Zeit wieder ein Live-Review von dieser Band hier zu lesen bekommt. Let the Bonfire burn ! 

Manuel Liebler

Internet: 
www.bonfire.de
http://www.chaindogs.de