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Musik an sich
 
Salieri/Danzi/Pleyel: Sinfonia concertante
(MDG)
Wiener Klassik
Cover
 

(Becker, Lenczès, Württembergisches Kammerorchester Heilbronn, Jörg Faerber)

MDG legt eine erfolgreich, vielgerühmte Einspielung wieder auf, die drei reizvolle Werke unter dem Oberbegriff Sinfonia concertante vereint. Die konzertanten Sinfonien waren seinerzeit beliebtes Experimentierfeld, was die technischen Möglichkeiten der konzertant eingesetzten Instrumente und die virtuosen Fähigkeiten der Instrumentalisten einerseits, sowie den Erfindungsreichtum des Komponisten andererseits anging. Die Freiheit in der Gestaltung dieser schillernden Gattung brachte eine Reihe weg- und zukunftsweisender Werke hervor, man denke nur an Mozarts Sinfonia concertante.

Hier nun finden sich Kompositionen seiner Zeitgenossen, allerdings mit dem Schwerpunkt auf solistisch agierenden Blasinstrumenten (Flöte, Oboe, Klarinette).

Salieris Konzert aus dem Jahre 1774 ergeht sich in gefälliger Leichtigkeit, die das empfindsame Largo nicht wirklich unterbricht. Es brilliert hier in erster Linie der Oboist Lenczès mit virtuosem Geschick. Die Flötisten Dagmar Becker gestaltet den zweiten Solopart souverän.

Nicht ganz so bekannt, wie Salieri, aber nicht minder interessant ist Franz Danzi (1763-1826), von dem das Concertante für Flöte, Klarinette und Orchester stammt, welches das Mittelstück der CD bildet. Das Werk ist deutlich nach Salieris Concerto entstanden und zeigt bereits einen ganz anderen, romantischeren Charakter. Die Idee des "concertare", des miteinander Wetteiferns erfährt in ihm eine Aufwertung, das Spiel mit Klangfarben und -schattierungen tritt in den Vordergrund. Das ist Dagmar Beckers große Stunde, denn die Kunst dieser Abschattungen und Nuancen beherrscht sie perfekt, so daß v.a. das Larghetto zum Genuß wird.

Die CD beschließt eine zweisätzige konzertante Symphonie des Haydn Schülers und Klavierfabrikanten Ignaz Pleyel, die um 1802 entstand. Pleyel trieb das "concertare" zum Äußersten und ließ Flöte, Klarinette, Horn, und Fagott "gegeneinander" antreten. Dadurch bot sich ihm naturgemäß ein breiteres Feld an Kombinations- und Variationsmöglichkeiten. Dieses Klangexperiment hat seine Reize, wenn auch Pleyels Fähigkeiten nicht ausreichten, um sie ganz auszuschöpfen. Dazu war ihm überdies zu sehr an publikumswirksamen Effekten und an Eingängigkeit gelegen.

Trotz solcher kompositorischer Schwächen: Drei reizvolle, ungemein frisch musizierte Werke aus einer spannenden Epoche des Umbruchs.

Das Württembergische Kammerorchester hat sich in den konzertanten Sinfonien mit einer meistenteils nur begleitenden, illustrierenden, untermalenden Aufgabe zufrieden zu geben, die es aber mit viel Gespür für die Bedürfnisse der Solisten löst.

Was das Orchester angeht, würde man heute, 10 Jahre nach der klangtechnisch tadellosen Aufnahme dieser CD, gewiß schon wieder einiges anders machen. Aber anders muß nicht immer besser sein und unter der Leitung Jörg Faerbers ist damals eine Produktion entstanden, die auf Schickschnack und Revoluzzertum verzichtet, um unbekannte Perlen des Repertoires neu aufzupolieren und ganz rein und unverfälscht zu präsentieren. Eine hohe Kunst, die fraglos eine Neuauflage und viele weitere Käufer und Hörer verdient hat.

17 von 20 Punkte

Sven Kerkhoff

 

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