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Dienst nach Vorschrift - STEELY DAN in der Zitadelle

Info

Künstler: Steely Dan

Ort: Zitadelle, Spandau

Besucher: 2.000 (ausverkauft)

Veranstalter: Conzertbüro Zahlmann

Fotograf: Norbert von Fransecky

Internet:
http://www.steelydan.com

„Do it again", „Reelin' in the Years", „Rikki don’t lose that Number“ - Steely Dan haben in den 70ern nicht nur Platinalben und Grammies eingefahren, sondern auch Songs geschrieben, mit denen sie sich auf ewig in die Analen der anspruchsvollen Popmusik eingetragen haben. Als das 1988 auseinander gegangene Duo 2000 das Album Two against Nature veröffentlichte, war es mit vier(!) Grammies sofort wieder ganz oben dabei. Am 22. März dieses Jahres erschien auf der Homepage www.steelydan.com die Nachricht, dass der am 5. Mai in Memphis begonnen Tour auch einige Europa-Daten angefügt worden seien.

Am 15. Juli war es in Berlin soweit. Donald Fagen und Walter Becker standen mit einer 10-köpfigen Band auf der Bühne in der Zitadelle Spandau. Die, die gekommen waren, wollten Erinnerungen auffrischen. Waren Status Quo, die einige Tage vorher am gleichen Ort gespielten hatten, in der Lage auch jüngere Fans zu ziehen, hätte in diesem Fall eine Altersbegrenzung „Eintritt ab 35 Jahre“ nur in wenigen Einzelfällen (überwiegend bei der Security, den Sanitätern und dem Thekenpersonal) Probleme gegeben. Für die Band war das der Garant für den Erfolg. Das Publikum feierte die Band, sich selber und die alten Tage, obwohl durchaus Grund für Enttäuschung und Ernüchterung bestand.




Besetzung
Jon Herington - Gitarre
Roger Rosenberg - Saxophone
Walt Weiskopf - Saxophone
Walter Becker - Gitarre
Michael Leonhart - Trompete
Jim Pugh - Posaune
Donald Fagen - Keyboards and Vocals
Keith Carlock - Drums
Freddie Washington - Bass
Jeff Young - Keyboards and Backing Vocals
Carolyn Leonhart-Escoffery - Backing Vocals
Cindy Mizelle - Backing Vocals
Für eins kann die Band nichts. Der filigrane Jazz-Pop taugt nur bedingt für Konzerte und kaum für eine Open Air Situation. Am besten wirkt er wirklich vor der heimischen Musikanlage. In einem intimen Jazz-Club wäre er auch vorstellbar. Aber so, na ja. Es wollte bei den sich doch in der Regel sehr ähnlich gestimmten Songs kein rechter Spannungsbogen einstellen, der für ein Konzert aber letztlich das A und O ist.

Dazu kam ein Mixer, der anscheinend eher auf Dub-Einspielungen geeicht war und die leichtfüßigen Kompositionen mit einem elend basslastigen Sound teilweise geradezu zusammenprügelte. Das legte sich lediglich bei den beiden Stücken am Ende des regulären Sets, die erst etwas funky und dann recht rhythmisch zur Sache gingen und die Aussteuerung so leidlich vertrugen.

Walter Becker und Donald Fagen

Aber auch die Band selber bot kein Paradestück. Die Musiker waren exzellent - keine Frage. Aber unter einem tighten Zusammenspiel verstehe ich etwas anderes. Die Akzentuierungen der Stücke kamen nur selten rüber. Es kam überhaupt wenig rüber. Die Band spielte ihren Set routiniert runter. Ein Wechselspiel mit dem Publikum blieb aber weitgehend aus. Ausnahme, die sympathischen Ansagen Walter Beckers.

Nach ziemlich genau 90 Minuten war erst einmal Schluss. „Do it again" und „Rikki don’t lose that Number“ fehlten noch. Logisch! Und wie erwartet kamen die 12 Mann nach einer kleinen Schamfrist wieder auf die Bühne, spielten noch zwei Stücke. Dann gingen Fagen und Becker ab, während die Band recht soft weiter spielte. Die machen’s ja spannend dachte ich mir.
Aber nein! Es war Schluss. Die beiden größten Hits blieben im Köcher. Die Band war noch nicht ganz von der Bühne, da fuhren zwei schwarze Mercedes-Limousinen - von Security Personal im Laufschritt eskortiert - aus dem Backstagebereich heraus zum Ausgang der Zitadelle. Strange!

Aber so sind Superstars. Die schützen sich auch vor unpassenden Fotos. (Obwohl auch die Promofotos alles andere als hübsch sind.) Die Presse durfte zwei(!) Stücke lang vom Mischpult aus(!!) fotografieren.

Naja. Den Fans hat’s gefallen. „Das Geld war es auf jeden Fall wert“ hörte ich einen Besucher sagen, als wir den Wassergraben der Zitadelle überschritten. Die billigsten Karten des bestuhlten Events kosteten 44,10 €.


Norbert von Fransecky


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