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Musik an sich
 
Green Carnation - Light of Day, Day of Darkness
(Prophecy Productions/Connected)
Doom Metal
 

Ich hatte schon einiges Gutes über Green Carnation gehört und war daher etwas enttäuscht, als ich den Briefumschlag von Prophecy geöffnet hatte. Nur ein Stück? - "Light of Day, Day of Darkness"? Die Damen und Herren speisten mich offenkundig mit einer Single ab. Mein Gesicht hellte sich, auf als ich das Teil in den CD-Spieler schob, der zwar auch nur ein Stück finden konnte, aber dennoch die stolze Spielzeit von über einer Stunde auswarf.

Ob sich Ex-Emperor-Gitarrist Tortch, denn um dessen Solo-Projekt handelt es sich bei GC mittlerweile, mit dieser Form einen Gefallen getan hat, erscheint mir fraglich. Zwar sticht er damit auffällig aus der Flut black- und doom-metallischer Produktionen heraus, aber er macht es dem Hörer sehr schwer das monolithisch vor ihm aufragende Stück zu erfassen. Zumindest eine CD-Unterteilung, die es möglich gemacht hätte, noch mal an interessante Stellen zu springen, wäre mir sehr willkommen gewesen.

Hätte man mir die CD blind vorgespielt, hätte ich möglicherweise darauf getippt, dass die Reste der leider verblichenen Lake of Tears sich mit enttäuschten Amorphis-Musikern zusammengetan haben, um den Spirit von "Elegy" ins neue Jahrtausend zu transportieren. Chorpassagen erinnern immer wieder einmal an Therion. "Lod,DoD" ist eindeutig ein Kind des emotionalen Black Metals, der nicht mehr versucht um jeden Preis brutal zu sein. Aber ebenso deutlich sind die Referenzen an die 70er, was Gitarren- und Orgelsounds anbelangt. Die 73er Live-Scheibe von Uriah Heep kam mir beim Hören genauso in Erinnerung wie Purples Made in Japan, die Pink Floyd Scheiben aus den frühen 70ern oder Waltaris Black Metal Symphony.

Vor allem die ersten 20 Minuten werden so zu einer recht unterhaltsamen Entdeckungsreise. Nach der ersten Halbzeit wird´s dann aber minutenlang richtig nervig. Ein gequältes Saxophon begleitet eine ebensolche Sängerin. Sollte jemand die Residents kennen, weiß er was ich meine. Danach beginnt das Stück sich zu ziehen. Die Überraschungen sind weg. Steigerungen gibt es kaum noch. Nachdem die 45-Marke erreicht ist, gibt´s noch mal einen genussvollen Aufschwung, bevor das Stück langsam ausklingt und mit dem sanften Klang einer Spieluhr endet.

Letzteres hat seinen Sinn. Tortch hat das Stück seinem Sohn gewidmet und der Text offenbart einen an der Welt leidenden Vater. Was kann diese Welt einem Kind bieten? Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung stehen dem Satanisten (?) ins Gesicht geschrieben. Vielleicht lässt er die Spieluhr einfach dagegen anspielen. Auch wenn man das Ende des Textes nicht gerade hoffnungsvoll nennen kann.

Aufgewertet wird die CD durch ein sehr schönes Booklet, dessen Naturphotos viel von dem Seelnfrieden transportieren, die vor allem der Text vermissen lässt. Die Musik befindet sich als verbindendes Glied irgendwo dazwischen.

Norbert von Fransecky

15 von 20 Punkte

www.prophecyproductions.de

 

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