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Musik an sich
 
Leopold Hofmann: Oboenkonzerte
Bereits erschienen (Naxos)
Wiener Klassik
 

Schilli, Jandó, Nicolaus Esterházy Sinfonia, Béla Drahos

Charles Burney rühmte in seinen 1773 erschienen Reisetagebüchern Wien als Hauptstadt der deutschen Musik mit der Begründung, dass dort u.a. der "große Komponist" Hofmann wirke. Dass es sich insoweit keineswegs um eine überschwengliche zeitgenössische Fehleinschätzung gehandelt hat, beweist das Label Naxos, welches nach Einspielungen von Sinfonien, Cello- und Flötenkonzerten des 1738 geborenen Komponisten nunmehr eine CD mit seinen Oboenkonzerten präsentiert.

Sind auch die beiden Oboenkonzerte im engeren Sinne, die die Eckpunkte der CD bilden, nach Form und Inhalt im wesentlichen den Konventionen der Zeit verhaftet, finden sich doch bereits in ihnen Passagen von großer Anmut. Hofmann erweist sich insbesondere als Meister des langsamen, schwelgerischen Mittelsatzes, welchen er dem Soloinstrument wahrhaftig auf den Leib geschrieben hat.

Beeindruckender noch wirken in ihrer Gesamtheit die beiden Konzerte für Oboe und Cembalo. Beide Soloinstrumente konzertieren gleichberechtigt und mit großem Farb- und Variantenreichtum. Die stets auffallend eingängigen, melodischen Themen werden mit all ihren Möglichkeiten durchgespielt und ausgereizt, wobei Hofmann der Gefahr der Langeweile mit sicherer Hand vorzubeugen wußte. Seine Vorliebe für Ornamentvariationen bietet zudem den Solisten ausreichend Gelegenheit, mit ihrem Können zu brillieren.

Dabei läßt das sensible Spiel des jungen Oboisten Stefan Schilli ganz besonders aufhorchen. Seiner Kunst ist es in erster Linie zu verdanken, dass diese CD als unbedingte Empfehlung gehandelt werden muß.

Am Cembalo agiert der legendäre Naxos-Allround-Pianist Jenö Jandó gewohnt zuverlässig.

Das Orchester begleitet mit hoher Präzision, die allerdings manchmal ins mechanische abgleitet und insofern dem kraftvollen Zugriff Schillis nicht immer ganz adäquat erscheint.

Nichtsdestotrotz ist hier unter der kundigen Leitung von Béla Drahos eine auch klanglich gute Aufnahme entstanden, die eine Lücke im Repertoire nicht um der Lückenschließung als Selbstzweck willen schließt, sondern weil es hier musikalische Kleinode von beachtlicher Schönheit zu finden gibt.

16 von 20 Punkte

Sven Kerkhoff

 

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