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Artikel

Lieder, die von Herzen kommen

Info

Gesprächspartner: Eric Fish

Stil: Singer/Songwriter

Internet:
http://www.ericfish.de
http://www.subwaytosally.de

Vor seinem Konzert am 10.12. in Heidelberg hatte ich die Gelegenheit, Eric Fish, normalerweise bei Subway To Sally in Lohn und Brot stehend, einige Fragen zu stellen. Das Konzert ging über 3 ½ Stunden, in denen er mit seinen Freunden Uwe Nordwig und Rainer Michalek, meistens begleitet durch Gitarre und Gesang eigene Stücke und Coversongs vortrug.

Mas: Zum Kennenlernen: Eric Fish in ein paar Worten.

EF: Ein Mann unterwegs, etwas losgelöst von seiner sonstigen Tätigkeit und zu betrachten als das, was er wahrhaftig ist.

Mas: Wofür interessierst du dich allgemein?

EF: Für das Leben.

Mas: Inspiriert dich nur das Leben, oder gibt es auch andere Quellen?

EF: Das Leben und der Tod.

Mas: Hast du ein spezielles Lebensmotto?

EF: Jeden Tag so leben, als ob er der letzte wäre.

Mas: Was sind die wichtigsten Ereignisse in deinem Leben?

EF: Die letzten 35 Jahre.

Mas: Was ist dir persönlich heilig?

EF: Die Wahrheit.

Mas: Die Welt ist...?

EF: Nicht so, wie sie sein könnte.

Mas: Wie sollte sie sein?

EF: So wie ich sie mir vorstelle. Nicht so ferngesteuert. Emotionen sollten eine größere Rolle spielen, Sachen wie Ursprünglichkeit und Verwurzlung in Dingen, an die es lohnt zu glauben. Diese Sachen spielen in unserer heutigen Zeit eine kleine Rolle. Was ich mit ferngesteuert meine, ist dass wir uns alle nicht dem entziehen können, was durch die Medien auf uns eindringt, und das finde ich sehr schade.

Mas: Wie wäre Eric Fish, wenn du 2002 den Echo gewonnen hättest?

EF: Nicht im Geringsten anders. Etwas reicher vielleicht, aber das glaube ich auch nicht.

Mas: Subway To Sally oder solo - welche Tournee magst du mehr?

EF: Ich mag beide auf ganz unterschiedliche Art.

Mas: Welche ist anstrengender?

EF: Subway To Sally.

Mas: Hast du solo mehr Zeit um Sightseeing etc. zu machen?

EF: Theoretisch ja, aber - das widerspricht der vorherigen Antwort ein bisschen - man hat nicht so weite Strecken, fährt dafür aber selbst, d.h. man hat mit Subway, wo man im Nightliner fährt und morgens dort aufwacht, wo man spielt, mehr Zeit, nur weniger Kraft. Hier hat man vielleicht etwas mehr Kraft, aber nicht mehr Zeit. Man checkt im Hotel ein, macht den Soundcheck und danach ist es dunkel.

Mas: Ganz zurück zu den Anfängen: Wann und wie kamst du auf die Idee, Musiker zu werden?

EF: In der Zeit, in der ich zur Gitarre griff, war es eigentlich für jeden, der etwas ambitioniert war, die Chance, einfach mehr Schlag bei den Frauen zu haben. So einfach ist das. Ein guter Grund sich ein bisschen dahinter zu klemmen - ich hatte damals viel Zeit - und habe gemerkt, dass ich relativ schnell lerne. Das war der Ausgangspunkt. Ich hatte Vorbilder, die aus der Liedermacherszene kamen, denen ich versuchte nachzueifern, aber ich hatte sicherlich weder genug Lebenserfahrung noch genug Erfahrung auf dem lyrischen Gebiet um gute Texte machen zu können. So kam es, dass ich mich dann auf der Folkschiene bewegte, Irish Folk und so weiter, eine kleine Band gründete, relativ Erfolg hatte und dann bei Subway gelandet bin. Das ist so in ganz kurzen Zügen der Anfang.

Mas: Du bist ja im Jahr sehr viel unterwegs. Bist du trotzdem ein sesshafter Mensch?

EF: Sesshaft kann man ja betrachten wie man möchte. Ich habe ein sehr, sehr schönes Zuhause und bin dort auch sehr gerne, nur viel zu selten, weil ich eben nicht sesshaft bin. Aber ich bin sehr, sehr gerne dort. Ich wohne auf dem Dorf draußen, in direkter Nähe eines Sees, wo ich meiner Leidenschaft, dem Angeln, frönen kann und die Seele etwas baumeln lassen kann, was in den Lücken zwischen all diesem Stress auch unbedingt nötig ist.

Mas: Du lebst also gerne in deiner Heimat.

EF: Ja, absolut. Heimat ist für mich durchaus auch Brandenburg, da wo berlinert wird, wo der Boden sandig ist und die Kiefern hoch. Das ist für mich ein Ort, wo mir das Herz aufgeht, wenn ich wieder dahin zurück komme.

Mas: Vom konkreten jetzt ins abstrakte. Th4ma Zeitreise: In welcher Epoche würdest du gerne leben?

EF: Das ist eine schwere Frage, weil’s absolut hypothetisch ist und mit solchen Sachen kann ich schwer umgehen, da es nichts bringt. Es ist vielleicht ein interessanter Aspekt für jemanden, der das Interview liest, aber damit beschäftige ich mich nicht, weil es unmöglich ist. Ich möchte Dinge versuchen, die machbar sind und auch erreichen.

Mas: Gibt es ein Ereignis, bei dem du gerne dabei gewesen wärst?

EF: Ja. Ich hätte Luther gerne auf die Fresse gehauen als er sagte „Nieder mit den mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ im Bauernkrieg.

Mas: Warst du schon im Luther-Film?

EF: Nein. Ich verweigere die Ansicht dieses Filmes, weil ich finde, dass Luther sehr tendenziös dargestellt ist; falsch tendenziös.

Mas: Zurück zu einem der ersten Themen: Was bedeutet Musik für dich persönlich?

EF: Sie bewirkt immer das, was damit beabsichtigt ist, oder, im schlimmsten Falle, nichts.

Mas: Und was willst du durch Musik erreichen?

EF: Fragst du grundsätzlich oder auf das Soloprogramm bezogen?

Mas: Auf das Soloprogramm bezogen.

EF: Es gibt mir die Möglichkeit, auf einer tieferen Ebene das fortzusetzen, was wir mit Subway auch versuchen: auf eine emotionale Ebene vorzudringen und das was in diesen Zeiten zwangsläufig verschütt geht in den Menschen wieder wach zu rufen. Emotionen, Mut zum Mund aufmachen. Ihnen so ein bisschen das Körnchen, den Samen einzupflanzen, dazu, dass es noch mehr gibt als nur zu nicken und „Ja“ zu sagen.

Mas: Wenn es dann weniger Jasager gibt, hast du dann dein Ziel erreicht; ist es dann Zeit aufzuhören?

EF: Ich werde niemals irgendwie sagen können, dass ich irgendwas erreicht habe, denn das ist niemals definitiv; niemals messbar, und aufhören ist ein Punkt, an den man überhaupt nicht denken sollte, wenn man Musiker ist. Entweder erfüllt man die Aufgabe, was zu sagen, was zu singen, oder eben nicht. Wenn man es nicht mehr fühlt, muss man eben aufhören. Auch den Sack zu zuhaben, wie man so schön sagt, ist eigentlich kein Grund aufzuhören, wie man auch bei vielen Musikern, die ich schätze und bewundere, sehen kann.

Mas: Wenn du komponierst, kommen dir die Lieder einfach so zugeflogen oder ist es harte Arbeit?

EF: Das ist zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich. Es gibt so ideale Momente, in denen plötzlich alles da ist. Das kann man dann zufliegen nennen. Aber dann gibt es auch die Variante, und dazu habe ich mir mittlerweile auch die Fähigkeiten erarbeitet, dass man eine Idee hat und diese konsequent weiterentwickelt, sowohl musikalisch als auch textlich, mitunter sogar recherchiert; zum Beispiel im Thesaurus oder im Lexikon nachschaut, um Worte zu finden, die passend sind und dir vielleicht nicht auf der Zunge liegen. Insofern ist es manchmal ein Zufliegen, manchmal harte Arbeit. Wichtig ist, dass man es dem Lied nicht anhört.

Mas: Hast du schon einmal daran gedacht, deine Texte als Buch zu veröffentlichen?

EF: Nein

. Mas: Welches Lied hättest du gerne geschrieben?

EF: „Und Morgen war Krieg“ von Gundermann.

Mas: Bei Subway To Sally singst du ja meistens fremde Texte. Fällt es dir leichter, eigene Texte zu singen oder kannst du dich auch leicht in andere Texte hineinversetzen?

EF: Das ist bei Subway eine ganz besondere Art vom Symbiose, da das Prinzip der Gewaltenteilung schon so lange existiert, dass Bodenski mittlerweile für mich die Texte schreibt, und dass ich wiederum sehr gut in ihn hineinblicken kann und seine Intention verstehen kann und auch in der Lage bin, sie zu interpretieren. Das ist eine Symbiose, wie sie definiert ist.

Mas: Bist du mit der Tournee bis jetzt zufrieden?

EF: Durchaus. Es hat sich bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen das verwirklicht, was ich mir erhofft hatte, nämlich dass sich die Tour, die wir in ähnlicher Form schon Mal vor einem Jahr gemacht haben, ausgewirkt hat. Wir haben dazwischen eigentlich gar keine Zeit, das zu machen, da ich in der Zwischenzeit mit Subway spiele, und in den Städten, in denen wir schon einmal waren sind jetzt immer mehr Leute gekommen als beim letzten Mal. Das ist genau das, was bei Subway am Anfang auch funktioniert hat und ich denke, das wird bei mir auch funktionieren.

Mas: Wie viele Lieder studiert ihr pro Tournee ein?

EF: So 60 bis 70.

Mas: Was nervt dich beim Touren am meisten?

EF: Gereizte Kollegen.

Mas: In welchem Land würdest du gerne einmal spielen, wo du noch nicht gespielt hast?

EF: Wo ich noch nicht gespielt habe... da würde ich den touristischen Aspekt schon vorziehen. Ich hab manchmal bei Subway gemerkt, das im Ausland unsere Musik deswegen nicht wirklich populär ist, weil der Stellenwert der Texte sehr hoch anzusetzen ist. Sofern man sie nicht direkt eins zu eins versteht, und mit der Musik empfinden kann, ist es schwer. Das gleiche würde mir auch passieren, wenn ich jetzt solo irgendwo hingehen würde. Deshalb ist die Frage rein spekulativ; deswegen sage ich touristischer Aspekt, Feuerland oder Island.

Mas: Welches Konzert wirst du nie vergessen?

EF: So einige. Zum Beispiel war das Konzert gestern wundervoll oder das Wacken-Konzert mit Subway im Sommer werde ich nie vergessen; zum ersten Mal im Dunkeln vor ungefähr 36.000 Leuten. Das Anfangskonzert dieser Tour in Wilhelmshaven, wo es unerwartet wundervoll war, werde ich auch nie vergessen. Manchmal sind es viele Sachen, die so etwas bewirken, so ein Beharrungsvermögen, oder eben Tage, an denen alles stimmt, und das war so ein Tag.

Mas: Du planst ja eine Solo-CD. Was genau erwartet den Hörer?

EF: Ich werde einen Teufel tun und das verraten. Ich habe schon ziemlich konkrete Pläne, aber ich muss auch sagen, dass es so bald nicht passieren wird. Diese Zeitfrage ist relativ, aber erst einmal werde ich ab Januar mit meinen Kollegen an der neuen Subway-CD arbeiten, dann schauen wir mal weiter. Es darf und sollte auch nicht miteinander kollidieren. Ich möchte auf keinen Fall zum falschen Zeitpunkt mit einer Solo-CD meiner Band Steine in den Weg werfen. Das würde ich nicht fair finden.

Mas: Was hältst du davon, wenn Leute Konzertmitschnitte von dir auf Ebay verhökern?

EF: Ja, da kann ich nichts dagegen tun. Es ist irgendwo auch ein Beweis der Wertschätzung und des Interesses dafür, aber schön ist es nicht. Da machen Leute Kohle mit Sachen, in die sie nichts investiert haben. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.

Mas: Gehst du privat oft auf Konzerte?

EF: Nicht sehr oft. Mit der Zeit sieht man, insbesondere im Sommer auf den großen Festivals, fast alle Bands, die man jemals sehen wollte. Diesen Sommer habe ich Metallica, Manson und Keith Caputo gesehen; im Grunde jeden. Und wenn ich mir mal was antue, dann ist es entwerde so, dass ich nach einer halben Stunde gehe weil es zu gut ist und ich neidisch werde oder ich gehe nach einer halben Stunde, weil’s so Scheiße ist; bis auf ganz wenige Ausnahmen. Das hat zum Ergebnis, dass ich nicht mehr so oft gehe.

Mas: Wenn du auf ein Konzert gehst: wie lange soll ein Konzert mindestens gehen?

EF: Das kann man so nicht fest machen. Ich finde schon, dass sich so eine Zeit, die respektabel ist, eingebürgert hat. Wo man also nicht wie ich es bei Slipknot in Berlin erlebt habe für 82 Euro 50 Minuten spielt, das finde ich dann schon verarschend, das ist nicht gut. Mit Zugaben - wenn es denn Zugaben gibt - so zwei Stunden finde ich dann schon eine faire Sache; gerade bei Rockmusik sind die Ohren dann erschöpft und am Ende, das reicht dann auch. Ansonsten sollte ein Konzert immer so lange gehen wie die Zuschauer das auch wollen und sie Kraft haben, das zu geben was der Künstler braucht.

Mas: Mit wem würdest du gerne einmal touren?

EF: Mit Rainer und Uwe.

Mas. Mit wem nicht beziehungsweise nicht mehr?

EF: In Extremo.

Mas: Weshalb?

EF: Weil ich mir ihre Musik nicht mehr anhören möchte. Wenn wir mit ihnen auf Tour wären wäre es zwangsläufig, dass ich mir das Zeug anhören möchte, und ich will es einfach nicht mehr hören. Ich finde es einfach nicht mehr gut.

Mas. Für welche Aktion würdest du dich vor den Karren spannen lassen?

EF: Für alle Aktionen,. die diese Welt irgendwie besser machen. Ob das nun diese Sachen sind, die auch ständig im Fernsehen beworben werden, wie Patenschaften für Kinder in Afrika, denen es Scheiße geht, alles das sind Sachen, die grundsätzlich angebracht sind. Wenn ich mal in der Lage bin, da was zu bewegen, dann werde ich immer bereit sein, da was zu tun. Ich werde mit Sicherheit niemals - niemals - für irgendeine Partei etwas machen, aber für Aktionen, die die Welt besser machen, bin ich zu haben.

Mas: Was halten die anderen Subways von deinen Soloaktivitäten?

EF: Das ist ganz verschieden. Manche sehen es nicht so gerne, da es in ihren Augen auch nicht ganz den professionellen Anspruch erfüllt, den wir immer an uns hatten und haben. Es ist auch ein bisschen eine Spaßsache hier, in die wir das Publikum einbeziehen wollen, und da kann schon einmal ein Fehler passieren. Vielleicht ist das der Grund, warum einige ein bisschen nicht in die Hände klatschen, wenn ich wieder so eine Tour mache. Aber grundsätzlich stellen sie mir das frei, und es gibt auch welche, die Beifall klatschen.

Mas: Habt ihr mit Subway To Sally schon mal daran gedacht, ein Unplugged-Alnum aufzunehmen?

EF: Nein.

Mas: Gibt es sonst etwas Neues aus dem Subway-Lager? Kannst du vielleicht schon was zur nächsten CD sagen?

EF: Ja wir werden jetzt noch die Weihnachtstour spielen, dann uns im nächsten halben Jahr bis zum Sommer sehr rar machen und versuchen, die neue Scheibe so weit voranzutreiben, dass sie hoffentlich Ende nächsten Jahres veröffentlicht werden kann. Ob das jetzt Herbst oder Weihnachten ist, kann ich nicht sagen.

Mas: Jetzt die klassischen Schlussfragen: Dein erstes Album?

EF: Eine Platte von Crosby, Stills, Nash & Young, die hieß So Far auf dem Trödelmarkt für 320 Mark.

Mas: Dein letztes Album?

EF: Pothead.

Mas: Dein größter Fehlkauf?

EF: Die Wiener Philharmoniker bei der dritten von Beethoven. Voll Scheiße.

Mas: Dein absolutes Lieblingsalbum?

EF: Rumours von Fleetwood Mac.

Mas: Deine Neuentdeckung des Jahres?

EF: Keine.

Mas: Deine Enttäuschung des Jahres?

EF: Der Erdbeermund von In Extremo.

Mas: Die finalen Fragen: Welches Lied soll auf deiner Beerdigung laufen?

EF: Das Gras in S von Hans-Eckhardt Wenzel.

Mas: Was soll auf deinen Grabstein stehen?

EF: Er hat gewusst, dass er sterben muss.

Mas: Irgendwelche letzten Worte?

EF: Amen.

Mas: Danke für das Interview.

EF: Ich danke auch.

Sascha Christ


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